Ordnung kommt natürlich ganz auf die Umstände und die Einstellung zu bestimmten Dingen an. Man weiß schließlich, dass nur das Genie das Chaos beherrscht. In diesem Sinne bin ich jemand, der im Detail etwas penibel, in anderer Hinsicht aber auch sehr kreativ-variabel ist. Individueller Freistil eben. Meine zahlreichen Bücher beispielsweise ordne ich nicht nach Farben oder Größen der Einbände, sondern nach sachlichen Gesichtspunkten. Da kommt eben die archivarisch-bibliothekarische Ausbildung und mein Hang zur überschaubaren Struktur durch. Küchentechnisch allerdings bin ich eher ein kochender und würzender Picasso: Intuitiv, ganz dem eigenen Geschmack und im Wesentlichen keinen Regeln verpflichtet. Schmecken soll es mir. Und wenn es jemand anders auch noch schmeckt: Volltreffer.
So experimentiere ich gern mit nur wenigen Zutaten. Dazu gehört auch Käse. Der darf bei meinem sonst nicht gerade üppigen Budget schon mal einen Taler mehr kosten. Auf der Suche nach neuen käsigen Ideen bin ich kürzlich auf pikante Käse-Nocken gestoßen, die ich mir spontan zubereitet und natürlich kombinatorisch ergänzt habe.
Für die Klößchen vermischen Sie für zwei Personen je gut 100 Gramm Quark und geriebenen Käse mit etwa 70 Gramm Mehl, würzen mit Salz und Muskatnuss und verreiben alles zu Streuseln. Unter Zugabe von einem Ei kneten Sie diese Masse nun zu einem festen Teig.
Als Käse habe ich mir, der Rezeptempfehlung folgend, im Käseladen Mühlenberg in der Schweriner Mecklenburgstraße einen Comté geleistet. Der hinsichtlich seines Ursprungs geschützte französische Hart-Rohmilchkäse hat je nach Herstellungszeit und Reifegrad einen milden, würzigen oder kräftigen Geschmack mit fruchtig-pflanzlichem Aroma. Alternativ können Sie auch Schweizer Gruyère verwenden, der über eine ausgeprägte Butter- und Haselnussnote verfügt. Ganz nach Geschmack können Sie natürlich auch festen Bergkäse einsetzen. Aus dem Käse-Quark-Teig formen Sie mit einem Esslöffel kleine Nocken, die Sie etwa fünf Minuten in siedendem Salzwasser garen und dann abschöpfen.
Die Nocken werden nun mit einer pikanten Salsa gemischt und mit einer etwas älteren, reiferen Ausgabe der gleichen Käsesorte betreut. Für diese Soße schneiden Sie etwa 100 Gramm Schinkenspeck in feine, kurze Streifen, die Sie bei mäßiger Hitze auslassen. In dem sich daraus bildenden Fett schwitzen Sie je eine kleingewürfelte Zwiebel und Birne langsam glasig. Dazu kommen noch einige kleinstückige Tomaten. Abgeschmeckt wird mit Salz und grob geschrotetem Pfeffer. Das alles kann nun eine Viertelstunde leise köcheln und wird zum Schluss dezent mit Oregano, alternativ mit Basilikum angereichert.
Diese Kombi wäre schon eine schmackhafte Mahlzeit am Abend oder zwischendurch. Sie werden sich aber denken können, dass ich mir dazu ganz unpenibel zwei mittlere Fleischnocken, auch als Bratklopse bekannt, gegönnt habe. Und ein guter Traminer von der Saale-Unstrut hat den Genuss perfekt abgerundet. Zur Nachahmung wärmstens empfohlen. Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Februar zeigt ein Gericht von Doris Burneleit, Küchenchefin in der "Trattoria Paparazzi" in Berlin: Pasta Casarecce | Lammfilet | Artischocken | Kräuter
Diese Kolumne erschien am 15.2.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.