Kürzlich las ich, dass Sophia Loren (86) in Florenz ein Restaurant eröffnet hat, das ihren Namen trägt. Es ist Teil einer Kette, die originäre italienische Küche auftischen wird. Dass der Filmstar der 1950er und 1960er Jahre eine ambitionierte Köchin war, habe ich erst in späterer Zeit erfahren. Für mich war sie jedoch, in einer Reihe mit Gina Lollobrigida, Claudia Cardinale und Ornella Muti, immer der Inbegriff rassig-kurvigen südländischen Temperaments.
Da es hier aber um gutes Essen geht, will ich endlich auch zu selbigem kommen. In ihrem Kochbuch „In cucina con amore“ aus dem Jahr 1971 stellt die Loren auch schlichte, aber geschmacklich-kombinatorisch sehr verlockende Rezepte vor. Dazu zählen beispielsweise die "Vermicelli mit Salsa alla Sophia". Die Pasta dafür besteht aus langem, besonders dünnem Hartweizengrieß mit schlank-kurviger Figur, ähnlich der etwas dickeren Spaghetti.
Die Salsa hat sie, wie der Name verrät, selbst erfunden. Die geht denkbar leicht: Dafür werden Basilikum, Knoblauch, ein paar Anchovis sowie Oliven und Kapern samt einer fein gehackten Zwiebel zu einer homogenen Masse püriert. Die wird nach und nach mit Olivenöl angereichert, so dass eine nicht zu dickflüssige Soße entsteht, die mit den heißen Vermicelli (ital. für „Würmchen“) vermengt werden. Die können natürlich auch mit Soßenklassikern wie Bolognese, Carbonara oder Gorgonzola vermählt werden. Ich war allerdings der pikanten Loren-Salsa erlegen. Eine geile Vermicelli-Variante ist auch die Kombination mit frittierten Auberginen und würzigem Pecorino Käse.
Nun können Sie sich entscheiden, ob Sie zu der Pasta auch Fleisch oder Fisch reichen. Dass die Italiener daraus eher zwei getrennte Gänge machen, ist bekannt. Oder auch nicht. Ich habe mich aber von diesem Grundsatz leiten lassen und einen kleinen zweiten Gang eingeschoben. Dafür habe ich sehr dünne Rindfleischeiben, die der Italiener „Fettina“ nennt, ganz kurz in der Pfanne gebraten. Dazu wird ein pikantes Dressing „Salmoriglo“ zubereitet.
Das hat mir mein Freund Francesco Strazzanti aus dem süditalienischen Lecce so empfohlen: Knoblauch ganz klein hacken, ordentlich gehackten Oregano dazugeben, zwei bis drei Esslöffel kochendes Wasser darüber, dann Salz, Pfeffer, fein gehackte Petersilie sowie Rotweinessig oder Zitronensaft und Olivenöl hinzufügen. Fertig. Dass ich zu Fleisch und Dressing noch etwas Baguette verdrücke, wird er mir verzeihen, ohne mit den Augen zu rollen. Weitere sehr schmackhafte Ideen mit Pasta, Fleisch und Fisch finden Sie in meiner virtuellen Rezeptothek.
Im Zusammenhang mit ihrer kochenden Vorliebe hat die Loren übrigens einmal den Satz geprägt: „Alles, was Sie sehen, verdanke ich Spaghetti.“ Dass das kurvig sehr ansehnlich war, konnte man in ihren Filmen stets bewundern. Bei mir war jedoch statt Spaghetti eher flüssige Nahrung Figur prägend. Für Kreuzworträtsler der Anfängerklasse gebe ich mal vor: Grundnahrungsmittel mit vier Buchstaben für Männer. Tipp: Der erste Buchstabe ist kein „W“. Was dann herauskommt, trinke ich aber heute sehr gern zu Pasta.
Diese Kolumne erschien am 10.6.2021 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Neuen Osnabrücker Zeitung und ihren Partnermedien, der Rheiderland Zeitung, den Ostfriesischen und den Grafschafter Nachrichten.