Ein auf Kulinarik spezialisierter Journalist ist immer auf der Suche nach tollen Rezept-Ideen, die man individuell anpassen und weiterentwickeln kann. Meine Kochbuchsammlung hat die 500er-Marke längst überschritten. Anregungen gibt es auch in sozialen Medien wie Facebook. Da wird allerdings oft viel geschmacklich-kombinatorischer Mist fabriziert. Da lob ich mir doch die ganz einfachen Dinge, die mit ein wenig kochendem Mut echte Leckerbissen werden können.
Wie wäre es beispielsweise mit einer Art Strudel-Schnecke, die man kreativ-genussvoll sogar mit resteverwertendem Blattgrün von Gemüse wie Radieschen, Kohlrabi, Rote-Bete, Spinat oder Mangold füllen kann. Dazu wird das Grün gut gewaschen und grob gehackt. Dann werden Frühlingszwiebeln in Ringe geschnitten und mit Öl in einer Pfanne einige Minuten angeschwitzt. Dann kommt das Blattgrün mittenmang. So lange rühren bis es zusammenfällt. Ergänzt wird schließlich mit fein gehacktem Knoblauch und Kräutern wie Dill, Petersilie und Minze. Gewürzt und abgeschmeckt wird mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss. Überschüssige, abgekühlte Flüssigkeit gießen Sie vorsichtig ab. Anschließend können Sie dem Ganzen noch ein verquirltes Ei und nach Belieben Feta und etwas Bulgur zum Aufsaugen von Flüssigkeit unterjubeln.
Das is(s)t für mich aber einseitige Füllkost. Ich bereite auch eine Füllmenge aus gemischtem Hack zu. Das wird gut angebraten, mit fein gewürfelter roter Paprika, Zwiebeln und Knoblauch vermischt und mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver gewürzt. Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, gibt’s noch eine Füllung aus Frischkäse und Frühlingslauch, die mit Salz und etwas Öl zu einer recht konsistenten Masse gerührt wird. Sie können dazu auch Reibekäse Ihrer Wahl nehmen und den mit fein gehacktem Lauch vermischen. Wird ja dann eh alles versteckt.
Nun beginnt die Backzeremonie: Nehmen Sie jeweils zwei Blätter Filot- oder Strudelteig, die es im gut sortierten Handel gibt. Man kann den Teig auch selbst herstellen. Die Anleitung dazu gibt’s neben weiteren füllenden Ideen wie immer in meiner virtuellen Rezeptothek. Von den Teigblättern werden je zwei zu einem größeren Rechteck gelegt und mit Öl oder geschmolzener Butter bestrichen. Darauf kommt nun am oberen Ende die Füllung und alles wird mit gebotener Vorsicht zu einer Art Teigwurst aufgerollt und in eine gefettete runde Backform gelegt. Dem fügen Sie die weiteren gefüllten „Würste“ hinzu, so dass eine Schnecke entsteht, die mit Öl bestrichen und mit Kümmel oder Sesam betreut bestreut wird.
Sie hat nun das Vergnügen, bei 180 Grad eine Dreiviertelstunde goldelb-knusprig gebacken zu werden. Alles etwas abkühlen, aber noch warm servieren. Dazu ein Glas Wein. Mehr muss nicht sein. Damit ich weiß, welche Happen ich bevorzugen muss, merke ich mir natürlich die schneckige Reihenfolge. Man kann auch kleine Fähnchen einstecken. Die hatten ja früher an einem Tag wie heute ganz besondere Bedeutung. In diesem Sinne: Es lebe die Kreativität …
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Oktober 2021 stammt aus dem aktuellen Menü im Restaurant "Cube by Mika" in Schwerin: Kabeljau / Ingwer / Karotte / Krustentierschaum
Diese Kolumne erschien am 7.10.2021 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung, den Norddeutschen Neuesten Nachrichten, der Neuen Osnabrücker Zeitung und ihren Partnermedien sowie dem Beig Verlag Pinneberg und vier Ausgaben des SH:Z Verlages.