

Dass mich der Gang über einen guten bestückten Wochenmarkt (nicht nur) kulinarisch immer sehr inspiriert, werden Sie inzwischen wissen. Beim Anblick des üppigen Angebots werden meine grauen Zellen sofort angeregt, wie man das in der Küche einsetzen kann. Und ich dachte, da kann mich nichts mehr überraschen. Bis ich kürzlich frische Artischocken gesehen und recherchiert habe, was man daraus auf den Tisch zaubern kann. So richtig bewusst habe ich die nämlich noch nie gegessen und war über die vielfältigen Möglichkeiten regelrecht (arti)schockiert. Also lassen auch Sie sich freudig überraschen.
Recht einfach als schmackhafter Snack davor oder danach ist die gefüllte Variante. Dafür kochen Sie die etwas bizarr aussehenden Dinger etwa 20 Minuten in Salzwasser. Nun haben Sie Zeit, Schalotten und Knoblauch zu schälen und fein zu hacken. Außerdem zerdrücken Sie Schafskäse und rühren mengenmäßig nach Geschmack Crème fraîche, Basilikum sowie Öl und Zitronensaft unter, bevor Sie Zwiebel und Knoblauch hinzufügen.
Das Gemüse wird dann längs halbiert, die inneren Blätter und das sogenannte Artischockenheu herausgelöst. Alles mit der Käsecreme füllen, eventuell mit rosa Beeren bestreuen, mit Basilikumblättern garnieren und mit Zitronenecken anrichten. Ich habe es probiert. Schockierend köstlich.
Sehr pikant wird das Gemüse, wenn Sie es nach dem Kochen mit Öl einreiben und auf der Schnittseite zünftig braten oder grillen. Damit kombinieren Sie auf der Schnittseite gebratene oder gegrillte Zitronenhälften und reichen dazu eine fulminante Knoblauch-Creme, die Sie Freistil mit Crème fraîche (bloß keine schnöde Mayo) und Zitrone kreieren. Das mundet mit einem knusprigen Baguette und/oder einem guten Weißwein. In meiner virtuellen Rezeptothek empfehle ich Ihnen noch weitere Artischocken-Rezepte, die Sie begeistern werden. Darunter ein hammergeiles Tatar mit Artischocken und geriebenem Käse wie Pecorino.
Wenn Sie es artischockenmäßig noch etwas deftiger mögen, bereiten Sie damit doch eine Art Fleischragout, beispielsweise mit Lamm oder Rind, zu. Das können Sie in einer Tajine, aber auch in einem Bräter zubereiten. Ich wähle für mein nächstes Sonntagsessen die Variante mit dem markanten Schmorgefäß. Darin brate ich das mundgerecht zugeschnittene Fleisch in Öl recht scharf an und füge klein gehacktes Suppengemüse sowie Zwiebel und Knoblauch hinzu. Gewürzt wird mit Salz, Pfeffer und Tomatenmark und/oder der feurigen ungarischen Tomatenpaste. Abgelöscht wird mit trockenem Weißwein und Wasser.
Dazu geben Sie klein geschnittene Tomaten, Lorbeer und angedrückte Wacholderbeeren, bei Lamm Kümmel nicht vergessen. Alles gut eine Stunde schmoren. Jetzt kommen die vorgegarten, geviertelten und vom „Heu“ befreiten, gern auch leicht angerösteten Artischocken ins Spiel, die mit erwärmt werden. Egal, welche Beilage Sie dazu wählen: Einfach nur schockfrei genießen. Zum Abschluss ein „Mann un Fru“. In diesem Sinn: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren meiner Rezept-Ideen ... Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat September zeigt ein Gericht aus dem "Menü vom Edelmann" im kleinen französischen Restaurant "Petit Frank" in Dresden: Filet vom Zander | Hokkaidobett | Apfelstrudel mit Thymian | Schaum vom Pouilly Fumé
Diese Kolumne erschien am 6.9.2025 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.
Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.
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