In Sachen Essen bin ich für abwechslungsreiche Kost von Karo einfach bis extravagant. Diesmal soll es „süß“ zugehen. Denn „säut“ ist die sprachliche Mecklenburger Variante dieses Worts. In Hamburg und Schleswig-Holstein wird Süßes wohl als „seut“ und jenseits der Elbe in Niedersachsen sogar als „sööt“ bezeichnet. Das war die bildungstechnische Klugscheißerei für alle Leser, die hinter Grabow wohnen. Dort soll der Sage nach Sachsen beginnen.
Ich lade Sie aber heute zu keinem Dessert ein, sondern möchte Ihren Appetit mit Süßkartoffeln anregen. Die waren bisher nicht so mein Fall. Ich bin aber inzwischen auf den Geschmack gekommen. Die recht gesunden „säuten Tüften“ schmecken wie eine Kombination aus Kartoffel, Kürbis und Karotte und sind vielseitig zu verarbeiten. Sie können gekocht, püriert, gebraten, gegrillt und mit fast allem kombiniert werden. In meiner virtuellen Rezeptsammlung biete ich Ihnen eine Vielzahl von Varianten, mit Süßkartoffeln zu hantieren und etwa mit Fleisch, Geflügel oder Fisch zu kombinieren. Sie werden staunen.
Probieren Sie sich doch mal an Buletten aus Süßkartoffeln und Kidneybohnen aus. Dafür werden 400 Gramm Süßkartoffeln geschält, in kleine Stückchen geschnitten und gut fünf Minuten in kochendem Salzwasser gegart, dann abgegossen und abgekühlt. Außerdem spülen Sie den Inhalt einer kleinen Dose Kidneybohnen in einem Sieb mit Wasser und lassen alles gut abtropfen. Sodann werden drei bis vier Lauchzwiebeln in feine Ringe geschnitten und ein halbes Bund Korianderblätter grob gehackt.
Nun kommen Kartoffeln, Bohnen, Lauch und Koriander in eine große Schüssel. Dazu noch zwei Eier, ein gehäufter Esslöffel Mehl, ein reichlicher Teelöffel Chilipaste und ein Teelöffel Paprikapulver. Alles gut verkneten und nach Geschmack mit Salz und Pfeffer würzen. Nun können die Buletten schon geformt und in Öl gebraten werden. Hat trotz Fleischmangel sehr pikant geschmeckt. Dass ich zufällig auch ein paar Hackfleisch-Buletten zur Hand und auf dem Teller hatte, ist eine ganz andere Geschichte. Dazu ein gutes Baguette und Rotwein. Kann man(n) sich dran gewöhnen.
Nicht übel ist auch eine Art Burger, bei dem statt dem Brötchen eine Süßkartoffelscheibe die Grundlage ist. Dafür wird die Kartoffel geschält und in fingerdicke Scheiben geschnitten. Rein in eine Auflaufform, mit Öl beträufeln sowie mit Salz und Pfeffer bestreuen und bis zu 35 Minuten garen. Für den Belag wird Lachsfilet in kleine Stücke geschnitten und mit zwei gepressten Knoblauchzehen, einer fein gehackten Zwiebel und gehacktem Rosmarin und Korianderblättern vermischt. Auch ein Ei und scharfer Senf werden untergehoben.
Aus der Masse werden mit dem Löffel Portionen ausgestochen, die in Öl oder Butter gebraten werden. Damit werden schließlich die Süßkartoffelscheiben bekrönt. Dazu kann man eine herzhafte Soße seines Vertrauens komponieren. Ich habe mich für eine Mische mit Paprikapaste entschieden. Eine Honig-Senf-Soße geht auch. Angerichtet wird mit frischem Blattsalat.
Mein Fazit: Der antike Dichter Euripides meinte, dass Abwechslung immer süß ist bzw. den Appetit stärkt. Ich ahne mal, der hat das nicht auf säute Kartoffeln bezogen. Und kochen konnte der wohl auch nicht…
Diese Kolumne erschien am 11.2.2021 in der Schweriner Volkszeitung, der Neuen Osnabrücker Zeitung, der Barmstedter Zeitung, den Elmshorner und Uetersener Nachrichten sowie dem Pinneberger, Quickborner, Schenefelder und Wedel-Schulauer Tageblatt.