Geschmackssache: Max is(s)t frankophil …

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Rohkost à la française

Sie werden (vielleicht) wissen, dass Facebook ein Sammelsurium aus Halb- und Unwahrheiten, ja gar Dummheiten aller Art ist. Aber das virtuelle Medium bietet je nach Seriosität der Kontakte auch viel Wissenswertes. Das gilt im Besonderen für kulinarische Anregungen. Die bestehen manchmal nur aus einem Foto. Die dazugehörigen Kommentare kann man jedoch meist vergessen … So habe ich dieser Tage ein Foto von einer Art Rohkostplatte entdeckt, die meine frankophile Essenslust geweckt haben. Sie wissen schon: Frankreich, das Land des göttlichen Genusses. Und das oft mit sehr einfachen Zutaten. Was habe ich seinerzeit in der Normandie allein an Baguette, Käse und Meeresfrüchten geschlemmt. Einen guten Wein inklusive.


Die erwähnte Rohkostplatte nennt der gemeine Franzose „Crudités“. Die geht sowas von einfach. Das kann jeder und gerät nicht einmal in die Gefahr, Wasser anbrennen zu lassen. Wagen Sie sich einfach an Gemüse Ihrer Wahl und schnippeln Sie das in handliche Stifte bzw. Stückchen. Unters Messer kann alles kommen, was Sie roh schnurpsen möchten.

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Dazu zählt Blumenkohl in verschiedenen Farben (eine reicht natürlich auch), Möhren, Paprika rot, grün und/oder gelb ebenso wie Stangensellerie, Gürkchen und Kohlrabi. Auch Spargel, kleine Maiskolben, Fenchel und Radieschen können es auf die Platte schaffen, die effektvoll arrangiert schon sehr delikat aussieht. Brokkoli lasse ich stets außen vor. Ist so gar nicht mein Ding.


Nun darf schon gegessen werden. Sie werden aber ahnen, dass das nur eine gesunde Vorspeise und noch nicht ganz vollständig ist. Vor allem aber essen Sie das Gemüse nicht wie die Hasen am Tisch, sondern benutzen dafür nur die Finger. Damit das Ganze auch etwas anregende geschmackliche Substanz bekommt, komponieren Sie dazu pikante Soßen, in die das Grünzeug gestippt und mit einem Baguette verzehrt werden.


Ein Dip ist beispielsweise eine Anchoïade, wie sie der mediterrane Franzose bevorzugt. Alter Falter, das ist nun wieder ganz mein Ding. Diese Soße bereiten Sie recht einfach zu, in dem Sie Anchovis, man kann auch Sardellen dazu sagen, zusammen mit (ich: reichlich) Knoblauch fein zerdrücken, eventuell mit schwarzen Oliven oder Kapern anreichern und unter Zugabe von Olivenöl zu einer sämigen Masse rühren. In die stippen Sie das Gemüse. Fertsch, wie der Mecklenburger sagt.


Mit dieser Art Paste können Sie sogar die Brotscheiben bestreichen. Mundet genial, kann ich versichern. Ich habe das dieser Tage schon mal als vorspeisentechnische Übung praktiziert und will mich am Wochenende auch an einem selbstgebackenen „escht“ französischem Baguette versuchen. Wie das geht, verrate ich nebst weiteren Dip-Variationen in meiner Rezeptothek. Hier gilt die Devise: Übung macht den Meister. Dass nach der Vorspeise ein Hauptgang kommt, können Sie sich denken. Dafür fahre ich endlich einmal nach Gallin und hole mir in der Gutsfleischerei ein, zwei fulminante Steaks und grille sie. Das schmeckt auch ohne viel Brot. Man(n) gönnt sich ja sonst nichts. Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juni zeigt ein Gericht von Jörg Lawerenz aus dem Restaurant "Ella" im Steigenberger  Hotel Am Kanzleramt in Berlin im Rahmen der Veranstaltung "Siewert & Friends" im Grand Hotel Heiligendamm im Juni 2023: Kabeljau | Miso | Spargel

Diese  Kolumne erschien am 14.6.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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