Geschmackssache: Max is(s)t frivol …

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Trilogie mit Zander im Negligé

Die Tage des alten Jahres sind gezählt. Ich werde die Zeit „zwischen den Jahren“ weiter dazu nutzen, Ordnung im Büro zu schaffen, oder meiner lesenden Leidenschaft zu frönen. Dass dabei ab und zu auch ein Glas Wein eine Rolle spielt, will ich nicht verschweigen. Das vor allem auch dann, wenn ich in Kochbüchern aller Art und in meiner virtuellen Rezeptothek stöbere.


Stellen Sie sich vor, ich bin dabei tatsächlich auf frivole Dinge gestoßen. Da hat beispielsweise ein Küchenchef aus Hessen eine Art kulinarische Ménage-à-trois entwickelt. Der gebildete Norddeutsche wird das lapidar als geschmacklich-flotten Dreier bezeichnen. Den will ich Ihnen nicht vorenthalten. Es ist, ganz aus dem Leben gegriffen, eine Trilogie aus davor, dazwischen und danach. Keine Bange, das wird Sie weder liebes- noch kochtechnisch überfordern. Sie können damit ins neue Jahr starten, oder in seinen ersten Tagen Ihre Kreativität testen. Ich aber warte geduldig auf den frivol-richtigen Moment.

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Als kleine Vorspeise gibt’s ein Lachstatar. Für zwei Personen schneidet man dafür etwa 100 Gramm Lachs und eine Schalotte in kleine Würfel. Ebenfalls klein geschnitten werden zwei bis drei Zweige Kerbel oder andere Kräuter Ihrer Wahl, die Sie mit einem guten Teelöffel Zitronensaft und -abrieb vermischen sowie mit Salz und Pfeffer abschmecken. Ich werde beim Anrichten noch mit etwas Forellenkaviar ergänzen. Nun steuern wir schon auf den geschmacklichen Höhepunkt zu. Es gibt nämlich Zander in reizvollem Negligé.


Der Koch weist den Dreier für vier Personen aus. Wer macht denn sowas. Wir bleiben sittlich-rein zu zweit und vermischen zunächst zwei Esslöffel Schmand oder Crème fraîche mit feingehacktem Dill und einer fein gewürfelten Schalotte zu einer sämigen Creme. Mit der bestreichen Sie je ein Frühlingsrollen-Teigblatt und setzen darauf mittig je ein stattliches, mit Salz und Pfeffer gewürztes Zandermedaillon. Saibling geht auch. Die Teigränder werden nun mit Eigelb bestrichen und die Ecken zusammengedrückt. Dann werden die Päckchen bei 180 Grad Umluft auf Sicht bis zu sechs Minuten gebacken.


Wenn Sie das enthüllende Vergnügen des heißen Flatterhemdes, pardon: Negligés, noch etwas erhöhen möchten, können Sie natürlich auch je zwei von den geschmacklichen Lustbarkeiten auftischen. Und als entspannendes Nachspiel gibt’s einen pikanten Gurkensalat. Dazu schneiden Sie eine halbe, mittelgroße Salatgurke in Streifen, vermischen mit je einem Esslöffel Weißweinessig und Rapsöl und schmecken mit Salz und Pfeffer ab. Der geschmackliche Clou ist ein Teelöffel Vanille-Sirup.


Diesem frivolen Essvergnügen kann man natürlich auch deftige Würstchen im Schlafrock entgegensetzen. Die sind zwar Karo einfach, aber von großer Variantenvielfalt geprägt, wie Sie aus meinen virtuellen Rezept-Empfehlungen ersehen können. Dort gibt’s auch Tipps für aphrodisierende Zutaten. Stichwort: Valentins-Tag. Kurz und gut, das Motto lautet: „Oh, fri wohl is(s)t mir am Abend …“ Lassen Sie sich also etwas einfallen …


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Dezember zeigt den 1. Gang eines Menüs im Hotel Elephant Weimar im Rahmen gemeinsamen Kochens von Spitzenkoch Franz Keller vom Falkenhof in Heidenrod in Hessen und Johannes Wallner, Küchenchef im Elephant: Juvenilferkel | Thüringer Trüffel | Bete | Sonnenblumenkerne.

Diese  Kolumne erschien am 29.12.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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