25 Jahre MV – 25 Köpfe: Der Mann mit dem Zauberhut – Dr. Harald Lochotzke

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Dr. Harald Lochotzke will mit seinen Projekten Rostocks Stadtbild nachhaltig bereichern

ROSTOCK   Wer versucht, sich über Google und Co.  ein Bild von Harald Lochotzke zu verschaffen, dem kann durchaus der Eindruck entstehen, dass es sich bei dem hochgewachsenen Endfünfziger um einen schrillen Paradiesvogel handelt. Wenn man aber dem promovierten Ökonom gegenübersitzt, bleibt davon nichts mehr übrig. Allenfalls seine aschblond wallende Mähne und die modische  Kleidung samt schmückender Accessoires heben ihn äußerlich etwas ab. Ansonsten merkt man an seinen Gesten, seiner ruhigen, aber bestimmten Art: Der Mann ist mit sich im Reinen, ruht in sich.

Beim Recherchieren über ihn findet man viele Bezeichnungen: Visionär, Projektentwickler, Bauherr, umtriebiger Geschäftsmann... Was macht den originären Dr. Harald Lochotzke aus, was treibt ihn an? Er stutzt kurz, lächelt und meint vielsagend: "Ganz einfach die Neugier und das Wissen um die Verantwortung, die Fragen des Alltags, vor allem auch in wirtschaftlicher Hinsicht, beantworten zu können." Vom Kern her ist er aber wohl Projektentwickler, das habe er sein Leben lang in verschiedensten Verantwortungsbereichen gemacht, so Lochotzke. Und er fügt hinzu, dass Projektentwicklung lediglich den Beginn eines Weges ausmacht, der sich nicht durch das Ziel einengen lassen darf. "Ich schütze mich davor, dass ich weiß, wie es endet, in dem ich die Fragen jeden Tag neu stelle", so sein Kommentar.

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Von der Wende in seinem Land DDR hat Lochotzke auf Kuba erfahren. Und musste sich angesichts dieser Nachricht erstmal "ein paar Mochito reinziehen". Überwogen habe seinerzeit, so Lochotzke, der Faktor Überraschung. Die Dimension der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung war zu diesem Zeitpunkt nicht nur für ihn nicht erkennbar. Seiner Heimatstadt Rostock, seinem Land den Rücken zu kehren, oder gar auszuwandern, kam ihm jedoch nie nur im Ansatz in den Sinn.


Harald Lochotzke "machte fortan in Immobilien", nachdem ein Einstieg in die IT-Branche nicht die gewünschten Ergebnisse zeitigte. Inzwischen ist er der unumstrittene Platzhirsch in der Immobilienszene, gilt als knallharter Geschäftsmann in der heiß umkämpften Szene. Mit diesem Bild konfrontiert, winkt Lochotzke ab: "Ich habe die Szene nie als heiß umkämpft wahrgenommen. Aber ich wollte auch nie Standorte, die andere nicht wollten. Getroffen habe ich meine Entscheidungen immer für das Projekt und nicht aus Gründen für oder gegen jemand." Obwohl er heute weiß, dass die Realität anders war...


Über Geld redet Lochotzke nicht. Und auch nicht darüber, woher die Millionen für Projekte wie die Deutsche Med im Herzen Rostocks herkommen. "Ich weiß, man will mich damit immer wieder mit dubiosen Quellen zu angeblichen Ko-Ko-Millionen in Verbindung bringen. Ich sage dazu nur, dass alle meine Projekte ausschließlich von bundesdeutschen Banken finanziert wurden." Das musste seinerzeit auch Focus-Herausgeber Helmut Markwort akzeptieren, der ihm in einem Prozess vor dem Landgericht München unterlag. Im Übrigen, trotz aller Unkenrufe über Leerstände und Probleme in der Deutschen Med, sei gerade dieses Projekt eines seiner erfolgreichsten. "Wenn es nach Problemen aussieht, dann ist es, dass man nur sieht, was es einmal werden sollte. Die Realität war eben anders, und gerade das ist für mich der Beweis für wirklichen Erfolg, wenn man die Zielstellungen permanent in Frage stellt und an die Gegebenheiten anpasst", so Lochotzke.


Dass er im Jahr 2003 als Motor der Olympiabewerbung Rostock 2012 als Stasi-IM enttarnt wurde, kommentiert Lochotzke salomonisch: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Bewerbung dem einen oder anderen nicht so glücklich gemacht hat, wie uns." Zu seiner IM-Tätigkeit aber stellt er ohne weiteren Kommentar klar, dass das für ihn nicht mehr wichtig war und ist. Er stehe, so Lochotzke, auch heute noch zu jeder Entscheidung, die er in seinem Leben getroffen habe. Im Übrigen sei er dafür dankbar, was ihm die DDR an Entwicklungsmöglichkeiten geboten habe. "Diese Möglichkeiten hätte ich in den gebrauchten Bundesländern wohl eher nicht gehabt", fügt er schmunzelnd hinzu.


Nahezu euphorisch wird Lochotzke bei seinem Zauberhut-Projekt "Theater auf der Warnow", das auf über 60 Hektar entstehen kann. Das biete, so der visionäre Projektentwickler, eine völlig neue Dimension in der Stadtentwicklung und geht weit über die aktuelle Theaterdiskussion hinaus. Der Standort am alten Stadthafen sei einzigartig in Europa und eine unglaubliche Chance für die Hansestadt, schwärmt Lochotzke. Er ergänzt: "Der Rohbau des Theaters wäre übrigens ein Geschenk für die Stadt. Nun bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger sich verhalten. Die bisherige Diskussion dazu war mir jedenfalls zu flach." Dass er nie auf die Idee kam, selbst in die Politik zu gehen, begründet er mit dem Argument, dass er mit seinen Projekten viel mehr Politik mache, als er es als Politiker je erreichen könnte.


Seine Vision für Rostock und das Land erklärt Lochotzke so: "Wir haben die Aufgabe, Stadt und Land spannend für die Bürger und ihre Gäste zu gestalten. Und wir müssen die Leute über die Umsetzung von Ideen für dieses einmalige System M-V begeistern und den wahnsinnigen Kontrast zwischen stiller und lauter Musik in allen Facetten spielen." Sein Motto lautet übrigens: "Das Leben ist schön". Diesen Satz hat er sich als Marke schützen lassen. Und er lebt ihn täglich in vollen Zügen.

Dieser Beitrag erschien am 4. August 2015 in der Schweriner Volkszeitung.

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