Kommentiert: Da bleibt der Klops im Hals stecken

bratklops

Ein gut zubereiteter Bratklops kann gar trefflich schmecken. Das wissen Feinschmecker ebenso wie die Jünger von Burger & Co. Entscheidend für den Wohlgeschmack ist dabei nicht nur die handwerkliche Fertigkeit der Köchin oder des Kochs, vor allem auch die Qualität des verwendeten Fleisches ist ausschlaggebend.

Und in der Gastronomie spielt natürlich auch der Preis eine Rolle. Was aber würden Sie sagen, wenn Ihnen der Kellner einen Bratklops von 140 Gramm für satte 250.000 Euro präsentiert? Unsinn? Mitnichten. Denn es könnte sich ja um den Fleischklops eines niederländischen Forschers handeln. Der hat das gute Teil sozusagen im Reagenzglas künstlich hergestellt. Es soll sich bei dem Innenleben zwar um Fleisch handeln. Das aber ist mit Sicherheit nicht auf der grünen Wiese natürlich gewachsen.

Die Beschaffenheit des Fleischklops soll aus den Stammzellen von Kühen in einer Nährlösung gezogen worden sein, die aus einem Kälberfötus gewonnen wurde. Könnten Sie angesichts solcher Vorstellungen noch "Guten Appetit" sagen? Mir jedenfalls bleibt bei dem Gedanken buchstäblich der Klops im Hals stecken. Der umtriebige Forscher aber findet sein Produkt cool und hat sogar schon von dem Kunstfleisch genascht, wie er einer Zeitung in USA verriet. Es soll "ganz gut" geschmeckt haben. Nun will er es mit Salz und Pfeffer gewürzt in London zum Verzehr anbieten. Ich wette, es finden sich genug Verrückte und Dumme, die sich diesen horrend teuren Unsinn antun...

Auf die Frage, warum sich jemand solcher Forschungsarbeit widmet, weiß ich keine rechte Antwort. Argumentiert wird nicht nur von diesem Forscher unter anderem mit mehr Umweltfreundlichkeit als traditioneller Viehzucht. Und man könne auf diesem Weg auch auf Massentierhaltung verzichten. Ich meine, das ist eine verkehrte, widersinnige Logik. Denn das eine, Umweltfreundlichkeit, schließt das andere, artgerechte Viehzucht, nicht aus. Und damit ist für mich auch das Argument der Massentierhaltung widerlegt, die mit Sicherheit nicht das Nonplusultra ökologischer und wirtschaftlicher Viehzucht ist.

Um es abzukürzen: Schmackhaftes, gesundes Fleisch gehört für mich aus natürlicher Viehhaltung produziert auf den Tisch. Das hat aus meiner Sicht auch viel mit Ästhetik im umfassenden Sinne des Wortes zu tun. Ganz zu schweigen davon, dass Fleisch aus natürlicher Viehzucht durch den Koch erst zu kulinarischer Meisterschaft aufläuft, der mit seiner Kreativität alle Sinne des Gastes anspricht. Ich kann mir außerdem nicht vorstellen, dass sich ein ambitionierter Koch auch nur mit dem Gedanken beschäftigt, künstliches Fleisch zu verarbeiten.

Bleibt zu hoffen, dass sich solche Forschungsarbeit zumindest für den kulinarischen Bereich nicht weiter entwickelt, oder des schnöden Mammons halber gar durchsetzt. Ein erster Erfolg dazu wäre, wenn bei der Präsentation des Super-Kunstburgers niemand hingeht...

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