Bratkartoffeln waren die Leibspeise meines Vaters. Die hat er fast jeden Abend mit Schinkenwürfeln und/oder Ei verdrückt. Überschlägig berechnet hat ihm meine Mutter in gut 50 Jahren reichlich fünf Tonnen in die Pfanne gehauen. War nicht so mein Ding. Wenn Bratkartoffeln, dann in Kombination mit einem feurigen Paprikaschnitzel. Kein Letscho. Fingerdick Paprikapulver. Aus rohen Bratkartoffeln aber habe ich manche Mahlzeit mit Pfiff zubereitet. Ging ja auch viel schneller. Eine „Flamme“ meiner mittleren Jahre wollte mich mal mit Blauschimmelkäse „ködern“. Der war seinerzeit sauteuer und nur im Delikat-Laden erhältlich. Die Flamme ist erloschen. Die Liebe zum Roquefort, Bavaria blu, Gorgonzola, oder wie immer man den Käse nennt, ist geblieben.
Lassen Sie sich also zu einem Kartoffel-Gratin mit blauem Käse verführen. So ganz schnell geht das zwar nicht. Der Geschmack wird Sie entschädigen, zumal Sie wie immer ausreichend Spielraum für kombinatorische Kreativität haben. Für vier Personen sollten ein Kilo vorwiegend festkochende Kartoffeln, zwei stattliche Birnen, alternativ auch Äpfel, und zwei rote Zwiebeln unters Messer kommen. Alles in dünne Scheiben schneiden oder hobeln und schichtweise rein in eine gut mit Butter ausgefettete Auflaufform. Jede Schicht kann ganz nach Geschmack mit Salz und Pfeffer gewürzt werden.
Sodann bereiten Sie eine Mischung aus feingehacktem Thymian, 200 Gramm Sahne, je 100 Milliliter Birnensaft und Gemüsebrühe sowie Salz und Pfeffer zu, die über das Gratin gezogen wird. Ich würde mich auch nicht scheuen, der Masse ein wenig in Butter angezogenen und kleingeschnittenen Salbei unterzujubeln. Selbst Walnusssplitter können dem Geschmack nur förderlich sein. Nun nichts wie rein in den auf 200 Grad Umluft vorgeheizten Ofen und gut 20 Minuten goldbraun backen.
Jetzt kommt der große Auftritt des Käses. Er wird auch in dünne Scheiben geschnitten. Rauf auf das Gratin und weitere zehn Minuten backen, bis der blaue Käse eine goldbraune Kruste bekommt. Nicht übel ist auch die Variante, den Käse mit Frischkäse ihrer Wahl zu vermengen. Das ergibt eine zusätzliche interessante geschmackliche Note. Sicher wären Sie aber jetzt enttäuscht, wenn Max Ihnen keine bissfestere Variante anbietet. Ich will Sie und mich natürlich nicht enttäuschen.
In das Gratin kann man selbstverständlich auch Fleisch verstecken. Dafür eignet sich beispielsweise feine, luftgetrocknete Schweinelende, Kassler oder auch Karo einfach grobe Bratwurst. Wer sich etwas mehr Mühe geben möchte, wagt sich an "pulled duck oder pork". Soll heißen: Zerrupfte Ente oder Schweinefleisch Ihrer Wahl. Das muss man allerdings erst „gaaanz“ langsam garen/braten und im weichen Zustand "zupfen". Dem folgt eine Behandlung auf dem Grill oder im Smoker, bevor der Gang in das Gratin ansteht. Das „Zeug“ soll es auch zu kaufen geben. Die Mühe lohnt sich aber. Wer es eiliger hat, kann zum Gratin auch auf der Haut gebratenes Fischfilet, etwa vom Zander, anrichten. Und ein frischer Salat schmeckt dazu mit Sicherheit ebenso wie ein Weißwein, oder ein kühles Bier.
Fazit: Die Geschmäcker sind nun mal verschieden. Und man(n) muss nicht unbedingt blau sein, wenn man sich einen solchen Käse andrehen lässt. Vertrauen Sie auf Ihr kochendes Gefühl.
Diese Kolumne erschien am 7. August 2019 in der Schweriner Volkszeitung.