Geschmackssache: Max is(s)t vergesslich …

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Steak mit Selleriecreme

Man sagt mir ein gutes Namens- und Zahlengedächtnis nach. So habe ich eine ehemalige Mitschülerin aus dem Erzgebirge nach über 40 Jahren in Schwerin sogar bereits von hinten erkannt. Und wenn ich einem Gesicht nicht sofort den Namen zuordnen kann, bemühe ich gedanklich das Alphabet auf und ab, bis ich selbigen gefunden habe, oder er mir urplötzlich wieder einfällt. Ähnlich geht es mir mit Telefonnummern und Daten von Geburts- und Hochzeitstagen. Und wenn ich ein Datum mal vergesse, dann ist das meist Taktik. Soll heißen: Bestimmte Tage ignoriere ich vom Anlass her. Das trifft auf Halloween und Valentinstag ebenso wie auf andere „Jubeltage“ Anfang Oktober zu.


Den vordergründig-kommerzialisierten „Tag der Liebenden“ beispielsweise meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Denn Liebe sollte das ganze Jahr begleiten und ohne feste Daten mit kleinen Überraschungen aufwarten. Kulinarisch ist das für mich stets eine anregende Übung: Gemeinsames Kochen ist schließlich eine sinnliche-verspielte Anregung, die kein Valentin ersetzen kann. Probieren Sie sich doch einmal an aphrodisierenden Speisen aus. Auf diese Fährte möchte ich Sie heute locken.

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Es gibt ein deftig-pikantes Steak mit einer Selleriecreme. Nehmen Sie pro Person ein gut portioniertes Steak, gern auch Kotelett oder Schnitzel vom Schwein, Hammel oder Lamm, reiben es mit je einem halben Teelöffel zerstoßener Pfeffer- und Senfkörner sowie je einer zerdrückten Knoblauchzehe kräftig ein und bestreichen es mit Olivenöl. Mit ein paar Minzeblättern bedeckt haben die Steaks nun zwei Stunden Zeit zum Marinieren, werden danach je nach gewünschter Garstufe beidseitig gebraten und dann sofort mit Petersilienbutter, Baguette und der Selleriecreme aufgetischt.


Für letztere kochen Sie kleine Sellerieknollen samt Schale weich, die noch im warmen Zustand abgelöst wird.  Gewürfelt werden die Knollen nun mit einem Mixer sämig püriert, etwas Sahne hinzugefügt sowie mit Salz, Pfeffer und reichlich Muskatnuss abgeschmeckt. Was nicht heißt, dass Sie zwingend das Sprichwort mit dem „Selleriekompott“ für bare Münze müssen. Aber der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge. Diese von mir bereits solo-erprobte Kombination habe ich einmal mehr aus einem der Kochbücher von Ursula Winnington.


Alter Falter, es ist erstaunlich, was die erotisch-sinnlich kochende Autorin in „Aphrodites Gaben“ schon zu tiefsten DDR-Zeiten alles vom Stapel lassen durfte. Immerhin erzählt sie in dem vom Klatschmohn Verlag Rostock wiederaufgelegtem Buch von „natürlichen und zauberischen Mitteln, die Liebe entfachen und zum Beischlaf beflügeln“. Ist also nichts für juvenil-pubertäre Kochanfänger, die noch auf die Wiese des Lebens müssen.


Das hier vorgestellte Fleischgericht gehört übrigens zu einem raffinierten Wintermenü, das die weitgereiste Frau samt einem Krabbensalat, Zitronensuppe und Schokoladeneis entwickelt hat. Wetten, das vergessen Sie nicht so schnell. Und wenn ich es nicht vergesse, koche ich es auch mal im Duett. In diesem Sinne: Mahlzeit.

Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Februar zeigt ein Gericht von Doris Burneleit, Küchenchefin in der "Trattoria Paparazzi" in Berlin: Pasta Casarecce | Lammfilet | Artischocken | Kräuter

Diese  Kolumne erschien am 8.2.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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