Abends ist es jetzt schon bannig früh zappenduster. Das kann nun jeder auf seine Weise gut oder schlecht finden. Als personifizierter Optimist meine ich: Dann werden eben die Abende länger und, in welcher Hinsicht auch immer, genussvoller. In kulinarischer Hinsicht habe ich jedenfalls trotz Altweibersommer schon mächtig Bock auf wärmende Suppe. Für die (Suppe) hatte ich schon immer ein besonderes Faible. Auch der menschliche Aspekt solcher Abende soll ja seine Reize haben … Sie merken also, wir nähern uns einem löffeligen Thema.
Auf eine ebenso einfache wie kombinatorisch interessante Idee haben mich diesbezüglich einmal mehr meine kochenden Freunde Martina und Moritz aus dem Schwarzwald gebracht. Die verraten in ihrem neuen Buch „So kochen wir am liebsten“ (kann man googeln) eine Menge geschmacklicher Verführungen. Bei aller Vielfalt: Ich bleibe aber dabei – es gibt heiße Suppe. Die geht ruckzuck. Vor allem dann, wenn man fertige Brühe verwendet. Gebraucht wird dazu Blattspinat. Lieber frischen als aus der TK-Truhe. Aber Sie wissen ja: In der Not wird der Teufel erfinderisch.
Würfeln Sie zunächst eine nicht zu große Zwiebel, zwei (gern auch drei) Knoblauchzehen und eine Chilischote recht fein. Das dünsten Sie in einem Topf in heißem Öl an und fügen sodann ein reichliches Pfund von seinen dicken Stielen befreiten und gut gewaschenen Spinat bei. Deckel drauf, zwei, drei Minuten dünsten, bis die Spinatblätter zusammenfallen. Dann würzen Sie nach Gusto mit Salz, Pfeffer und Muskat.
Nun wird besagte Brühe aufgegossen. Das kann Geflügel-, Fleisch- oder Gemüsebrühe sein. Die gibt es für jeden Anspruch in beachtlicher Qualität im Supermarkt oder Spezialitätengeschäft. Sie haben also die Qual der Wahl. Oder Sie haben wie ich noch einen reichlichen Vorrat Brühe „myself“, also selbst gekocht, im Kühlschrank. Deren Zubereitung war allerdings etwas aufwendiger und hat länger gedauert. Dazu gibt’s auch in meiner Rezeptothek Anleitung.
Schluss mit dem Gesabbel: Spinat samt Brühe aufkochen, Temperatur runter, vier aufgeschlagene Eier in eine Tasse oder kleine Suppenkelle geben und vorsichtig auf die Spinatblätter setzen. Deckel wieder drauf und bei geringer Hitze sanft garen. Drei bis vier Minuten reichen aus, um wunderbar pochierte Eier hinzubekommen. Ich habe die bisher mit wechselndem Erfolg in der Mikrowelle gegart. War meist nicht so das Gelbe vom Ei. Schon besser waren ei-beladene Plasteschiffchen, die im Wasserbad schwimmen. Der kochtechnische Trick mit dem Ei in einen Wasserstrudel hineinzugeben, ist dagegen jedenfalls meist in die Hose, sprich: in den Topf, gegangen.
Das war die suppentechnische Übung eigentlich schon. Der Spinat wird nun samt dem bekrönenden Ei gerecht in die Suppenteller oder -tassen verteilt und nach Geschmack mit geriebenem Parmesan bestreut. Nun haben Sie alle Zeit, die Suppe auszulöffeln und dazu einen herzhaften Wein wie weiß gekelterten Merlot zu genießen. Danach können Sie sich ausgiebig anderen wärmenden Dingen widmen. Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Oktober zeigt ein Gericht aus dem Menü von Daniel Pfeiffer, Küchenchef im Restaurant "Der Seehof" in Rheinsberg: Marinierter Schweinebauch - 18/68 Sous vide gegart | Garnele | Erdnuss
Diese Kolumne erschien am 4.10.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.