Geschmackssache: Max is(s)t lustig …

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Deftige Sauerkrautsuppe

Wie die Zeit vergeht: Nun ist es schon wieder 15 Jahre her, dass ich in Sachsen auf „Kulinarischer Entdeckungsreise“ war. Herausgekommen ist ein fantastischer Bildband mit Geschichten, Porträts und natürlich tollen Rezepten aus allen Regionen zwischen Adorf und Zittau. Zugegeben, einige der mitwirkenden Häuser hätte ich auch schon damals nicht aufgenommen. Aber das gab das Konzept dieser Buchprojekte eben nicht her.


Insgesamt jedoch hat der Wälzer einen verdammt guten geschmacklichen Eindruck hinterlassen und es auf zwei Auflagen gebracht, die heute längst vergriffen sind. Sowas möchte ich als „Alterswerk“ mal für MV schreiben. Allerdings ohne auswahltechnische Zwänge. Kulinarische Qualität muss oberste Priorität haben. Interessenten und/oder Sponsoren sind jederzeit willkommen.


In den letzten Wochen habe ich in dem Buch, das ich meinem Vater gewidmet habe, mal wieder ausgiebig geschmökert. Da sind echt geile geschmacklich-kombinatorische Kreationen drin. Von Karo einfach, typisch sächsisch bis exzellente Feinschmeckerküche.

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Wir bereiten daraus heute eine deftige Suppe zu, deren Hauptbestandteil Sauerkraut ist. Dabei erweisen Sie sich zunächst als Gärtner und binden ein Sträußchen aus zwei Zweigen Majoran, je einem Zweig Thymian und Bohnenkraut sowie zwei Lorbeerblättern.


Dann kommen eine Zwiebel und zwei, drei (!) Knoblauchzehen unters Messer, die fein gewürfelt bzw. gehackt werden. Außerdem schneiden Sie reichlich 250 Gramm Chorizo in Ihnen genehm dicke Scheiben. Ersatzweise können Sie eine ungarische Paprikawurst, eine Knackwurst heimischer Machart oder sogar Bratwurstscheiben verwenden. Die Wurst und die Zwiebel werden nun in Öl angeschwitzt. Nun muss auch der Knoblauch mit in den Topf und glasig schwitzen. Alles mit etwa 100 Millilitern trockenen Weißwein ablöschen und einreduzieren lassen.


Nun kommt der Auftritt von 300 Gramm Sauerkraut. Das muss bei mir entweder frisch zubereitet sein oder zumindest aus dem Spreewald stammen. Mehr sage/schreibe ich dazu nicht. Aufgefüllt wird mit einem halben Liter Brühe. Die gibt’s auch in guter Qualität in Gläsern. Alles aufkochen lassen, mir grünem Pfeffer, Wacholder und Kümmel (!) anreichern und in dieser Mische zwei gewürfelte Kartoffeln, kleine Streifen von einer roten Paprika sowie drei kleingewürfelte saure (Spreewald-) Gurken bissfest garen.


Ist die Suppe „fertsch“, wird das Kräutersträußchen entfernt und nach individuellem Geschmack final gewürzt. Wenn Sie möchten, können Sie der nicht mehr kochenden Suppe auch noch 50 Milliliter mit einem Eigelb vermischte Crème fraîche unterjubeln. Ich füge das aber höchstens beim Auftischen individuell hinzu. Dazu gibt’s frisches Bauernbrot. Als Verteiler muss ein „Mann un Fru“ herhalten. Appetitanregend soll angeblich auch ein gutes Bier sein. Und je nach dem wie sauer das Kraut und wie reichhaltig die ergänzenden Getränke waren, desto lustiger wird die Mahlzeit. Was Sie aber bei aller Lust nicht zum Übertreiben animieren soll. Genuss ist Trumpf. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat März zeigt einen Gang von Alexander Ramm, Küchenchef im Jagdhaus Heiligendamm, im Rahmen der Veranstaltung "Siewert & Friends" im November 2022 im Grand Hotel Heiligendamm: "Die Kunst der Verpackung" Taube | Gänseleber | Aal | Steinpilzessenz

Diese  Kolumne erschien am 29.3.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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