

Wenn man(n) kulinarisch völlig frei aufspielen kann, hat das Vorteile. Soll heißen, man kann bestimmen, was in Topf oder Pfanne und dann auf dem Teller landet. Mitunter muss man aber auf den Geschmack von „drohendem“ Besuch Rücksicht nehmen. Auch das fällt mir leicht, denn ich bin ja esstechnisch ebenso kompromissbereit wie ideenreich-pfiffig. So kann man beispielsweise deftiges Fleisch mit fruchtigen Zutaten vermählen und damit delikate Gerichte kreieren. Wenn es etwa (k)ein schnödes Kotelett oder Schnitzel sein soll, dann trauen Sie sich doch eine geschmackliche Kombi mit Früchten.
Das können zum Beispiel Pfirsiche oder Aprikosen sein. Die Früchte bereiten Sie als eine Art warmen Chutney-Salat zu. Das geht ziemlich einfach. Häuten und entkernen Sie zunächst die Früchte und schneiden Sie das Fruchtfleisch in kleine Würfel. Die werden nun mit feingewürfelter Schalotte bei hoher Temperatur mit etwas Öl etwa zwei Minuten gebraten. Dann wird alles mit Zucker verrührt, mit hellem Balsamico-Essig abgelöscht und bei reduzierter Hitze etwa zehn Minuten geköchelt. Final wird mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt und feingehackte Minzblätter untergehoben. Dann kann schon angerichtet werden.
Die warmen Früchte können direkt auf dem Fleisch Ihrer Wahl oder separat daneben verteilt werden. Natürlich können Sie auch Tranchen von gebratener Lende oder ein gegrilltes Steak auf den Teller zaubern. Was Sie dazu reichen, bleibt ihnen überlassen. Ich favorisiere wie so oft ein frisches Baguette. Aber auch pikant gefüllte Ravioli ergänzen den Geschmack recht passabel.
Eine weitere Geschmacksvariante mit Kompromiss-Potenzial ist eine sommerlich-frische Kombination, die Sie als appetitanregende Vorspeise, aber auch als leichten Hauptgang genießen können. Was die Italiener Caprese nennen, ist bei mir, bescheiden wie ich nun einmal bin, ein mediterraner Frucht-Fleisch-Teller. Auch hier können Aprikosen oder Pfirsiche, als Ergänzung auch große Pflaumen oder Mirabellen zum Einsatz kommen. Die entkernten Früchte schneiden Sie in dünne Spalten. Außerdem in Scheiben geschnitten wird Mozzarella. Der darf des Geschmacks wegen auch mal einen Groschen mehr kosten.
Nun beginnt bereits die anrichtende Kür. Verteilen Sie auf dem Teller abwechselnd die Früchte und den Käse als äußeren Rand und drapieren in der Mitte hauchdünn geschnittenen und/oder gezupften Rohschinken Ihrer Wahl. Das kann ein Parmaschinken ebenso sein wie ein geschmackliches Pendant aus heimischen Gefilden. Ich bevorzuge meist Produkte aus Ludwigslust wie den deftigen Schinkenspeck oder Landschinken. Darüber kommen noch Basilikumblätter und ein Dressing aus Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Pfeffer. Als Beilage, Sie wissen schon: Etwa ein Baguette …
Wie weit Sie Ihre geschmackliche Kompromissbereitschaft noch strapazieren und Punkte sammeln wollen, müssen Sie entscheiden. Anregungen dafür gibt’s wie immer in meiner Rezeptothek. In diesem Sinn: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren meiner Rezept-Ideen ... Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juni zeigt ein Gericht aus dem Restaurant des Flair Hotels Reuner in Zossen. Hier setzt Küchenchef Daniel Reuner, der kürzlich zum Präsidenten des DEHOGA Brandenburg gewählt wurde, eine Frikadelle vom Gartengemüse mir einem pikanten Rehragout in Szene.
Diese Kolumne erschien am 21.6.2025 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.
Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.
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