Geschmackssache: Max is(s)t bekannt …

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Ofengemüse mit gebeiztem Fisch

Kürzlich ging es beim Männerfrühstück ausnahmsweise mal nicht um Fußball, sondern um partnerschaftliche Fragen. Ein Bekannter von mir, etwa gleichen Alters und gleicher, positiver Lebenseinstellung, sucht nämlich eine Frau. Da kamen natürlich Einwände, ob der nicht vielleicht zu hohe Ansprüche hat. Meine Entgegnung, dass der nur eine ganz normale Frau sucht, führte zu dem lapidaren Kommentar: „Da liegt doch schon der Fehler …“ Allgemeines Gelächter und die schnelle Erkenntnis, dass das auch für den umgekehrten Fall gilt, wenn eine Frau einen ganz normalen Mann sucht.


Da habe ich es vergleichsweise besser, weil ich vor allem wegen meiner bekannten liebenswürdigen Art manchmal erkannt und mitunter sogar angesprochen werde, ob ich nicht jener kochende und schreibende Max sei … Das schmeichelt natürlich und führt, wie an Pfingsten in Schwerin, sogar zu einem Erfahrungsaustausch und durchaus gegenseitig sympathischen Blickkontakten. Wenn man den Gesprächspartnerinnen glauben darf, werden vor allem relativ einfache Rezeptempfehlungen geschätzt, die man an den eigenen Geschmack anpassen kann. Was nicht heißt, dass die raffinierteren geschmacklich-kombinatorischen Anregungen vom Küchentisch geschubst werden.

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Heute soll es aber wieder einmal sowas von Karo einfach zugehen. Dem nahenden Sommer muss schließlich mit leicht bekömmlicher Kost gehuldigt werden. Für ein zünftiges Ofengemüse brauchen Sie schließlich nur frische Tomaten, Zucchini und kleine Auberginen. Die schneiden Sie in nicht zu dünne, aber auch nicht zu dicke Scheiben. Die werden nun fächerartig und abwechselnd in eine leicht mit gutem Olivenöl gefettete flache Auflaufform gelegt, mit ordentlich Knoblauchscheiben oder -stückchen belegt sowie mit grobem Pfeffer, Fleur de Sel und Kräutern wie Thymian und Oregano bestreut. Auch etwas Mozzarella schadet dem guten Geschmack nicht. Das Ganze wird nun bei etwa 160 Grad gut 20 Minuten gegart und wartet darauf, genüsslich verdrückt zu werden.


Kombinieren können Sie das mit fast allem, was Ihr Gaumen begehrt. Dazu gehört neben einem Baguette auch Fleisch oder Fisch. Ich probiere mich mal an gebeizten Forellen- oder Saiblingsfilets aus. Die müssen allerdings vorher gut zehn Stunden in einer Gewürzmischung aus zerstoßenem Wacholder, Senfkörnern sowie Dill- und Fenchelsaat, (behutsam) Salz, Zucker, Zitronen- und Orangenabrieb und gehacktem Dill mit Frischhaltefolie bedeckt im Kühlschrank schmachten. Danach wird der Fisch abgewaschen, abgetupft, wie Carpaccio in hauchdünne Scheiben geschnitten und zu dem Gemüse auf mit Butter bestrichenen Baguette-Häppchen angerichtet. Es spricht aber auch nichts dagegen, die Filets im Ofen noch leicht mit zu erwärmen und mit dem Gemüse aufzutischen.


Die Moral von der Geschichte liegt auf der Hand: Was „normal“ ist, liegt im Blickwinkel bzw. im Geschmack des Betrachters. Man muss nur den Mut haben, sich darauf einzulassen. Im Leben wie beim Essen. Wenn Ihnen das bekannt vorkommt: Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juni zeigt einen Gang aus einem Menü von Eike Steinort im Restaurant "Der Steinort" im Hotel Wassersleben an der Flensburger Förde vom März 2021: Milchkalb | Petersilienwurzel | Buchweizen | Morchel | Schokolade

Diese  Kolumne erschien am 10.6.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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