Seiten-Blicke: Kulinarisches Plachandern

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Geschmackvoll: Kulinarisches Erbe verpflichtet

Wenn ein gebürtiger Sachsen-Anhaltiner und ein Erzgebirger aufeinander treffen, was kann da wohl geschmacklich  harmonieren? Es sei denn, man trifft sich auf einer anderen kulinarischen Ebene oder Region. Das kann durchaus passieren, wenn  man eine Beziehung in  die frühere ostpreußische Region hat. So geschehen zwischen zwei "Typen", die Kochen als Passsion verstehen. Es ist in jeder Beziehung köstlich, was dabei herauskommt. Erst die nahezu grandiose Idee, ostpreußische Küche neu interpretieren und tradierten Gerichte neuen geschmacklichen Pfiff zu verleihen. Dafür bietet die  ostpreußisch-masurische Küche ein schier unerschöpfliches kochendes Reservoir.  Warum also nicht einmal frech und frei etwas wagen, was ganz neue geschmackliche und visuelle Erlebnisse bietet. Mut zum Risiko ist dabei immer ebenso gefragt, wie der Anspruch, abseits von Sterneküche etwas zu wagen, das Anspruch und Geschmack miteinander verbindet. Kramen Sie also getrost mal etwas in  der vermeintlichen kulinarischen Mottenküche und überraschen Sie mich und die Leser. Wie Sie mich erreichen, wissen  Sie ja...

Hagenow Heide. Wenn zwei Hobbyköche miteinander schnacken, geht es amüsant und schmackhaft zu. Und er war schon immer mein  kochender Wunschpartner. Und schließlich habe ich Ekkehard "Ekke" Hahn doch noch zum kulinarischen Stelldichein bewegen können. Denn ich wusste, der frühere Liebling des Schweriner Staatstheaters ist ein  leidenschaftlicher Hobbykoch. Zwei Männer, ein Gedanke. Der wurde mit der Idee verbunden, einmal ausführlich zu plachandern.

Das heißt auf gut norddeutsch nicht mehr und nicht weniger, auf "ostpreissische Art" miteinander über kulinarische Traditionen und Ambitionen zu schnacken. Dabei haben wir nur weitläufigem Verbindungen zu dieser Gegend. Hahn hatte seine ostpreußische Tante Lene, die zwar geizig, aber kulinarisch geschmackvoll war. Und ich bin der Sohn eines gebürtigen Königsbergers, der in einst in der Stadt an der Memel Bäcker und Konditor gelernt hat, aber seit 1946 im Erzgebirge sesshaft wurde.

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Aber Geschmack verbindet eben. Schauspieler Ekkehard Hahn hat seine Liebe zum Kochen, ebenso wie ich, seiner Mutter zu verdanken. Die war, O-Ton Hahn: "...eine wunderbare Köchin, die aus allem etwas zaubern konnte."


Geht mir auch so. Ich habe meiner Mutter schon in Kindheitstagen von der Küchen-Chaiselongue, oder soll man heute lieber Couch sagen, viel abgeschaut, was und wie in die Töpfe und Pfannen wanderte.  Noch einprägsamer aber war meine Tante Emma Koch (nomen est omen), die in einem Arzthaushalt nicht nur das Küchenzepter schwang, sondern als Hauswirtschafterin die gute Seele war. Die konnte perfekt kochen. Das habe ich aber erst später wirklich realisiert und schätzen gelernt.

Hahn und mich verbindet auch die Liebe zur deftig-würzigen (sprich: scharfen) Küche. Schon in  Kindheitstagen war Paprika mein "Lieblingsessen". Bei jedem Besuch im Ratskeller in erzgebirgischen  Aue war meine klare Ansage "Paprikaschnitzel". Fingerdick mit Paprikapulver "garniert". Ein Horror für einen gelernten Koch, aber für mich eben schmackhaft.

Ekke Hahn dagegen hat seine würzig-kochende Vorliebe in Ungarn kennen und schätzen gelernt. Mit Begeisterung erzählt er mir von einem Koch im Budapester Gellert-Hotel, der ihm pikant-scharfe Rezepte von Paprikan-Huhn, Jungfernbraten (bitte kein gedankliches Klischee), Fischsuppe und Krautvariationen aller Art beibrachte.

Dank unserer Vorliebe für ostpreußische Küche, Hahn ist diesbezüglích als hervorragend mundartlicher "Plachanderer" und kulinarischer Bekenner bekannt, haben wir uns aber darauf geeinigt, diese Küche einmal neu interpretieren zu lassen. Das ist, meinen wir, dank ideenreicher Spitzenköche gut gelungen. Und ist ein Anreiz, sich selbst einmal auszuprobieren, was man so alles auf der Pfanne hat.


Danke für den kulinarischen Nachmittag, lieber Ekkehard Hahn. Wie Sie möchte ich auch einmal mit Johannes King auf Sylt, aber auch mal mit Gewürz-Legende Ingo Holland kochen. In diesem Sinne: Man sieht sich...

Diese Kolumne und dieser Beitrag erschienen im Rahmen der Seite
"Kochen & genießen" in der Schweriner Volkszeitung vom 28. Juli 2015.

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