Geschmackssache: Max is(s)t humoresk …

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Brot mit Wild und Ei

Die Klaviatur der Pointen für diese Kolumne habe ich in einer Grübel-Nacht schon schmunzelnd hoch und runter gespielt. Wegen der begrenzten Zeichenzahl muss ich mich aber in meiner bekannt liebenswürdigen, sensiblen Art kurzfassen. Am Wochenende habe ich mir den Schweriner Gourmetgarten gegönnt. Unter 3G-Bedingungen - Geselligkeit, Genuss, Getränke - war ich echt überrascht, welche Gaumenfreuden auf die Besucher warteten. Nicht minder geschmacklich-anregend war das sonntägliche Till-Backhaus-Gedächtnis-Kochen.


Da hat Deutschlands dienstältester Minister gezeigt, dass er auch mit Messer und Pfanne umgehen kann. Er ritt zwar nicht mit einem Gaul in den Schlossgarten ein, zog aber charmant, eloquent und dienstbeflissen alle Register der Überzeugungskunst für den Berufsstand. Zum Spruch des Jahres avancierte dabei die Aussage: „Eier sind das wichtigste im Leben.“ Ei, ei, ei, Herr Minister … Aber immerhin: Neben dem Landes-Till haben einige charmante Besucherinnen sogar mich als SVZ-Max erkannt und angesprochen. Tja, Schönheit und Intelligenz ziehen eben an.

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Nun aber wieder zum Ernst der Sache: Da Wild im Gourmetgarten eine große Rolle spielte, empfehle ich Ihnen eine wilde Eierei in Form eines herzhaft-raffinierten Abend-Brots (in dieser Schreibweise) mit Reh und Ei. Für das Fleisch würde ich nicht unbedingt Rücken, aber etwa die Nuss aus der Keule nehmen. Ich warte diesbezüglich seit Wochen auf das finale Halali meines Hausjägers aus Parchim. Aber für eine guten Schuss (im Wald) braucht es eben Weile, wusste auch der passionierte Genosse Jäger und Minister zu berichten.


Die Nuss sollten Sie mit ein paar energischen Schnitten „öffnen“, damit die Oberfläche etwas flacher wird und so besser zu garen ist. Ideal ist es auch, das mit Salz und Pfeffer eingeriebene Fleisch zu grillen und bereits bei knapp 50 Grad in die Ruhephase zu entlassen, um dann im Kern auf etwa 54 Grad aufzuladen. Dann kann es abgekühlt oder lauwarm in dünne Tranchen geschnitten und angerichtet werden. Das Aufschneiden (nicht nur des zartrosa Fleischs) hatte Backhaus übrigens recht gut drauf. Auch dazu fand Norbert Bosse (der Mann weiß immer noch, wie Moderator trefflich geht) humorige Kommentare.


Angerichtet wird das Reh auf dunklem, leicht geröstetem Landbrot mit knackiger Kruste, das mit einer Avocado-Creme bestrichen wird. Dafür zerquetschen Sie das Fruchtfleisch der Avocado mit einer Gabel und verrühren alles mit Limettensaft und Olivenöl, würzen nach Geschmack mit Pfeffer und Salz. Neben den Fleisch-Scheiben werden nun weiche Eierscheiben fächerförmig aufgelegt, alles nach Belieben mit Chili-Flocken bestreut und einem Hauch Bratenfond beträufelt.


Das Ganze geht auch ohne Ei, aber mit Ziegenfrischkäse, Tomaten und Basilikum. Weitere wilde Ideen mit und ohne Ei gibt’s in meiner virtuellen Rezeptothek. Darunter eine hammergeile marokkanische Variante. Dazu schmeckt ein kühler Wein oder ein Bier. Das geht auch schon vor vier … In diesem Sinne: Prost. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juli zeigt einen Gang von Ronny Siewert anlässlich der Veranstaltung "Siewert & Friends" im Grand Hotel Heiligendamm Juni 2022: Gänseleber kalt & warm | Holunderblütensorbet | Sommertrüffel | Sellerie

Diese  Kolumne erschien am 27.7.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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