Wenn man(n) seinen kulinarischen Bewegungsradius auf ganz Deutschland ausweitet, geht es einem oft wie weiland Reinhard Lakomy: „Tur mir leid, ich hab‘ keine Zeit…“ Der hat das zwar anders gemeint. Aber das Ergebnis kommt auf das Gleiche heraus. Man(n) muss auf etwas verzichten. So ging es mir kürzlich auf einer Fahrt von Mecklenburg in die Oberlausitz. In Görlitz hielt ich schließlich angesichts meines Hungers und einer einladenden Speisekarte vor einem Restaurant in der Jakobstraße an.
Das Ganze entpuppte sich als relativ neu eröffnetes Restaurant und trägt den Namen „Jakobs Söhne“. Drinnen viel Holz, viel Licht, offene Küche, gute Atmosphäre. Die Gäste reichlich junges Gemüse, aber auch ältere Semester. Ich hatte Glück und erwischte mit Sebastian König einen, der zu den Machern des Restaurants gehört. Der betreibt mit Clemens Kießling und Robert Melcher seit anderthalb Jahren die Jakobspassage. Die bietet einen Mix aus illustren Pop-up-Shops für trendige Kleidung, Möbeldesign, Fahrrad-Restaurierung, Goldschmiedearbeiten und anderes mehr sowie diversen Büros. Deren Inhaber wollen natürlich auch etwas essen. Grund genug für die drei Söhne Jakobs, daher also der Name, sich auch den Traum von einem Restaurant zu erfüllen.
Platz dafür gab es im ehemaligen Fein(e)-Kost-Laden gleich nebenan. Ein Blick auf die Speisekarte zeigte mir, hier geht es vorwiegend vegetarisch zu. Macht nichts. Man(n) muss schließlich auch auf seine Figur achten. Ich war neugierig darauf, was der Koch aus Quinoa, Ziegenkäse, Ravioli, allerlei Gemüse und Co. alles zaubert.
Der heißt, wie ich bald erfuhr, Tom Hockauf und ist wohl einer der angesagten Köche der Region. Er gehört aber genau genommen gar nicht zu den Jakobs Söhnen, sondern arbeitet für das in Görlitz bekannte Café und Bistro Kugel. Das steuerte quasi die Küche und den Koch für ein kulinarisches Joint Venture bei. Coole Idee, darauf muss man erst mal kommen. Und es ehrt die Söhne, dass sie als kochende Laien dem Profi-Koch nicht den Brei verderben wollen.
Vorerst gibt’s hier nur Mittagstisch. Abends verwandelt sich der Laden in eine Bar. Damit auch dann für kleine Snacks gesorgt ist, kaufen die Söhne beim Koch Suppen, Tapas, Käseplatten und Quiche ab. Fleisch ist für die Zukunft auch geplant. Und das stammt, verspricht der Koch, garantiert aus der Region. Dann kommt Max wieder.
Seinerzeit bin ich bei dem heute vorgestellten Gericht hängen geblieben. Ich hatte mich nur auf die Bohnen mit dem Mango (alternativ auch Aprikosen) eingestellt. Der Fisch war die Zugabe, die mir bis dahin gar nicht bewusst war. Das Ganze war gut gewürzt, hat exzellent geschmeckt und lässt die Gewissheit keimen, dass das „Jakobs Söhne“ noch einige kulinarische Überraschungen in der Pfanne hat.
Diese Kolumne erschien in stark gekürzter Fassung samt einem Rezept für Kabeljau mit weißen Bohnen und Mango
am 20. Juli 2017 in der Sächsischen Zeitung und der Freien Presse.