Geschmackssache: Max is(s)t schichtweise …

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Schichtsalat russischer Art

Vorsätze sind immer gut. Die kann man aber auch situationsbedingt anpassen. Mein einziger Wunsch für das neue Jahr ist es, halbwegs gesund bleiben. Das reicht. Und ab und an auch Genuss erleben. Das wäre nicht übel. Wobei man diesen Begriff weit fassen kann. Kulinarisch gesehen will ich mir weiter treu bleiben und nicht unbedingt auf Kalorien achten. Obwohl der vegetarische Anteil an meinen Speisen beachtlich zugenommen hat. Die Variation besteht dann höchstens in kleinen, bissfesten Zugaben.


Auf der Suche nach einem kulinarisch-zünftigen Jahreseinstieg bin ich auf den Begriff „Schicht“ gestoßen. Und hatte spontan Bock auf einen Gyros-Schichtbraten bekommen, den man grillen, aber auch im Backofen zubereiten kann. Abgelehnt, weil als guter Vorsatz im neuen Jahr vorerst auf Eis, sprich: auf Termin gelegt. Eine ebenso pikante wie einfach zuzubereitende Schichtspeise ist aber ein schlichter Salat. Den nennen die Russen „Schuba“. Die sind zwar aktuell nicht gesellschaftsfähig, was mich aber in kulinarischer Hinsicht wenig tangiert.

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Wir bereiten also ein norddeutsch-inspiriertes Max(i)-Mahl zu, das Sie recht vielseitig kombinieren können. Dafür kochen Sie zunächst, je nach Hunger und Mitessern, Kartoffeln, Möhren, rote Bete und Eier, die Sie dann abkühlen lassen und samt einer Zwiebel in feine Würfel schneiden, oder das Gemüse sehr grob reiben. Außerdem kommen Heringsfilets unters Messer, die Sie ebenfalls klein schneiden. Hab‘ ich ein Glück, davon hatte ich von Silvester noch ein paar in Öl eingelegt und mit feingehackten Kräutern gewürzt. Das nennt man auch kulinarische Vorsehung …


Damit wäre der schmackhafte Salat schon fertig. Es muss nur noch geschichtet werden. Ich richte das Ganze portionsweise in runden Formen an, die ich sukzessive befülle. Ganz unten darf der Hering mang den Zwiebeln schlummern. Dann folgen die Kartoffeln, die Möhren und die Eier. Obenauf thront die Rote Bete, die immer mehr zu (m)einem Lieblingsgemüse avanciert. Dass dazwischen jeweils eine Trennschicht eingebaut wird, können Sie sich denken. Mayo gibt’s bei mir allerdings nie. Die wird stets mit Crème fraîche ersetzt, die ich standesgemäß meist mit geriebenem Knobi geschmacklich aufmunitioniere. Ein wenig genusstechnisch deutsch-russische Partnerschaft darf es schon sein. Damit ist aber auch Schluss mit lustig. Nachdem die oberste Schicht mit Max fraîche bestrichen ist, darf die Komposition „schubadubida“ für einige Stunden im Kühlschrank durchziehen.


Dann werden die Türmchen von den umhüllenden Formen befreit auf Tellern angerichtet und mit Kräutern verziert. Dafür hat meine Küche abseits von Dill eine Menge in petto. Mit Bauernbrot kombiniert, ist das ein vorzüglicher Gaumenschmaus. Es sei denn, Sie haben Lust auf geschmackliche Ergänzungen, beispielsweis in Form von appetitanregenden Spießen mediterraner Art, in denen auch ein Hauch von „korrespondierendem“ Fleisch eingebaut werden kann. In meiner Rezeptothek gebe ich Ihnen eine Menge schichtweis-geprägter Anregungen. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Januar zeigt ein Gericht aus dem Restaurant "Oberdeck" in Wismar: Jakobsmuschel | Linsen | Dillcremé | Kaviar

Diese  Kolumne erschien am 3.1.2024 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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