Will man Ernährungswissenschaftlern glauben, bergen Chips durchaus Risiken und Nebenwirkungen in sich. Die Dinger in den Rascheltüten enthalten meist zu viel Fett, zu viel Kalorien und zu viel Salz. Bei mir jedenfalls kommen die dünnen Scheiben nicht mehr auf’s kulinarische Trapez, sprich: auf den Tisch. Was nicht heißt, dass ich etwas gegen knackige Appetitanreger für den Garten-Schnack in angenehmer Runde oder für einen genussvollen Feierabend in trauter Zweisamkeit habe.
So habe ich meine Fühler mal in Richtung Chips „Marke Eigenbau“ ausgerichtet. Und bin beeindruckt, was man diesbezüglich zaubern kann. Außer aus „Kartoffeln mit Geschmack“ kann man die süchtig machenden Snacks aus diversen Zutaten, vor allem aus Gemüse, zubereiten. Die chipsige Palette reicht von Wirsing und Rote Bete über Grünkohl und Kichererbsen bis hin zu Ingwer, Fenchel und Schwarzwurzel. Dazu habe ich Ihnen in meiner virtuellen Rezeptothek eine Vielzahl von knackigen Ideen zusammengestellt, die Sie beliebig variieren können. Ihnen wird der Zahn tropfen. Versprochen.
Gelandet für die nächste geschmacklich-knackige Balkonauszeit bin ich letztendlich bei einer chippigen Pasta-Variante. Da hab‘ ich, frei nach Wilhelm Busch, erstens den Gewinn, dass ich die fülle innendrin. Und zweitens merken gleich die Leut‘, der Max, der kocht mit sehr viel Freud‘. Applaus, Applaus … So, und nun Schluss mit dem Schnacken, ran an den Kochpott. In den kommen nämlich in kochendes Salzwasser Ravioli Ihrer Wahl. Die kann man selber zubereiten, aber auch in recht guter Qualität fertig erwerben. Das Innenleben meiner Mini-Teigtaschen hat meist fleischige oder käsige Füllungen.
Während die Ravioli garen, stellen Sie eine Marinade aus Öl, scharfem und edelsüßem Paprikapulver, Oregano und geriebenem Parmesan her. Hierfür müssen Sie nicht mit einem Mengenrechner arbeiten. Je ein Teelöffel von allem, vom Salz eher die Hälfte, sollte reichen. Sind die Ravioli „al dente“ (Sie wissen schon: bissfest), kommen sie raus aus dem Topf und werden mit der Würzmische bestrichen. Die freuen sich dann (k)ein Loch in den Bauch, dass sie im auf 200 Grad vorgeheizten Herd bis zu einer Viertelstunde knusprig gebraten werden. Ich empfehle Blickkontakt. Meine Ravioli-Chips werden nicht zu vornehm-blass, aber auch nicht zu dunkel aussehen.
Nun können diese speziellen Chips einzeln, oder, weil: heiß, im verwandtschaftlichen Quartett auf einem Holzspieß in eine Soße Ihrer Kreativität getunkt und knackfrisch verdrückt werden. Dazu gibt es tausendundeine geschmacklich-kombinatorische Variante. Anregungen wie immer an bekannter internetter Stelle. Der Klassiker darunter ist eine Mische mit duftender Knoblauchnote, die der mediterran angehauchte Genussmensch Aioli nennt. Die Creme geht so leicht, da können Sie nicht viel falsch machen. Außer, dass Sie die Knobi-Standarte noch ein paar Tage eskortiert. Dazu ein Glas guten Rotweins. Ein „Träumchen“ von einem Snack. Gegessen wird später. Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Mai zeigt einen Klassiker der erzgebirgischen Küche, die "Scharfe Sache": Kalter Schweinebraten auf Graubrot, mit Senf, Meerrettich und pikanter Gurke. Diese deftige Speise habe ich in der "Sportgaststätte Leukersdorf" genossen. Das Ganze gibt es auch als "Warmes Eckchen" auf geröstetem Weißbrot und Bratensoße.
Diese Kolumne erschien am 25.5.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.