Geschmackssache: Max is(s)t simpel …

kulinarische-kolumne-mai23

Senfgurkensuppe mit Rotwurst und Apfelscheiben

Kaum sind die Mai-Feierlichkeiten zu Ende, steht der Welt eine weitere Festlichkeit ins Haus. Am Samstag wird König Charles III. in der Westminster Abbey offiziell gekrönt, obwohl er den Thron bekanntlich bereits bestiegen hat. Damit auch die Menschheit auf den Geschmack des neuen Monarchen kommt, hat das Königspaar als offizielles Krönungsgericht für die Briten eine Quiche ausgewählt, die mit Spinat, Bohnen und Estragon zubereitet und landesweit angeboten wird. Donnerlippchen, da beweist der britische Karl ziemlich bodenständigen Geschmack, der ihm bereits mit der Wahl der Königin an seiner Seite nachgesagt wird. Das macht ihn auch abseits von Standesdünkel und Untertanengeist irgendwie sympathisch.


Heißt aber nicht, dass ich Ihnen heute royale Kost auftischen möchte. Vielmehr geht es darum, dass auch sogenannte Promis nur Menschen sind und geschmackstechnisch nicht zwangsläufig nur auf Hummern, Austern und Kaviar abfahren. So kenne ich sehr viele Spitzenköche, die privat eher bodenständig-bescheidenen Genuss vorziehen. Johann Lafer beispielsweise schwört noch heute auf die vorzügliche häusliche Küche seiner Mutter.

rot-rot-4

Und (manche) Politiker, denen man oft in jeder Beziehung Saus und Braus zur Last legt, setzen auf Hausmannskost. So liest die frühere Landtagsabgeordnete und Schweriner Oberbürgermeisterin eigenem Bekunden zufolge meine Kolumnen regelmäßig „mit Interesse“, hat aber bei der Umsetzung meiner Empfehlungen manchmal Probleme mit den (angeblich) zu aufwändigen Zutaten. Einspruch. Da kann frau trefflich variieren.


Also versuche ich es diesmal bewusst einfach, aber nicht weniger geschmackvoll. Wir bereiten eine pikante Suppe zu, deren Zubereitung ich mir aus einem Büchlein eines Brandenburger Kochs, meines Freundes Torsten Kleinschmidt abgeschaut habe. Lassen Sie etwa 100 Gramm mageren Speck aus und schwitzen eine feingewürfelte Zwiebel darin an. Sodann schneiden Sie ein gutes Pfund Spreewälder (!) Senfgurken in kleine Stücke und köcheln diese im eigenen Saft mit einem Viertelliter Apfelsaft etwa fünf Minuten bissfest. Dann kommen dazu je 250 Gramm Schmand bzw. Milliliter Buttermilch und ein reichlicher Esslöffel (gekörnter) Senf.


Diese Mische wird nun final püriert und vor dem Anrichten mit feingehackten Kräutern wie Petersilie, Dill oder Schnittlauch sowie frischen Frühlingszwiebelringen und dem gebratenen Zwiebel-Speck angereichert. Als Zugabe können Sie die Speise mit einer dicken Scheibe gebratener Rotwurst und einem in Öl gebratenen Apfelring auf einem Holzspieß drapieren. Diese Suppe könnte man auch nur lauwarm, sogar kalt, auftischen. Dazu ein frisches Schwarzbrot. Sieht gut aus, sättigt, schont den Geldbeutel und schmeckt köstlich, weiß ich inzwischen.


Sie merken sicher: Geschmack muss weder zutatenmäßig noch finanziell aufwändig sein. Sie haben viel Spielraum für kochende Kreativität und können sogar noch einen Schritt weitergehen, wenn Sie Zutaten in der Natur sammeln. Das bleibt meine Idee für die nächste Kolumne. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Mai zeigt ein Gericht von Andreas Scholz aus dem gleichnamigen Restaurant in Weimar: Kalb / Süßkartoffeln / Morcheln / Blumenkohl

Diese  Kolumne erschien am 3.5.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

Das könnte Sie auch interessieren

Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.