Seiten-Blicke: Einfach gut essen am Schalsee

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Geschmackvoll: Frische Fische, gute Fische

Kennen Sie das noch: Gastmahl des Meeres? Früher hatte jede größere Stadt von Kap Arkona bis in den Thüringer Wald, die etwas auf sich hielt, eine solche Fischgaststätte. Und diese Lokalitäten waren immer richtig gut besucht. Sicher sind die kulinarischen Möglichkeiten seinerzeit nicht mit den heutigen zu vergleichen. Aber "gaud smeckt" hat das allemal. Heute sind solche speziellen Restaurants nicht mehr ausschließlich auf Fisch & Meeresfrüchte spezialisiert. Meist ist damit auch vor allem auch regional-deftige Küche verbunden. Davon hat der kulinarische Nordosten reichlich zu bieten. Von der Elbe über die Müritz und andere zahllose Seen bis hin nach Usedom bieten die Küchenchefs von Häusern aller Couleur ebenso schmackhafte wie fantasievolle Fischgerichte an. Das geht weit über den bekannten Spruch des DDR-Fischkochs Rudolf Kroboth vom "säubern, säuern, salzen" hinaus. Was nicht heißt, dass der Mann mit der dunklen Brille und dem Menjoubart ein weniger guter Koch war. Obwohl er eigentlich als Werbeleiter bei der Staatlichen Fischindustrie in Rostock-Marienehe arbeitete. Das Motto war also früher wie heute: Ideen muss man haben. Bleiben Sie in diesem Sinne schön neugierig, wo die besten Fisch-Ideen zu finden sind. Und Sie wissen ja, der positive Nebeneffekt beim Fisch ist schließlich, dass er auch im Magen gut schwimmen soll.

Zarrentin. Mein Freund Willi stammt aus Aachen, also ganz weit im Westen der Republik. Er wohnt aber schon gut 20 Jahre in Mecklenburg und fühlt sich im Nordosten sehr wohl. Wenn ihm einmal der Zahn nach einer guten Fischmahlzeit tropft, gibt es für ihn meist nur ein Ziel: Das Fischhaus am Schaalsee. Seit Tipp: "Schau dich dort mal um, das wird dir gut gefallen." Er hat's gesagt, ich hab's getan. Und war freudig überrascht: Das Haus hält, was es vom Namen her verspricht. Die übersichtliche, aber durchaus reichhaltige Karte bietet Fisch in vielen Variationen, aber auch eine anspruchsvolle, deftige Landhausküche. Ganz, wie man es im Umfeld des Schaalsees erwartet.

Gastgeber Jens Niemann: "Wir bieten bodenständige und authentische Küche und verarbeiten vorwiegend Produkte aus der Region." Das kulinarische Credo des Hauses, so Niemann weiter, ist simpel und lautet: Einfach gut essen am Schaalsee. Und das kann man in dem schlichten, aber stilvollen Restaurant gar trefflich. Das Team um Küchenchef Daniel Behm achtet sehr auf die Qualität der Waren und Sorgfalt bei der Verarbeitung. Nach seinem Anspruch an die Verarbeitung und Präsentation der einzelnen Gerichte gefragt, erklärt Behm: "Manchmal ist weniger mehr. Schließlich  isst ja auch das Auge mit. Aber keine Angst, bei uns ist noch jeder satt geworden."

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Auch bezüglich eines ausgesprochen regional-bezogenen 4-Gänge-Menüs mit der Schwerpunkt Fisch bleiben der Gastgeber und sein Küchenchef keine Antwort schuldig. Sie würden ein Räucherfischmousse auf Pumpernickel als Vorspeise servieren, dem eine deftige Zarrentiner Fischsuppe folgt. Als Hauptgang empfiehlt der Küchenchef ein Filet von der Edelmaräne. Aus dem Schaalsee, versteht sich. Und als Abschluss gibt es eine Dessert-Variation aus regionalem Obst wie Äpfeln und Birnen mit einem Schuss süßer Sahne. Das sind doch Angebote, oder...

Ich probierte im Fischhaus den Zarrentiner Fischtopf, bestehend aus kleinen Fischfilets mit Gemüsestreifen in Sahne geschwenkt und Gemüsereis. Da kann man nicht meckern. Alles geschmacklich sehr stimmig und gut gewürzt. Auch der Pannfisch von Edelmaräne und Forelle, oder das Fischschaschlik hätten mich gereizt. Das hebe ich mir für den nächsten Besuch auf. Der kulinarische Renner im Fischhaus ist übrigens die Schaalseepfanne für zwei Personen mit Filets von Edelmaräne, Forelle und Wels, verrät mir Jens Niemann.

Der Gast kann übrigens dem Koch buchstäblich über die Schulter schauen, denn die Küche ist über ein Fenster einsehbar. Alles tipptopp und blitzsauber, eben so, wie es sein muss. Aber immerhin: Ich kenne in meinem Umfeld auch Gaststätten, da esse ich nicht mehr, weil ich weiß, wie die Küche aussieht.

Der Fisch wie Maränen und Saibling kommt, wie könnte  es anders sein, zum großen Teil aus Mecklenburger Seen. Darauf legt Jens Niemann auch großen Wert: "Die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern und Fischern ist mir sehr wichtig. Und für unsere Gäste ist auch von Bedeutung, dass ich sie an den Schaalsee zu den Fischern schicken kann. Da sehen sie, wie frisch unsere Ware ist und erhalten von den Fischern noch eine Menge Tipps, wie man am besten mit Fisch umgeht."

Fazit: Die Fischhausküche ist sehr empfehlenswert. Sie ist frisch, überschaubar und handwerklich geradlinig ohne Schnickschnack. Einem Gourmet-Anspruch fühlt sich der Küchenchef aber nicht verpflichtet. Daniel Behm: "Das erwartet man hier auch nicht. Gourmetküche ist ein besonderes Erlebnis in Verbindung von Geschmack, Optik und Präsentation."  Augenzwinkernd fügt er aber noch hinzu, dass auch ein gut zubereitetes Filet von der Edelmaräne oder dem Steinbeißer den geschmacklichen Vergleich zur Gourmetküche nicht zu scheuen braucht. Behm: "Denn in Sachen Qualität machen wir keine Abstriche. Das kann der Gast auch auf dem Teller nachvollziehen." Bleibt noch nachzutragen, dass neben dem Besuch des Fischhauses vor allem auch ein ausführlicher Schaalseespaziergang etwas sehr Entspannendes hat. Und wer diese Idylle länger genießen möchte, kann im angeschlossenen Hotel auch ländlich-fein logieren.

Diese Kolumne und dieser Beitrag erschienen im Rahmen der Seite
"Kochen & genießen" in der Schweriner Volkszeitung vom 18. November 2014.

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