Geschmackssache: Max is(s)t knusprig …

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Salzkuchen als Snack

Salzige Snacks wie Chips, Flips, Nüsse und Salzstangen oder -brezeln gehören längst nicht mehr in mein kulinarisches Feierabend-Programm. Der Grund dafür liegt auf dem Gaumen: Das Zeugs lässt nicht innehalten bis alles schnurpsend vertilgt ist. In dieser Beziehung das höchste der Gefühle ist eine große Salzbrezel auf der Autofahrt. Der Nachteil: Sie überlebt keine zehn Minuten und krümelt das Auto voll. Aber um Salz komme ich natürlich beim Kochen nicht herum. Das muss man nur behutsam einsetzen. Nichts ist schlimmer als eine versalzene Suppe. Da helfen auch alle Hausfrauentricks nicht.


In Sachen solcher Snacks allerdings bin ich auf etwas gestoßen, das ich bisher nicht kannte: Salzkuchen. Die „gehen“ nicht nur kinderleicht, sondern erlauben auch viel kombinierende Kreativität. Die Art von Kuchen sind genau genommen dünnes, würzig belegtes Brot, das aus einem einfachen Hefeteig gebacken wird. Es hat also Dinge wie Flammkuchen, Quiche Lorraine oder Pizza in der kulinarischen Familie. An den Grundteig dafür dürfen Sie sich bedenkenlos wagen. Dafür, von regionalen Unterschieden mal abgesehen, verarbeiten Sie für vier bis sechs Personen knapp ein Pfund Mehl mit je einem gehäuften Teelöffel Salz und Zucker, 20 Gramm frischer Hefe, knapp 100 Gramm zimmerwarmer Butter, zwei Eiern und 200 Millilitern lauwarmer Milch zu einem glatten Teig.

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Das dürfte am besten mit einer Küchenmaschine samt Knethaken gelingen. Dann darf der Teig zugedeckt eine knappe halbe Stunde „gehen“. Nun geht es schon ans ausrollen auf einer bemehlten Fläche. Ich bevorzuge dabei eine möglichst dünne Variante, denn es soll ja ein würziger Knusperkuchen werden.


In der einfachsten Form wird der Teig auf einem Blech mit zerlassener Butter bepinselt und mit grobem Salz und Kümmel bestreut. Ganz mein Ding, ich liebe Kümmel. Nun kann bei etwa 210 Grad Umluft auf Sicht gebacken werden. Später wird der Kuchen nach Belieben portioniert und kann (lau)warm oder kalt verdrückt werden. Aber aufpassen, auch das macht süchtig. Dazu ein trockener Weiß- oder Rotwein. So wird der Abend zum leichten Knusperschmaus.


Die Schwaben bestreichen ihren Salzkuchen mit einer Mischung aus Sauerrahm, Ei, Mehl, Salz, Kümmel und Schnittlauch. Auch nicht von schlechten Eltern, aber ziemlich opulent ist die hessische Variante. Bei der wird eine Mische aus Kartoffelpüree, gedünsteten Zwiebeln, Sauerrahm, Quark und Öl mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss gewürzt auf den Teig gestrichen, der nun mit Speckwürfelchen gebacken wird. Aber das artet mir als Snack schon etwas aus. Da ziehe ich schon lieber die westpommersche Variante mit Schmalz oder deftiger Leberwurst vor. Alles nach dem Backen schön dünn aufgetragen, versteht sich.


Eine richtige Mahlzeit wird der Kuchen mit einem Senf-Bier-Schweinebraten als eine Art „Warmes Eckchen“. Den gibt’s in meiner Rezeptothek. Ich schneide mir zum Salzkuchen, wie weiland mein Großvater Max, nur kleine Stückchen deftigen Rotschmierkäse ab. Final wirkt ein verteilender „Mann un Fru“ Wunder. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat  April zeigt ein Szegediner Gulasch mit Böhmischen Knödeln und einem würzigen tschechischen Bier im Restaurant Babicka in Pirna.

Diese  Kolumne erschien am 3.4.2024 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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