Dorfkirche Neukirchen
Dorf Neukirchen 9 - 18246 Klein Belitz OT Neukirchen
Standort: 53°56'33.3"N 11°56'47.6"E
Erbaut ab 1250 - Gotik
Die Kirche in Neukirchen ist ein Feldsteinbau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und wurde im so genannten "westfälischen Stil" erbaut. Sie hat einen Turm mit dem achtseitigen Helm und Anbauten, die aus dem 16. Jahrhundert stammen. Die einheitliche Barockausstattung stammt aus dem Jahr 1728. Hervorhebenswert sind u.a. der Altaraufsatz und ein Tafelbild aus der Zeit der Renaissance.
Der markante Feldsteinbau zeugt deutlich vom frommen Sinn der Siedler. Das Gotteshaus zählt zu den besten Beispielen einer im "westfälischen Stil" erbauten Dorfkirche. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wuchs die Kirche in maßvoller und markanter Dreigliederung vom Chorraum über das zweijochige Kirchenschiff mit den Kuppelgewölben und den Turm mit dem achtseitigen Helm.
Die Kirche wurde in einem Zuge gebaut. Giebel, Portale und Fenster wurden aus Backstein gemauert. Die meist spitzbogigen Fenster sind zum Teil tief in die Mauern der Kirche eingelassen. Den Turmgiebel zieren rundbogige, in Backstein eingelassene, Putzblenden. Die Fugen des Mauerwerks sind zum Teil eingeritzt. An der Westseite ist ein Oval in Backstein hervorgehoben. Es die Namen gebende Form des Rokoko angelehnt. Die Anbauten stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Die Kirche umgibt eine von Mönch und Nonnen gedeckte Feldsteinmauer. Der Kirchhof hat alten Baumbestand. Hier finden sich historische und gegenwärtige Gräber. Der von einer Hecke umgebene Friedhof liegt auf der anderen Straßenseite.
Das Pfarrgehöft mit Pfarrhaus von 1742, Pfarrscheune, Back- und Brauhaus liegt neben dem Kirchhof. Ein parkartiger Garten schließt sich an. Hier wirkte Pastor Johann Herbold Plitt, der auch als Förderer des Kartoffelanbaus in Mecklenburg bekannt geworden ist. Er war von 1759 bis 1807 Pastor der Gemeinde und weit über Neukirchen hinaus durch seine praktische, schriftstellerische und landwirtschaftliche Tätigkeit bekannt. So schrieb er u.a. „über den Kleebau nach dem Klima von Mecklenburg; von der Verbesserung und Vermehrung der Heuwerbung bei den Hausleuten; von dem hohen Wert der Runkelrübe“.
Die Dacheindeckung des Turms besteht seit 1985 aus Schindeln der kanadischen Rotzeder. Die jüngere Glocke wurde in den Jahren 1751 und 1961 umgegossen.
Geschichtliches: Als vor etwa achthundert Jahren Mecklenburg durch Einwanderung und Siedlung ein Christliches Land wurde, kam es auch in Neukirchen zur Gründung eines Kirchspiels. In einer Urkunde von 1233 wird dem Kloster Rühn das Archidiakonatsrecht über „Nienkercken“ zugesprochen. Offen ist, ob mit dem Namen Neukirchen (bis in das 19. Jh. hinein sprach man von Neuenkirchen) auf die alte Kirche in der westfälischen Heimat oder auf einen Vorgängerbau hier im Ort Bezug genommen wird.
Das Innere der Kirche hat eine Menge Sehenswertes zu bieten. So u.a. ein Tafelbild aus der Zeit der Renaissance, das Martin Luther neben seinem Freund und Mitarbeiter Philipp Melanchthon, dem Schöpfer der Mecklenburgischen Kirchenordnung zeigt. Ein spätgotisches Kruzifix ist das älteste Stück der Einrichtung und ein die christliche Auferstehung vor Augen stellendes barockes Epitaph gehört weiterhin zu den ansehenswerten Besonderheiten.
1728 erhielt die Kirche die prächtige Barockausstattung im Geschmack der Zeit. Der Altaraufsatz lässt über einem Kreuzigungsgemälde in der Mitte durch eine Wolke von Engeln um das Dreieck des Gottesauges die Herrlichkeit der Auferstehung und den Triumph Gottes erahnen. Die beiden weiblichen Figuren zu Seiten der Kreuzigung stellen Glaube (Kreuz) und Hoffnung (Anker) dar. Über dem Tisch ist das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern gemahlt. Auch der Schalldeckel der Kanzel (1728 - eine Stiftung von v. Bernstorff) wird von einer Engelwolke gekrönt. Über den beiden Tafeln mit den zehn Geboten opfert sich der Pelikan für seine Jungen, ein Zeichen göttlicher Liebe. Der Kanzelkorb ist umgeben von den Vier Evangelisten. Ornamente von Pflanzen bezeugen schwungvoll Leben. Links vom Altar sind noch Reste des alten Patronatgestühls zu sehen. Die Chorraumausmalung wurde im Jahre 2003 restauriert. Die letzte Ausmalung der Kirche erfolgte 1872.
Die Orgel mit einem Manual wurde 1769 von Paul Schmidt aus Rostocker gebaut, der bekannt für seine eindrucksvollen Orgelprospekte war. So wird diese Orgel auch „...die mit dem schönen Gesicht genannt“. 1849 wurde sie von Friedrich Wilhelm Winzer aus Wismar als Orgel mit zwei Manualen erweitert. 2002 wurde sie in ihrem gewachsenem Bestand restauriert (Orgelsachberatung: KMD Martin Ohse).
Besonderheiten in der Kirche:
Im Altarraum zeigen die Südfenster von 1872 Petrus und Paulus in einer bemerkenswerten Glasmalerei. Darunter führt eine Pastorentafel die Prediger von 1546 bis in die Gegenwart auf. Es waren nur 16, die alle lange geblieben sind. Eine Grabplatte besitzt die Innenschrift: Hans Gunters Erben begraben uff 4 Personen/ bis an der Welt Ende / wird in 100 Jahr wieder geöffnet / 1. Juni Anno 1675
Zwei ausdrucksstarke und meisterhaft gearbeitete Kronleuchter (1876, restauriert 2000) im neugotischen Stil erinnern an die "Ära Dühring", eines über Mecklenburg hinaus bekannten Geistlichen in Neukirchen. Pastor Ludwig Dühring wirkte segensreich in der Gemeinde von 1843 bis 1879. Er hielt regelmäßig große Gemeindetage ("Missionsfeste"), die über das Kirchenspiel hinaus beliebt waren. Auf ihnen wurden den Christen die Zeitfragen für die Kirche bewusst gemacht; diese Entdeckung der Kraft von Missionsfesten führte später zu den heute aktuellen Kirchentagen. Ludwig Dühring förderte aktiv das Anliegen Wicherns.
Der Name des Kirchendorfes war im Land bekannt durch den "Neukirchener Zweigverein" vom Rostocker Hauptverein für Innere Mission. Der Schwerpunkt seiner übergemeindlichen Wirksamkeit lag auf der äußeren Mission ("Heidenmission"). Tätige Hilfe für Not leidende Gemeinden in der Diaspora leistete Dühring im "Mecklenburgischen Gotteskasten", der durch großzügige Sammlungen finanzielle Unterstützung geben konnte.
Episoden: Als vor etwa achthundert Jahren Mecklenburg durch Einwanderung und Siedlung ein Christliches Land wurde, kam es auch in Neukirchen zur Gründung eines Kirchspiels. In einer Urkunde von 1233 wird dem Kloster Rühn das Archidiakonatsrecht über „Nienkercken“ zugesprochen. Offen ist, ob mit dem Namen Neukirchen (bis in das 19. Jh. hinein sprach man von Neuenkirchen) auf die alte Kirche in der westfälischen Heimat oder auf einen Vorgängerbau hier im Ort Bezug genommen wird.
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