Geschmackssache: Max is(s)t günstig …

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Wildsalat-Pilzpfanne

In Kindheitstagen war der Schneidertisch meines Großvaters mein Lieblingsplatz im alten Zeller Rathaus in Aue im Erzgebirge. Dort weglocken konnte mich nur meine Großmutter, wenn ich auf der benachbarten Wiese Löwenzahn und/oder Sauerampfer sammeln sollte. Da schnappte ich schnell einen kleinen, aus Weidenstäben geflochtenen Korb. Zumal ich wusste, dass daraus am Mittag schmackhafte Kost auf den Tisch gezaubert wurde.


Daran erinnerte ich mich jetzt angesichts von Rezepten mit Wildkräutern und -pflanzen. Angetan hat es mir diesmal eine Art Salat-Pilz-Pfanne, für die man nicht viel im Kühlschrank haben oder bezahlen muss. Selbst ist der Mann. Rein in die und ran an die Gaben der Natur. Gesammelt habe ich „für lau“ Löwenzahn und Giersch. Das ist alles andere als Unkraut und lässt sich geschmacklich-kombinatorisch kreativ in Szene setzen. Auch die ersten seit einem Jahr gesammelten Pilze, ein paar Pfifferlinge, Braunkappen und Steinpilze, alternativ passen auch gekaufte braune Champignons, wurden verarbeitet.

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Aber immer der Reihe nach: Die geputzten, aber nicht gewaschenen Pilze wurden in etwas Margarine, ich nehme nach wie vor am liebsten Sana, angebraten. Raus mit der behüteten Kost aus der Pfanne und darin eine feingeschnittene große Zwiebel und zwei bis drei (!) ebenfalls kleingehackte Knoblauchzehen sowie dünne Scheiben einer Birne dünsten. Wenn nötig, noch etwas Fett oder Öl zugeben.


Für zwei Personen genügt es sodann, der Pfanne je etwa 25 Gramm Löwenzahnblätter und Giersch hinzuzufügen und etwa fünf Minuten zu garen, danach mit gut 50 Millilitern Sahne anzureichern und noch kurze Zeit durchziehen zu lassen. Anschließend kommen die Pilze wieder in den Wald, pardon: in die Pfanne. Außerdem fügen Sie noch etwa 10 Gramm feingehackten Sauerampfer hinzu. Der wächst in kleinen Mengen auf meinem Balkon. Die Blätter gibt es aber auch im gut sortierten Gemüsehandel oder Supermarkt zu kaufen. Final gewürzt wird ganz nach individuellem Geschmack mit Salz und Pfeffer.


Fertig ist eine sehr pikante Pfanne, die Sie bei fleißigem Sammeln keine zwei Mark, oder Euro, wie die Dinger heute heißen, kostet. Günstig eben, natürlich gesund zudem, und mit Frischluft-Vergnügen verbunden. Was Sie dazu als Beilage reichen, ist kulinarisch gesehen Jacke wie Hose. Also egal und ganz Ihrem Appetit entsprechend. Das kann ein frisches Baguette ebenso sein wie Nudeln oder Reis.


Dem (kosten-) günstigen Zubereitungsansatz entsprechend, backe ich mir dazu je einen herzhaften Kartoffelpuffer. Ganz Karo einfach mit Kümmel, Salz und Pfeffer, aber wie immer ohne Zwiebel. In diesem Fall lasse ich die Puffer jedoch nicht zu kross werden. Aber schön goldbraun müssen sie schon sein. Wenn sie dann auf dem Teller platziert werden, kann man sie recht dekorativ mit der Kräuter-Pilz-Zubereitung bekrönen. Dass ich mir dazu auch noch eine Bulette gönne, sei nur am Rande angemerkt. Das Ganze verteilt ein Köm vom Stamm „Mann un Fru“ im Magen gar trefflich. In diesem Sinne: Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat September zeigt ein Savarin vom Saibling mit Zucchini, Gurke und Stachelbeere von *Volker Fuhrwerk, Küchenchef im Restaurant 1797 auf Gut Panker bei Lütjenburg.

Diese  Kolumne erschien am 8.9.2022 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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