25 Jahre MV – 25 Köpfe: Gewissen in Aufruhr – Dr. Reinhard Dettmann

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Der Teterower Bürgermeister sieht 25 Jahre Amtszeit als Geschenk an

TETEROW   Dr. Reinhard Dettmann übt sein Amt des Bürgermeisters in Teterow seit 9134 Tagen aus. Das sind 25 Jahre und drei Tage. Grund genug, um am vergangenen Wochenende mit vielen Gratulanten auf das Jubiläum anzustoßen. Der promovierte Physiker kam während der Wendezeit in die Politik, und sagte im Frühjahr 1990 nicht Nein, als man ihn fragte, ob er als Bürgermeister für seine Geburtsstadt kandidieren möchte. Dettmann: "Mein Interesse, geprägt durch die rasante Entwicklung, war vorhanden. Ich wollte mitgestalten und durch meinen beruflichen Sinn für Struktur und Ordnung etwas bewegen."


An die Anfänge kann er sich sehr gut erinnern, war von dem Gefühl beseelt, dass sich gesellschaftlich nun endlich etwas bewegt, und von der Hoffnung getragen, dass für seine Kinder nun alles besser wird. "Sie sollten die Welt kennenlernen und alle Möglichkeiten beruflicher Entwicklung ausschöpfen können", so der Vater zweier Töchter und zweier Söhne. Angetreten war er als Parteiloser. Bei diesem Status ist es geblieben. Er sei dankbar, so Dettmann, dass er politisch sich nie binden musste, sondern die Herausforderung angenommen hatte, mit Ideen und Worten zu überzeugen. Diesem Anspruch habe er sich stets gestellt und mit der Verwaltung Projekte konzeptionell und inhaltlich vorbereitet, die von dem Motto geprägt waren "Suchet der Stadt Bestes".

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Als einen Bonus für das langjährige Amt sieht er seinen parteilosen Status übrigens nicht an. "Ich halte es einfach für ein Geschenk, so lange wirken zu können. Wir haben uns auf die kommunalpolitischen Fahnen geschrieben, das Neue zu wagen und das gute Traditionelle zu bewahren. Dafür braucht man natürlich auch das Gespür für politische Mehrheiten", weiß der Bürgermeister. In diesem Sinne habe sich seit 1990 ein enormer Strukturwandel in der Stadt vollzogen. Dazu zählt er die Ansiedlung einer stattlichen Anzahl zukunftsorientierter Unternehmen ebenso, wie die Stadtsanierung und den stringenten Ausbau der Infrastruktur. Im Übrigen fühle er sich auch nach 25 Jahren als Bürgermeister nicht als kommunalpolitisches Schlachtross. "Ich fühle mich einfach anerkannt und bestätigt", versichert Dettmann schmunzelnd, der auch durch seine Affinität zur niederdeutschen Sprache bekannt ist.


Seit 1999 ist er darüber hinaus als Vorsitzender des Städte- und Gemeindetages MV (StGT) sozusagen oberster Kommunalpolitiker des Landes. In dieser Funktion kommt es ihm darauf an, der Landespolitik den Spiegel vorzuhalten, wie kommunenfreundlich und auf das Wohl der Städte und Gemeinden sie gerichtet ist. Das ist für ihn eine Daueraufgabe und bedarf einiger Beharrlichkeit und auch parteiübergreifender Kontakte. Und er weiß, dass auch für die weitere wirtschaftliche Entwicklung und Ansiedlung von Industrie und Gewerbe der Ausbau des Breitband-Internetzugangs von höchster Priorität ist. "Dem müssen sich Kommunen und Landespolitik im besonderen Maße verpflichtet fühlen", so sein Kommentar.


Ein unerfreuliches Erlebnis im Rahmen seiner Tätigkeit im StGT war die eher zufällige Enttarnung seines ehemaligen Geschäftsführers Michael Thomalla als Stasi-IM "Mike König". Auf entsprechende Nachfragen reagiert Dr. Dettmann betroffen und sichtlich verärgert: "Das bringt mein Gemüt in Aufruhr. Ich bin es leid, dieses Thema immer wieder kommentieren zu müssen. Der Mann hat sich sein gut dotiertes Amt mit einer durch nichts zu rechtfertigenden Lüge erschlichen. Und ich stehe nach wie vor dazu, dass seine Entlassung richtig und die einzige Alternative war. Wir sind 1989 nicht auf die Straße gegangen, um Spitzeln in Spitzenämtern wieder eine Plattform zu geben." Sprach's und drehte sich kurz ab, um durchzuatmen und seine Gefühle zu zähmen.


An Aufhören denkt der 65-Jährige übrigens noch mit keiner Silbe. Er sei, so Dettmann, noch drei Jahre im Amt und kann sich (s)einen Ruhestand überhaupt noch nicht vorstellen. Aber wenn die Zeit heran ist, wird er mit seiner Frau sicherlich verstärkt die Welt bereisen um seinen Hunger nach Kunst und Kultur zu stillen. "Und schließlich sind da ja auch noch die Enkel, mit denen man viel Freude haben kann", denkt er mit einem vielsagendem Lächeln in die Zukunft.

Dieser Beitrag erschien am 9. Juni 2015 in der Schweriner Volkszeitung.

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