Geschmackssache: Max is(s)t schwedisch …

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Janssons Versuchung (frestelse)

Seit frühester Jugend bin ich ein großer Verehrer von Kurt Tucholsky, der als Mensch wohl auch seine Ecken und Kanten hatte. Also ein Mann nach meinem Bilde war. Faszinierend für mich sein Roman „Schloss Gripsholm: Eine Sommergeschichte“. Grund genug, mir einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen und vorgestern sein Grab in Mariefred zu besuchen. Bei unserer Zwiesprache haben wir zwar nicht über Kulinarisches gesprochen. Aber ich habe mich bei Einheimischen erkundigt, was ich Ihnen abseits von den Köttbullar-Kugeln typisch Schwedisches anbieten kann und mir kurzerhand „Janssons Versuchung (frestelse)“ zubereitet.


Das ist ein Auflauf für den Sie etwa 750 Gramm rohe Kartoffeln schälen und in Streifen schneiden. Dann müssen zwei große Zwiebeln unters Messer, die in feine Scheiben geschnitten und glasig gedünstet werden. Ebenfalls fein geschnitten werden gut ein halbes Pfund Sardellenfilets. Die Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zwischen Anchovis, Sardellen und Sprotten zu erläutern, wird an dieser Stelle zu wissenschaftlich. Sie sind in dieser Beziehung gut beraten, wenn Sie marinierte Sprotten oder Anchovis in Dosen oder Gläsern verwenden. Die gibt es auch in Deutschland unter der Bezeichnung Appetitsild zu kaufen.

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Nun streichen Sie eine Auflaufform mit Butter aus und befüllen sie mit einer Lage Kartoffeln, darüber Zwiebeln, dann den Fisch. Das wiederholen Sie solange, bis alles verstaut ist. Die Kartoffeln sollten allerdings die oberste Lage bilden, die etwas plattgedrückt wird. Über das Ganze gießen Sie nun knapp 400 Milliliter Sahne. Auch ein Schuss von der Fischmarinade kann dem würzigen Geschmack nicht schaden. Bestreut wird der Auflauf schließlich mit vier Esslöffeln Paniermehl sowie mit Salz und Pfeffer gewürzt und mit ein paar Butterflocken bekrönt. Dann hat er eine knappe Stunde Zeit bei 200 Grad Umluft im Backofen zu garen und über sein weiteres Schicksal nachzudenken. Übrigens: Falls die obere Schicht zu schnell braun wird, können Sie die Auflaufform mit Alufolie abdecken.



Das ist die „klassisch-schwedische“ Variante von Janssons frestelse. Wie von mir gewohnt, übernehme ich das aber nicht einfach. Bei mir wird dem Auflauf zusätzlich eine feine Knoblauchnote untergejubelt. Soll heißen, ein bis zwei Knoblauchzehen werden gepresst oder in ganz dünnen Scheiben in der Kartoffel-Zwiebel-Schicht versteckt. Außerdem füge ich noch Blattspinat bei. Den können Sie entweder glasig dünsten, oder kurz blanchiert und in feine Streifen geschnitten hinzugeben.


Und damit sich die Sardellen nicht einsam fühlen, serviere ich zu dem mit Petersilie aufgetischten Auflauf noch ein gebratenes Herings- oder Kabeljau-Filet. Dazu ein Bier und ein eiskalter Mann un Fru, den ich im Gepäck habe. Da staunt der Schwede und dem Deutschen schmeckt es. In diesem Sinne: „Smaklig måltid“ oder: „Gauden Appetit“. Mal sehen, was Nina Lizell zu dem Gericht sagt. Die bekannte Sängerin treffe ich nämlich morgen, ohne Panamahut, auf einen Kaffee in Stockholm …

Diese Kolumne erschien am 9.9.2021 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Neuen Osnabrücker Zeitung und ihren Partnermedien.

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