Irgendwo habe ich gelesen, dass essen (gehen) emotional sei. Da ist was dran. Vor allem dann, wenn ein besonderer Anlass vorhanden ist und das Geschmackserlebnis in einer angenehmen Atmosphäre stattfindet. Für mich ist kulinarische Emotionalität aber vor allem mit dem Kochen an sich verbunden und man so an familiäre Traditionen erinnert wird. Wir haben Herbst. Da hat es der „gemeine“ Kürbis nicht weit bis auf den Küchentisch und die Teller. In meiner Kindheit und Jugend hat der eher eine untergeordnete Rolle gespielt. In Erinnerung geblieben ist mir nur das fabelhafte Kürbiskompott meiner Tante Emma, die eine exzellente Köchin war und zudem noch Koch hieß.
Auch heute hält sich mein Kürbis-Verlangen eher in Grenzen. Trotzdem reizt es mich hin und wieder, das Gemüse geschmacklich-kombinatorisch interessant zuzubereiten. Meine Rezeptothek hat dafür viele Anregungen, die ich im Rahmen dieser Kolumne weiter ergänzt habe. Sie werden staunen. Obwohl ich manche Rezepte erst später nachkoche oder an meinen Geschmack anpasse, hat mich diesmal ein einfacher Kürbissalat inspiriert.
Dafür schneiden Sie den geschälten Kürbis in dünne Streifen und braten sie scharf an. In noch warmen Zustand marinieren Sie das Ganze in einer Mischung aus Balsamico-Essig, Olivenöl und Quatre Epices-Gewürz. Letzteres gibt es zu kaufen, kann man aber auch selbst herstellen. Einfach Zimt, Nelken, Sternanis und Wacholder (gern auch mit Muskat, getrocknetem Ingwer und Nelken) gut mörsern oder in einer nostalgischen Kaffeemühle fein mahlen und vermischen.
Diese Art von Salat können Sie nun beliebig kombinieren. Etwa mit einem Steak oder gebratenem Fisch. Dazu passt auch eine Vinaigrette aus Speck und Schalotten, die Sie feingewürfelt in Öl anschwitzen, mit Wermut und Pernod ablöschen, Zitronensaft und Gemüsebrühe hinzugeben und mit einem Rosmarinzweig kurz aufkochen, dann ziehen lassen. Das ist eine sehr pikante Ergänzung etwa auch in Verbindung mit einem frischen Baguette.
Eine weitere herbstlich-kürbissige Idee wäre eine Art Quiche, die Sie aus Kürbis und Tomaten zubereiten. Dafür packen Sie zunächst den Fertig-Teig in eine passende, gefettete Form, verstärken den überstehenden Rand etwas, belegen mit Backpapier und wiederverwendbaren Blindbackkugeln, die den Teig während des knapp halbstündigen Blindbackens bei 200 Grad Ober-/Unterhitze flach halten. Währenddessen braten Sie Kürbisspalten in etwas Öl an und verteilen sie mit Zwiebelringen und halbierten Kirschtomaten auf dem vorgebackenen Teig.
Alles mit gerebeltem Thymian bestreuen und mit einer Mische aus Sahne und Eiern begießen, die mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Knoblauch kräftig abgeschmeckt ist. Nun nochmal rein in den Ofen und auf mittlerer Schiene eine gute halbe Stunde fertigbacken. Dass Sie dem Belag weitere bissfeste Bestandteile Ihres Geschmacks unterjubeln können, brauche ich wohl nicht zu betonen. Da können Sie Ihre kochende Kreativität richtig ausleben und Ihren damit verbundenen Emotionen freien Lauf lassen. Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat September zeigt ein Gericht von Dieter Müller im Rahmen eines Sommerfestes im Hotel Elephant in Weimar: Steinbutt / Kompott von Pfefferzwiebeln mit Melone / Safran-Estragon-Fumet
Diese Kolumne erschien am 19.10.2024 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.