Geschmackssache: Max is(s)t unterschiedlich …

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Kartoffel-Pizza MV

Hans Albers sang einst“ „Immer wenn ich glücklich bin, kann ich mir nicht helfen, ich muss weinen …“ Und Heinz Erhardt trällerte: „Immer wenn ich traurig bin, trink ich einen Korn …“ Diese musikalischen Klamotten haben Sie vielleicht schon mal gehört. So geht eben jeder mit Glück und Traurigkeit unterschiedlich um. Mir sieht man beides stets deutlich an. Im Zusammenhang mit „Äten un Drinken“ kommt aber eher meine glückliche Seite zur Geltung. Und erst recht, wenn ich einmal so richtig die geschmacklich-kombinatorische Sau rauslassen kann.


Ganz in diesem Sinn backen wir heute eine „Pizza MV“. Die darf man sowohl in Mecklenburg als auch in Vorpommern essen. Und anderswo sowieso. Denn MV, das Land zum Essen, schmeckt schließlich gut. Die Grundlage für unsere nord(k)östliche Pizza ist kein schnöder Mehlteig. Hier müssen Kartoffeln ran. Davon wird ein gutes Pfund geschält, gewürfelt, in Salzwasser gegart, abgegossen, zu einem Püree gestampft und auf Zimmertemperatur abgekühlt. Diese Masse wird mit zwei Esslöffeln Olivenöl, zwei Eiern und etwa 200 Gramm Mehl, einem Teelöffel Salz und einem halben Teelöffel Pfeffer zu einem Teig verknetet. Den können Sie nun auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu drei oder vier Mini-Pizzen formen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. Das war die Pflicht.

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Für die Kür können Sie Ihrem geschmacklichen Affen reichlich Futter geben. Eine Grundvariante wäre, die Kartoffelfläche mit gut drei Esslöffeln Schmand zu bestreichen, mit Salz und Pfeffer zu würzen und mit hauchdünnen, rohen Kartoffelscheiben sowie deftigem Ziegenkäse, Johannisbeeren und Rosmarin zu belegen. Final wird alles mit etwas Olivenöl beträufelt. Dann kommen die würzigen Dinger rein in den auf 200 Grad Umluft vorgeheizten Backofen und dürfen sich dort eine knappe halbe Stunde aalen, bis sie verlockend goldbraun und knusprig aussehen.


Das war natürlich nur eine von schier unendlich unterschiedlichen Belägen. Dafür habe ich auch meine Heerscharen von Kochprofis aktiviert und geschmackliche Kombinationen eingefordert. Schön für mich, dass das in weiten Teilen meinen eigenen Intentionen entsprach. Als kann ich kulinarisch ja doch kein „kleiner“ Dummer sein. Hier gehört ein Smiley her.


Denkbare Varianten, die keiner großen Anleitung bedürfen, sind im Telegrammstil: Wildschinken - Eingelegter Kürbis - Lauch mit gebeizten Lachs - Sauerkraut mit Kassler - Rote Bete - Linsen und Rauchwurst - Käse und Lauch - Zwiebeln und Speck - Speck und Rahmwirsing - Ziegenkäse mit Feigen und Walnüssen oder Backpflaumen - Aprikose mit Frischkäse - Zander, Blutwurst und Sauerkraut - Räucheraal, Rahmkraut und Apfel und natürlich die nordische Kombination aus Birne, Speck und Bohnen.


Weitere Anregungen gibt’s wie immer in meiner virtuellen Rezeptothek. Und wenn Sie noch andere Ideen haben, freue ich mich auf eine Nachricht. Darauf verlöte ich mir schon jetzt nach meiner Pizza glücklich einen Kümmel vom Stamm „Mann un Fru“. In diesem Sinn: Prost. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Dezember zeigt den 1. Gang eines Menüs im Hotel Elephant Weimar im Rahmen gemeinsamen Kochens von Spitzenkoch Franz Keller vom Falkenhof in Heidenrod in Hessen und Johannes Wallner, Küchenchef im Elephant: Juvenilferkel | Thüringer Trüffel | Bete | Sonnenblumenkerne.

Diese  Kolumne erschien am 15.12.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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