Wenn man(n) seinen kulinarischen Bewegungsradius auf ganz Deutschland ausweitet, geht es einem oft wie weiland Reinhard Lakomy: „Tur mir leid, ich hab‘ keine Zeit…“ Der hat das zwar anders gemeint. Aber das Ergebnis kommt auf das Gleiche heraus. Man(n) muss auf etwas verzichten. So ging es mir kürzlich auf einer Fahrt in die Oberlausitz. In Görlitz hielt ich schließlich angesichts meines Hungers und einer einladenden Speisentafel vor einem Restaurant an.
Darauf stand unter anderem: Weiße Bohnen mit Mango. Frei nach Lakomy: „Auch nicht schlecht, kommt mir grade recht…“ Da ich die dicken Dinger ziemlich gern esse, habe ich mich spontan dafür entschieden. Gedacht hatte ich allerdings an eine Art Eintopf mit besonderer Note. Das war ein Fall von „denkste“. Dem Koch, Tom Hockauf, habe ich das Rezept später abgeluchst, weil ich es für gut befunden habe. Ob der mit der in den 1950er Jahren bekannten Frida Hockauf verwandt war, habe ich ihn allerdings nicht gefragt. Das war doch die Bestarbeiterin, die den Slogan geprägt hat: „So, wie wir heute essen, werden wir morgen arbeiten…“ Oder so ähnlich.
Aber nun zurück zur Sache, den weißen Bohnen. Davon werden für vier Personen etwa 400 Gramm 12 Stunden eingeweicht und dann eine Stunde in Wasser gekocht. Erst kurz vor Schluss werden sie gesalzen, abgeseiht und leicht abgekühlt. Sodann kommen etwa zehn Tomaten mittlerer Größe und eine halbe Mango unters Messer. Alles in Würfel schneiden und mit 200 Milliliter Tomatensoße zu den Bohnen geben. Das Ganze wird mit gehacktem Rosmarin und Thymian sowie Salz, Pfeffer und Zitronensaft abgeschmeckt. Das wäre mein Gericht gewesen und hätte sicher seine geschmacklichen Reize gehabt.
Der Hockauf aber brachte jetzt noch Kabeljau ins Spiel. Der wird trocken getupft, mit Salz und Pfeffer gewürzt, mehliert und in reichlich Öl angebraten. Dann den Fisch mit Zitronensaft ablöschen und bei niedriger Temperatur gar ziehen lassen. Zum Schluss wird der Bohnen-Obst-Tomaten-Salat in einem Ring angerichtet, der Kabeljau angelegt und nach Wunsch garniert. Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. So einfach ist es, Max zu überraschen. Ich kann nur sagen, dieses Gericht hat mir ausnehmend gut gemundet.
Das Lokal entpuppte sich übrigens als relativ neu eröffnetes Restaurant und trägt den Namen „Jakobs Söhne“. Drinnen viel Holz, viel Licht, offene Küche, gute Atmosphäre. Die Gäste reichlich junges Gemüse, aber auch ältere Semester wie ich. Die Söhne Jacobs sind drei Jungunternehmer, die die Jakobspassage ins Leben gerufen und dort einen Mix aus illustren Pop-up-Shops für trendige Kleidung, Möbeldesign, Fahrrad-Restaurierung, Goldschmiedearbeiten sowie diversen Büros ins Leben gerufen haben. Deren Inhaber wollen natürlich auch etwas essen.
Grund genug für die drei, sich auch den Traum von einem Restaurant zu erfüllen. Da sie aber vom Kochen so viel verstehen wie ein Schwein vom Klavier spielen, haben sie sich den Hockauf ins Boot geholt. Der arbeitet jedoch eigentlich für stadtbekanntes Café und Bistro. Das steuerte quasi die Küche und den Koch für ein kulinarisches Joint Venture bei. Coole Idee, darauf muss man erst mal kommen.
Diese Kolumne erschien am 8. August 2017 in der Schweriner Volkszeitung.