Geschmackssache: Max is(s)t verlegen …

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Gemüse-Schnitzel

Wenn ich in meinen jungen Jahren in einer Gaststätte gefragt wurde, was ich essen möchte, war ich nie um die klare Antwort verlegen: Schnitzel. Ohne jeden Schnickschnack, meist mit Bratkartoffeln und richtig viel Paprikapulver. Später kam auch noch ordentlich Letscho dazu. Dann nannte sich das Ding Zigeunerschnitzel. Das ist es für mich sprachlich auch heute noch. Und samstags gab es manchmal Jägerschnitzel. Das ist genau genommen panierte Jagdwurst. Und keiner regt sich über diese „unerhörte“ Bezeichnung auf.


Dass ich allerdings auch mal auf den geschmacklichen Trip von Gemüseschnitzel kommen würde, hätte ich nie gedacht. Aber es heißt ja: Genieße Gemüse … Genug kreativen geschmacklich-kombinatorischen Spielraum bietet diese Variante auf jeden Fall. Verarbeiten können Sie dazu nahezu alles, was sich Gemüse nennt. Die Palette reicht von Blumenkohl, Zucchini und Knollensellerie über Kohlrabi bis hin zu pikanten Krautschnitzel-Ideen. Dann woll’n wir mal: Ich schlage Ihnen ein Weißkrautschnitzel mit pikanter Soße vor, wie ich es einmal im Hessen-TV gesehen habe.

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Dazu schneiden Sie einen kleinen Kopf Weißkohl in fingerdicke Scheiben und legen sie beispielsweise in einer größeren Auflaufform aus. Sodann mischen Sie eine Marinade an, die Sie aus zwei, besser: drei, zerdrückten Knoblauchzehen, gut acht Esslöffeln Olivenöl, knapp zwei Esslöffeln Essig und etwa sechs Esslöffeln Wasser zubereiten und mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver anreichern. Alles gut verrühren und drei Fünftel davon über den Kohl gießen und eine reichliche Stunde einziehen lassen. Danach heben Sie das Ganze auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech, verteilen den Rest Marinade darüber und backen die Schnitzel bei etwa 180 Grad Ober- und Unterhitze auf Sicht eine halbe Stunde.


In der Zwischenzeit haben Sie die Gelegenheit für die Zubereitung einer Soße, die Ihnen auch viel geschmacklichen Spielraum lässt. Eine Variante davon geht so: Schneiden Sie je zwei kleine Zwiebeln und Knoblauchzehen in kleine Würfel sowie den restlichen Kohl in kleine Streifen und braten alles in Öl an. Dazu kommt ein reichlicher Esslöffel Tomatenmark. Abgelöscht wird schließlich mit knapp einem Liter Gemüse- oder Fleischbrühe. Abgeschmeckt wird mit Salz und Pfeffer. Als milde Zugabe jubeln Sie dem Ganzen ein paar Thymianzweige unter. Dann eine halbe Stunde köcheln lassen, Zweige raus und die Soße pürieren. Final an den Krautschnitzeln anrichten. Verdrücken können Sie das Gemüse-Fleisch-Imitat samt der Soße pur. Aber ein frisches Baguette ist auch keine üble Ergänzung. Ein Wein sowieso.


Ich habe meine Schnitzelplatte noch mit ein paar panierten Zucchini- und Knollensellerie-Schnitzeln ergänzt. Dazu und für weitere vegetarisch-schnitzelige Ideen hilft Ihnen wie immer meine virtuelle Rezeptothek auf die Sprünge. Regelrecht verlegen aber war ich, als ich auf meinem Teller noch ein klitzekleines fleischiges Schnitzelchen fand, das ich mit Feta überbacken hatte. Sorry, kann ja mal vorkommen. In diesem Sinne: Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juli zeigt ein Gericht  im Rahmen der Veranstaltung "Siewert & Friends" im Grand Hotel Heiligendamm im Juni 2023.

Diese  Kolumne erschien am 5.7.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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