Wie man zu Jahresbeginn oft sagt, sind die fetten Tage erst einmal vorbei. Soll wohl heißen, nach den Köstlichkeiten der Feiertage kehrt der Alltag nun auch kulinarisch wieder ein. Ich jedenfalls habe genussvoll, aber nicht opulent gelebt und manchen Spaziergang in der Natur eingelegt. Und natürlich habe ich die freie Zeit genutzt, um nach neuen Rezeptideen zu stöbern. Dabei kommen auch Erinnerungen an die Kindheit und Jugend im Erzgebirge auf. Dort wurde meist bescheiden-deftig, aber nicht minder köstlich aufgetischt.
Ein beliebtes Essen bei Familienausflügen mit Großeltern und Eltern war das „Warme Eckchen“. Wo auch immer es auf der Karte stand, verdrückte mein Großvater Max dieses simple Gericht mit sichtbarem Vergnügen. Denn es war „nur“ eine mit warmen Schweinebratenscheiben belegte und mit der Bratensoße übergossene Mischbrotschnitte. Eine Spreewaldgurke war schon die Gourmet-Version dieses Klassikers.
Den kann man sich in allen denkbaren Versionen auch zu Hause als Resteverwertung zubereiten. Sie werden ahnen: Heute geht es um belegte Bratenbrote. Kulinarisch Quodlibet: Warm oder kalt und vielseitig kombiniert.
Mein „Eckchen“ habe ich übrigens oft auch mit dünnen Kasslerscheiben und leicht gedünsteten Zwiebelringen belegt. Das Fleisch lasse ich mit wenig Butter auf kleinster Stufe vor sich hinsimmern, so dass ein würziger Sud heraustritt, in dem die Zwiebeln trefflich garen. Diese Version kann man auch kalt zubereiten, wenn die Fleischscheiben in einer süßsauren Zwiebeltunke aus Essig und Öl mariniert werden. Als Brotunterlage nehme ich meist geröstetes Mischbrot, auf dem ich eine Knoblauchzehe gerieben habe. Das ergibt Geschmack „mit Musik“.
Geschmacklich-kombinatorisch nicht von schlechten Eltern sind auch Kartoffeln mit Bratensoße. Dafür versehen Sie nicht zu kleine Kartoffeln quer und längs mit einem Schnitt und stechen mit einer Gabel rundherum Löcher hinein. Dann die Knollen mit Öl benetzen und bei 190 Grad eine gute Dreiviertelstunde backen bis sie weich sind. In der Zwischenzeit fabrizieren Sie die Soße. Da gilt auch das Motto Quodlibet. Soll heißen: Ganz nach Geschmack. Braten Sie beispielsweise klein geschnittenen Knollensellerie, Lauch und Zwiebeln (Knoblauch nicht vergessen) in Rapsöl etwa acht bis zehn Minuten an, löschen mit Gemüsebrühe ab, kochen kurz auf und lassen mit Lorbeerblättern und Pfefferkörnern ergänzt alles eine knappe halbe Stunde köcheln. Ohne die Gewürze wird nun das Gemüse püriert und mit etwas von dem Sud und weißem Mondamin-Soßenbinder angedickt. Weitere geschmackliche Nuancen, etwa mit orientalischer oder asiatischer Note, sind denkbar.
Nun kommen die Kartoffeln wieder ins Spiel. Die werden aber, Pustekuchen, nicht mit dem Gemüse gefüllt, sondern ausgehöhlt mit einer Gabel auf das (geröstete) Brot gestrichen und mit der Soße begossen. Dazu gebe ich ein paar Scheiben würziger Knackwurst. Man(n) gönnt sich ja sonst nichts. In diesem Sinn: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren meiner Rezept-Ideen ... Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Januar zeigt frische Backwaren, die sich zu vielen Gerichten einfach und schnell kombinieren lassen.
Diese Kolumne erschien am 11.1.2025 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.