Max ist in einer Beziehung altmodisch. Man kann es auch traditionell nennen. Bei mir dudelt den ganzen Tag derselbe Sender. Das war früher Radio DDR und ist heute, wie könnte es anders sein, NDR 1 Radio MV. Was nicht heißt, dass mir alles gefällt und ich manchmal auch abschalte. Aber „Westsender“, das geht heute wie früher gar nicht. Her müsste ein Smiley hin. Ein Hörvergnügen besonderer Art ist für mich stets sonntags, wenn Susanne Grön als „Topfguckerin“ mit Lars Degner vom Falk Seehotel In Plau zusammen am Herd steht, sich beide die kulinarischen Bälle zuwerfen und ebenso schlagfertig wie fachlich kompetent miteinander parlieren.
Im Rahmen einer früheren kulinarischen Kolumne hatte sie mir damals ein Rezept eines Klassikers gegeben. Das fiel leider redaktionellen Notwendigkeiten zum Opfer und soll nun - spät, aber nicht vergessen - nachgereicht werden. Versuchen Sie sich doch mal an „Himmel und Erde“ mit Süßkartoffeln, die die Grön einst mit Carsten Loll vom Restaurant Carlo 615 zubereitet hat.
Dazu nimmt man für vier Personen ein Pfund Süßkartoffeln, die geschält und in Würfel geschnitten werden. Die Würfel werden nun in Salzwasser etwa zehn Minuten blanchiert. Danach werden 100 Gramm Zwiebeln ebenfalls gewürfelt und in einer Pfanne mit Öl braun angedünstet. 200 Gramm säuerlichem Apfel ist das gleiche Schicksal beschieden. Auch sie werden in Würfel geschnitten und zusammen mit den Süßkartoffeln zu den Zwiebeln in die Pfanne geben. Alles mit etwas Salz und Pfeffer würzen und mit Sahne ablöschen. Wenn das zu dick wird, je nach Geschmack noch etwas Apfelsaft zugießen. Sodann den Saft einer Zitrone hinzu geben, alles noch einmal durchschwenken und nachwürzen. Final werden fein gehackte Petersilie und Majoran untergehoben. Zum Servieren wird alles mittig auf dem Teller angerichtet und darauf ein Lachsfilet platziert.
Hier schreitet Max ein. Das ist abgelehnt. Allein schon deshalb, weil es bereits vorige Woche Fisch gab. Ich biete Ihnen Lammbratwürste an, die ganz einfach schön braun gebraten, mit Schnittlauch bestreut und mit dem Apfel-Kartoffel-Schmaus angerichtet werden. Ebenfalls denkbar ist neben vielen anderen Kombinationsmöglichkeiten, die ich recherchiert habe, die Zubereitung mit Entenbrust, die in Butterschmalz angebraten bei geschlossenem Deckel etwa 20 Minuten mit dem „Himmel und Erde“ geschmort wird. Zum Schluss alles mit Petersilie anrichten. Fertig. Schmeckt ebenso himmlisch wie erdig.
Nun muss der Bogen wieder zum Radio gespannt werden. Kein Problem. Bei den Frühaufstehern mit dem grandiosen Schandmaul Marko Vogt gibt es ja allerhand auf die Ohren. Der ist sozusagen der „hörbare Max“. Unterbrochen wird meine Hörigkeit nur dann, wenn sich samstags ein Typ in Szene setzt, der eigenen Angaben zufolge (zu recht) nicht alle Latten am Zaun hat. Ebenfalls stumm wird es am frühen Nachmittag, wenn ein Klaukschnacker von Dienst denselben antritt. Der bügelt offenbar seine Schlafanzughose sprachlich-behäbig auf Falte. So „hörig“ muss man nun doch nicht sein. Danach aber kommt eine „säute Deern“ mit Kulleraugen und Eloquenz. Wenn die glucksend lacht, hellt sich meine Miene wieder auf.
Diese Kolumne erschien am 15. August 2017 in der Schweriner Volkszeitung.