Für Wiesen habe ich ein ausgeprägtes Faible. Das ist vor allem dem irren Duft und den damit verbundenen Möglichkeiten genuss- und lustvoller Entspannung in Wald und Flur geschuldet. Schon in meiner späten Schulzeit staunte mein Deutschlehrer nicht schlecht, was ich im Rahmen eines Aufsatzes ohne vorgegebenes Thema binnen vier Schulstunden in zwei (!) Schulheften sommerwiesenblumig zu Papier brachte. Warum auch nicht, wenn die Schmetterlinge flattern … Demzufolge hatte und habe ich auch kulinarisch immer einen Hang zu grün-bestückten Tellern. Anfangs abseits von Spinat, versteht sich. Im Laufe der Jahre hat sich das auch geändert. Blattspinat gehört längst zu den Zutaten, wenn ich geschmacklich grün kreiere.
Eine recht sommer-wiesige, leichte Mahlzeit möchte ich Ihnen heute auftischen. Soll auch heißen, das Grün wird farblich bunt ergänzt. Dafür halbieren oder vierteln Sie zunächst eine ausreichend große Menge an kleinen, neuen Kartoffeln, die Sie in einer Schüssel mit geriebenem Hartkäse Ihrer Wahl, etwas Öl sowie Paprikapulver, Salz und Pfeffer vermengen.
Dann die gewürzten Tüffels, oder wie immer die Knollen in Ihrer Region genannt werden, auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech belegen und im Herd bei etwa 210 Grad Umluft bis zu einer halben Stunde goldbraun garen. Nach der Hälfte der Backzeit fügen Sie dem Blech noch eine in grobe Spalten geschnittene rote Zwiebel sowie halbierte Champignons bei. Das Gemüse wird auch mit Öl, Salz und Pfeffer vermengt.
Den Grün-Anteil des Ganzen übernehmen Kräuter und Bohnen. Für die Kräuter gibt es fertige Mixe. Oder Sie hacken alles Grüne, was Ihnen vor’s Messer läuft: Kerbel, Kresse, Petersilie, Sauerampfer, Schnittlauch, Borretsch … Hab‘ ich ein Glück, das wächst alles auf meinem Balkon. Nur Dill gehört nicht zu meinen Lieblingskräutern. Der gehört da sowieso nicht rein. Die Kräuter werden nun mit etwas Senf, Öl, Weißweinessig, Salz und Pfeffer sowie Joghurt zu einer sämig-wiesigen Soße püriert. Die etwa zehn Minuten gegarten, halbierten Bohnen vermengen Sie in einer Schüssel mit Öl, Weinessig sowie Zucker, Salz und Pfeffer. Mengenangaben gebe ich nicht vor. Trauen Sie sich, Ihren Geschmack auszuleben.
Nun darf schon wiesig angerichtet werden: Die goldbraunen Kartoffeln in die Mitte, die grüne Soße ringsherum und die Bohnen daneben. Das wird ein echtes, geschmackliches Sommergedicht. Wenn Sie mögen, können Sie final auch noch Brösel von Schafs- oder Hirtenkäse streuen und mit kleinen, essbaren Blüten wie Schlüssel- und Ringelblumen oder Salbei garnieren. Auch das wächst bei mir auf Balkonien.
Diese Kost kann man natürlich fleischig aufmunitionieren. Wiesentechnisch bieten sich dafür Salzwiesenhühner oder -lämmer an, wie sie in nördlichen Gefilden gehalten werden und erhältlich sind. Dafür gebe ich Ihnen in meiner virtuellen Rezeptothek geschmackvolle Anregungen. Nach dieser kulinarischen Lustbarkeit ist es keine schlechte Idee, sich entspannt auf die Wiese zu legen, wie es Veronika Fischer besingt. Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juni soll daran erinnern, dass der Sommer auch die Hohe Zeit süßer Verführungen ist.
Diese Kolumne erschien am 8.6.2024 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.