Dass ich mir seit Jahren die in Lüneburg angesiedelte Serie „Rote Rosen“ gönne, ist kein Geheimnis. Und ich schäme mich auch nicht dafür. Wohl wissend, dass die Seifenoper in fast keiner Hinsicht wertvollen filmischen Anspruch verkörpert. Aber man kann trefflich abhängen und mitunter laut lachen, welche Zufälle das Leben bieten kann. Dass in der Serie kürzlich eine Floristin meinte, dass Rosen Dornen haben, hat mir aber die Sprache verschlagen. Den Drehbuchautor würde ich fristlos feuern.
In kulinarischer Hinsicht aber habe ich jedoch Rosenkohl längst für mich entdeckt. Da brauchen Sie weder Dornen noch Stacheln zu fürchten. Die Zubereitungsmöglichkeiten der Röschen sind schier unerschöpflich. Sie können sie zu Fisch und Fleisch ebenso kombinieren wie daraus schmackhafte Salate und eigenständige Gerichte kreieren. Wenn es mal ganz schnell gehen soll, überstreue ich den gegarten Rosenkohl mit würzigem Reibekäse und backe mir ein Baguette auf. Fertsch, wie der südliche Randberliner sagen würde.
Probiert habe ich Rosenkohl kürzlich sogar in Verbindung mit Ingwer. Letzteren setze ich kombinatorisch immer öfters in Szene, weil sich daraus feine Geschmacksrichtungen entwickeln lassen. Putzen Sie also den Rosenkohl und halbieren ihn längs. Außerdem schneiden Sie geschälte Kartoffeln in Würfel sowie Lauchzwiebeln in Ringe und hacken Knoblauchzehen in ausreichender Menge fein. Rosenkohl und Kartoffeln kommen nun in eine Pfanne mit Öl und werden mit Ingwer, Kurkumapulver und dem Knoblauch etwa drei Minuten angebraten. Den Ingwer verwende ich nicht in gemahlener Form, sondern drücke ihn geschält durch eine Knoblauchpresse.
Dazu kommt nun saure Sahne, alternativ auch Kokosmilch, und Gemüsebrühe. Alles eine gute Viertelstunde bei mittlerer Hitze kochen, bis das Gemüse gar ist. Final werden noch die Lauchzwiebeln untergehoben und noch einige Minuten mitgeschmort. Abschmecken können Sie das Gemüse ganz nach Geschmack mit Salz, Cayennepfeffer und Limetten- oder Zitronensaft. Aufgetischt werden kann mit einer würzigen Bulette oder Fleischbeilagen Ihrer Wahl. Ich habe mir dazu auch noch eine in Scheiben geschnittene Thüringer Bratwurst gegönnt, die sich in meinem Kühlschrank einsam fühlte. Ich würde das Gemüse ohne Zögern auch mit Fisch wie Lachs schnabulieren. Meine virtuelle Rezeptothek gibt Ihnen noch mehr Anregungen für Rosenkohl-Kombinationen als Salate oder Aufläufe.
Recht passabel können Sie die Röschen übrigens auch auf polnische Art zubereiten. Dazu kommt der fertig gegarte Rosenkohl mit etwas Gemüsebrühe in eine Auflaufform, wird nach Geschmack mit Pfeffer und Muskatnuss gewürzt und mit einem Gemisch aus Butter, Ringen aus Frühlingszwiebeln, dem Abrieb einer Zitrone und Semmelbröseln bedeckt. Gegart wird nun bei gut 200 Grad Umluft ungefähr eine Viertelstunde. Final wird diese Art Auflauf mit einem kleingewürfelten harten Ei bedeckt und kann beispielsweise mit zarter Geflügelbrust aufgetischt werden. Das sind doch schmackhaft-rösliche Aussichten, oder … Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Dezember zeigt ein Gericht aus dem Winter-Menü von Matthias Diether im Restaurant 180 Degrees in Tallinn: Seezunge | Hummer Roulade | Topinambur | Rissole Kartoffeln
Diese Kolumne erschien am 14.12.2024 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.