Dorfkirche Hohen Luckow

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Dorfkirche Hohen Luckow

Dorfkirche Hohen Luckow

Rostocker Straße - 18239 Satow OT Hohen Luckow
Standort: 53°58'53.6"N 11°57'48.1"E

Erbaut ab 1244 -

Die Kirche Hohen Luckow stammt aus dem 15. Jahrhundert, deren älteste erhaltenen Partien bereits aus dem 14. Jahrhundert stammen. Sie besteht aus Langhaus, Chor und Sakristei sowie verfügt über einen kleinen Dachreiter als Glockenturm. Der Innenraum ist komplett barock ausgestattet. Markant sind u.a. der Kanzelaltar, ein Taufengel und die Patronatsloge.

Die schon im 16. Jahrhundert als Filiale von Neukirchen genannte Kirche aus dem 15. Jahrhundert ist eine barock ausgestattete Kirche im Ritterschaftlichen Patronat. Sie besteht aus drei Teilen. Der älteste Teil, das Langhaus, ist von behauenen und unbehauenen Felsen unter gleichzeitiger Benutzung von alten Kirchenziegeln aufgebaut und mit einfachen, einmal sich verjüngenden Strebepfeilern bewehrt. Ein altes Portal in diesem Teil ist zugemauert.


An jeder Seite befinden sich zwei Spitzbogen-Fenster. Der im Dachbereich etwas breitere, unzweifelhaft jüngere Chor schließt mit drei Seiten aus dem Achteck ab. Seine Strebepfeiler ähneln aber denen des Langhauses, ebenso die Spitzbogenfenster. Hier gibt es eine Eingangstür mit Rundbogenabschluss. Im Norden des Chores befindet sich eine angebaute Sakristei.


Als Ort und Gut 1244 erstmals erwähnt werden, wird ein erstes Gotteshaus bestanden haben - Siedler errichteten in Missionsgebieten stets Kirche und Wohnhaus zur gleichen Zeit. Die ältesten erhaltenen Partien datieren aus dem 14. Jahrhundert. Es gibt aber für die Nachricht in den Bassewitzschen Familienpapieren keine urkundliche Bestätigung, wonach die Kirche 1308 erbaut und 1310 vom Bützower Bischof dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzheiligen der Reisenden, Bedürftigen und Seefahrer, geweiht worden sei.

Der große Brand 1934 veränderte auch die Kirche. Der abgebrannte Holzturm wurde 1935 durch einen Dachreiter mit einer Glocke ersetzt, das Dach wurde neu gedeckt.


Episoden: Der Schweinehirt von Hohen Luckow - Als Hohen Luckow, zwei Meilen südwestlich von Rostock, noch ein Bauerndorf war, wütete im Lande ein lange dauernder Krieg, der auch diese Gegend nicht verschonte. Ein feindlicher Kriegshaufen zog durch das Dorf, dessen Bewohner geflüchtet waren. Nur ein Junge hütete sorglos die Schweine. Diesen griffen sich die Soldaten als Wegweiser auf und behielten ihn, da sie Gefallen an ihm fanden, bei sich. Nach Jahren kam der ehemalige Schweinejunge als reicher Oberst wieder, kaufte dem im Kriege verarmten Edelmann Hohen Luckow ab und baute das jetzige Herrenhaus. Allein sein einziger Sohn brachte alles wieder durch und soll im Elend verkommen sein. Der Vater aber hatte im Grabe keine Ruhe, sondern soll im Rittersaale des Schlosses noch jetzt [1879] sein Unwesen treiben.

Die Wappensage derer von Bassewitz - Der Ritter Bernd von Bassewitz war im Gefolge des Mecklenburgischen Landesherrn im Kampfgetümmel in einen tiefen Sumpf geraten, aus dem kein Ausweg zu finden war. Der Ritter von Bassewitz war ein großer Jäger und hatte die Fährte eines starken Wildschweins entdeckt. Als Jäger wusste er, dass auf diesem Wechsel der Sumpf passierbar war. So konnte er seinen Landesfürsten und sein Gefolge aus dem Sumpf führen. Die Fährte des großen Keilers, der auch Hauptschwein oder Basse genannt wird, hat ihm den Weg gewiesen.
Zu Ehren dieser Tat kam in das Wappen derer von Bassewitz der aufspringende Eber, eben der Basse.

„Der beste Witz in Mecklenburg - Der Bassewitz soll gelten | Denn der half seinem Fürsten durch Als Feinde ihn umstellten | Auch soll in seinem Silberschild Hinfort ein Eber springen | Und Ruhm soll ihm solch Wappenschild In allen Zeiten bringen“ - Dieser Spruch stand an einem Pfeiler des Eingangstores zum Park in Diekhof. Dieses Gut gehörte im 19. Jahrhundert dem Geschlecht von Bassewitz. Auf den Pfeilern waren eben solche Hauptschweine (Bassen). Solche Keiler, in Eisen gegossen, befinden sich auch wieder an der Gutshauseinfahrt in Dalwitz, Kreis Güstrow und eben in Hohen Luckow.

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Das Langhaus enthält zwei gotische Gewölbe (Joche) mit Kreuzrippen in Birnstabform, die auf Kragsteinen stehen, ebenso steht der Gurtbogen zwischen den beiden Gewölben auf Kragsteinen. Unter der Sakristei befindet sich ein Grabgewölbe der Familie von Bassewitz, die um 1710 das Gut Hohen Luckow übernommen hatten. Der Innenraum erhält durch die komplette barocke Ausstattung, in der insgesamt 58 Engel dargestellt sind, eine heitere Fülle. Der Kanzelaltar ist laut Inschrift in der Stiftertafel ein Geschenk des Christoph von Bassewitz und seines Bruders Helmuth aus dem Jahre 1712. Er wurde 19998 bis 1999 aufwändig restauriert.


Ein Ölbild als Epitaph stellt den General-Feldzeugmeister Helmuth Otto von Bassewitz dar, wie er vor dem gekreuzigten Heiland kniet. Die Orgel wurde (lt. Inschrift) 1772 von Ilsabeth Sophie Dorothea von Bassewitz, geb. von Bülow aus dem Hause Prützen geschenkt. Sie wurde 1998/99 restauriert.

Im Chor ein Taufengel (1997 restauriert) in der Weise des Barockstils. Die Patronatsloge enthält die Inschrift von derer von Brocken. Im Chor befindet sich auch der Grabstein eines am 22. Januar 1791 verstorbenen Hauptmann Konrad von Budda.


Die Orgel von 1772 des Rostocker Orgelbaumeisters Paul Schmidt, der im 18. Jahrhundert in der Region der führende Orgelbauer war, ist ein einmanualiges kleines Werk mit 6 Registern ohne Pedal, von denen 4 Register noch original erhalten sind. Die Stifter-Inschrift befindet sich am Spieltisch und ist nur von der Empore aus sichtbar. Nach der kürzlichen Restaurierung durch den Orgelbauer Gerhard Schmid aus Kaufbeuren kann sich die interessante spätbarocke Klangsprache der Orgel wieder voll entfalten. Der sehr fröhliche originale Prospekt mit Schabracken- und Schleierwerk, dem krönenden, von Rosen umspielten rokokohaften Aufbau und den flankierenden Posaunenengeln strahlt mit neuen Prospektpfeifen ebenfalls in schönster Pracht. Veränderungen von Disposition und Trakturen nahm 1857 Friedrich Wilhelm Winzer vor. In der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts erfolgte eine weitere Umdisponierung und 1998 eine Restaurierung des Zustandes nach Winzer.


Besonderheiten in der Kirche: 

Im Altarraum befindet sich der Zugang zur außerhalb des Chores unter dem Nord-Anbau befindlichen Familiengruft, in der sich zwei mit schönem plastischen Schmuck versehene Sandsteinsarkophage mit den in inneren Holzsärgen bestatteten sterblichen Überresten des Christoph v. Bassewitz und seines jüngsten Sohnes und letztem Spross der Familie, Abraham Helmuth Otto befinden. Aufgrund der Inschriften in den Fuß-Kartuschen der Sarkophage konnten die korrekten Sterbedaten von Vater und Sohn ermittelt werden. Das undatierte Erinnerungsbildnis für Christoph v. Bassewitz' Bruder Hellmuth Otto an der Südwand des Chores ist ein großformatiges, sehr nachgedunkeltes Tafelbild. Erkennen kann man den General in voller Montur, dessen Figur in kniender Orantenstellung den Vordergrund links bis zur Hälfte des Hochformats einnimmt; Christus am Kreuz gehört der gesamte Mittelgrund. Im Hintergrund soll sich eine brennende Stadt befinden, die aber wegen besonders starker Nachdunkelung der Pigmente - oder späterer Übermalung? - auch mit einiger Vergrößerung nicht mehr erkennbar ist. An verschiedenen Stellen im Bild befinden sich Zitate aus dem Alten und Neuen Testament, eindringliche Bitten um Erlösung sowie Texte, die Berufsleben und die Erfolge des Generals vermelden. Hellmuth Otto verstarb 1736 und wurde in Nürnberg beigesetzt. Es handelt sich hier vermutlich um ein Epitaph für das heimatliche Gotteshaus. Dabei sind die Texte so persönlich gewählt, dass man vermuten könnte, Hellmuth Otto hätte sie vorab für einen solchen Zweck hinterlegt.


Historisches: Der Hof und das Dorf Lucowe werden im Jahre 1244 bei der Bestimmung der Grenzen des Gutes Satow und des Radelandes für das Kloster Amelungsborn zum ersten Male urkundlich genannt. Vier Jahre später, am 16. September 1248, wird dort dem Bützower Domkapitel der Zehnte angewiesen. Von Mitte des XV. Jahrhunderts an sind die von Bassewitz auf Hohen Luckow urkundlich nachweisbare Besitzer des Gutes. Im Jahre 1810 erwirbt es Kammerherr Konrad Philipp von Stengelin, diesem folgt 1830 Johann Friedrich Helms als Besitzer und 1840 der Domainenrath Philipp von Brocken. Letzter Besitzer von Gut Hohen Luckow ist der der Dressurreiter Carl Friedrich von Langen aus Klein Belitz, der in die Familie derer von Brocken eingeheiratet hat.


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