Der magische Stern für die junge Generation ist ein überdimensionales gelb-rot leuchtendes Logo meist an der Autobahn. Sie wissen schon... Kulinarisch gesehen haben diese Angebote wenig bis gar nichts mit Sterne-Gastronomie zu tun. Wie aber gerade diese Altersgruppe für den Gaumenkitzel gehobener Gastronomie begeistern?
Da ist die Idee beispielsweise von Sternekoch Tim Meierhans nicht ganz neu, mit einem speziellen Konzept jüngere Gäste an feine Küche heranzuführen. Der Koch ist selber gerade mal 30, kann sich also sicherlich in das kulinarische Gefühlsleben hineindenken. Und er weiß mit Sicherheit auch, wie man da Ganze zeitgemäß serviert. Nicht zuletzt geizt er wohl auch mit Erklärungen zu Speisen und korrespondierenden Weinen. Berappen müssen die Damen und Herren um die 30 etwa 77 Euro für ein Menü samt Fingerfood und Wein. Geile Sache, und hat neben dem unmittelbaren kulinarischen Genuss auch einen "bildenden" und (ess-) kulturellen Anspruch.
Ob man mit diesem (durchaus löblichen) Konzept aber eine breite Masse erreicht, wage ich noch zu bezweifeln. Denn auch den Preis für Sterne kann sich nicht jeder leisten. Schon gar nicht diejenigen, die erst ins Berufsleben starten, oder aus diesem mehr oder weniger zwangsläufig aussteigen mussten. Ein im nachhaltigen Sinne besserer Weg scheinen mir Konzepte zu sein, die schon die Kids im zarten Alter an gesundes, schmackhaftes und gutes Essen heranführt. "Kochen mit Kindern" sozusagen. Auch dafür gibt es schon eine ganze Reihe interessanter Projekte. Die haben für mich den Vorteil, dass die Kids und Teenies viel Wissenswertes darüber erfahren, woher Lebensmittel kommen, wie man sie sinnvoll einsetzt und wie sie ansprechend zubereitet und serviert.
Sicher, da muss man mit dem Urschleim anfangen. Das gehört dazu, wenn ein bleibender Effekt erreicht werden soll. Ich bin dabei allerdings kein Verfechter von Guerilla-Bio-Schulungen nach dem Motto "Nur Bio ist das Wahre". Immer schön auf dem Teppich bleiben und sich umschauen, woher die Produkte kommen, welche Inhaltsstoffe drin sind und wie man sie am schonendsten für den guten Geschmack einsetzt. Ganz zu schweigen von dem Aspekt, dass solche Art von Kochen unheimlich Spaß macht und den Kindern mehr bietet als virtuelle Gaukelei aller Couleur. Wetten, dass da für manches Mädchen oder manchen Jungen der Traum heranwächst, in den Koch-Beruf einzusteigen?! Leute, das ist der Weg zu den Sterneköchen von morgen.
Das bedingt aber auch, dass die Eltern diese Ambitionen hegen und pflegen. Stichwort: Vorbildwirkung in Sachen Kulinarik. Die erste Küchenlehrerin sollte also die Mutter (gern auch der Vater) sein, die solches Interesse und Verständnis weckt. Sie müssen den Kindern ohne Bio-Zwang vorleben, was gesundes Essen ist. Wenn der Sprössling sich dann an entsprechenden schulischen Projekten beteiligt, oder später in eine Art Kochclub wechselt, war das die richtige Strategie. Dann reift meiner Meinung nach und nach auch der Wunsch, einmal gehobene, oder gar Sterneküche kennenzulernen. Das allerdings abseits von coolem Schicky-Micky-Essen, weil es eben "in" ist, sondern aus dem Gedanken heraus, dass auch Essen bildet. Da spart sicher mancher auf ein solches Essen, um seiner Freundin ein besonderes Erlebnis zu bieten.
In diesem Sinne mögen ganz viel zarte Koch-Pflänzchen wachsen, die später einmal die Kunde anspruchsvoller Gastlichkeit in die Welt tragen.