Geschmackssache: Max is(s)t solidarisch …

kulinarische-kolumne-maerz-22

Pelmeni-Variationen

In meiner bekannt liebenswürdigen Art vorab die klare Ansage: Der wahnwitzige, den Völkerfrieden bedrohenden Krieg Russlands gegen die Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen. Basta, würde ein ehemaliger deutscher Politiker sagen. Der aber findet bisher noch nicht einmal klare, öffentliche Worte gegen den kriegführenden russischen Machthaber.


So weit, so schlecht: Obwohl meine Großmutter jetzt gesagt hätte, dass Politik in der Küche nichts zu suchen hat, bin ich schon der Meinung, dass man auch und gerade in kulinarischer Hinsicht das Gemeinsame suchen sollte. Forderungen nach Boykott von russischen Restaurants, dem Ausschluss russischer Produkte oder dem Streichen russischer Bezeichnungen auf Speisekarten entsprechen diesem Gedanken leider nicht. Deshalb könnte man gerade jetzt zumindest symbolisch gemeinsam an den Kochtopf gehen und bekunden, dass das Volk für seine Politiker nichts kann. Außer, dass es sie gewählt hat. Aber das wird jetzt echt zu polemisch …

rot-rot-4

Die in der Ukraine und in Russland gleichermaßen bekannten Teigtaschen gibt es auch in recht guter Qualität im Supermarkt sowie im Lebensmittel-Fachhandel. Und das Grundrezept mit weiteren Pelmeni-Zubereitungen wie Pelmeni-Carbonara finden Sie wie immer in meiner virtuellen Rezeptothek. Bei den Füllungen können Sie in der Selfmade-Variante Ihrem geschmacklichen Affen reichlich Geschmack geben. Erlaubt ist alles, was gefällt: Hackfleisch aller Couleur, Gemüse (Knobi inklusive), Pilze, Kartoffeln oder Käse … Und die Dinger kann man auch gebraten oder mit Käse überbacken „verdrücken“.


Aber immer der Reihe nach: Schneiden Sie zunächst eine stattliche Zwiebel in feine Würfel und schwitzen Sie die in einer hohen Pfanne glasig an. Dann folgen der Zwiebel etwa ein Pfund grob gestückelte Kirsch- oder Roma-Tomaten sowie etwa 250 Milliliter Crème fraîche. Gewürzt und abgeschmeckt wird mit einem guten Esslöffel Chimichurri-Mischung, einem reichlichen Teelöffel gekörnter Gemüsebrühe sowie Salz und Pfeffer. In diese Gemüse-Soße kommen nun die Pelmeni Ihrer Wahl, die Sie noch gefroren oder im frisch zubereiteten Zustand langsam bissfest garen. Anreichern können Sie das Ganze mit Blättern von Babyspinat und einigen halbierten Cocktail-Tomaten. Heiß aufgetischt und garniert wird mit frischer, gehackter Petersilie.


Das schmeckt „ohne alles“, aber auch mit deftigem Weiß- oder Schwarzbrot recht gut. Und als Verteiler geht ein Wodka immer. Das „Wässerchen“ wird ja beileibe nicht nur in der Ukraine oder in Russland getrunken. Meinen Sie nicht auch, dass diese Art der geschmacklichen „Verständigung“ zielführender ist als ein zusätzlicher Kleinkrieg der Völker und gegenseitig geschürter Hass auf Nebenkriegsschauplätzen. Es kann doch, in Abwandlung von dem bekannten Brecht-Spruch, auch mal die Moral (das Nachdenken) vor dem Fressen kommen …


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat März 2022 zeigt die von Tosten Räth, Küchendirektor in der "Bornmühle" in Neubrandenburg, kreierte Vorspeise "Rote-Bete-Schinken mit Linsenkaviar ud Kürbiskern-Knäcke".

Diese  Kolumne erschien am 18.3.2022 in allem Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

Das könnte Sie auch interessieren

Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.