Dorfstraße 14 - 17390 Bömitz
www.rittergut-boemitz.de
Dort, wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen, habe ich auf einer Fahrt von Vorpommern zur Feldberger Seenlandschaft eher zufällig das ehemalige Rittergut Bömitz entdeckt, in dem sich heute nach wechselvoller Geschichte und wechselnden Besitzern ein kleines, aber feines Romantik- Hotel befindet.
Hier haben sich Nicola und Lorenz Flierl samt der neunjährigen Tochter, einem Hund und drei Pferden ein berufliches und privates Refugium geschaffen und sich den Traum vom eigenen Haus, respektive Hotel erfüllt. "Unsere Tochter wächst hier auf wie Michel in Lönneberga", verrät Nicola Flierl lachend. Und auch ihr Mann kommt als Förster in dieser herrlichen Wald- und Wiesenlandschaft ganz auf seine Kosten. Die gelernte Hotelfachfrau und Köchin schwingt in der Küche das Zepter. Mit leuchtenden Augen erklärt sie mir, dass sie seinerzeit ihre Kochlehre gar nicht abgeschlossen hat, weil ein Studium an der Hotelfachschule in Lausanne lockte. Später war sie in renommierten Häusern als Hausdame und Hoteldirektorin tätig.
Das inmitten malerischer Natur liegende Haus, das wird auf den ersten Blick deutlich, bietet Zeit und Ambiente zur inneren Entschleunigung und Entspannung. Die antik-stilvolle und nahezu detailverliebte Einrichtung von Haus und Zimmern zeugt vom Verständnis und Geschmack der Inhaber für gediegene Gastlichkeit. Allein die mit viel Holz gestaltete Empfangshalle samt Kamin vermittelt eine wohltuend entspannende Atmosphäre und lädt zum Verweilen ein.
Ganz diesem Stil entsprechen auch die individuell und mit vielen antiken Einzelstücken eingerichteten Gutsherren-, Doppel- und Einzelzimmer, insgesamt 20 an der Zahl. Wenn ich mal eine Auszeit brauche, spanne ich hier aus. Das ist versprochen. Meine Frau bringe ich aber sicher mit, denn so machen Entdecken und Genuss erst richtig Spaß. Nicole Flierl verrät mir lachend, dass es sogar Stammgäste gibt, die längst auch ihr Lieblings-Zimmer auserkoren haben und bei jedem Besuch dort übernachten.
Sympathisch auch die unkonventionelle Restaurierung des ganzen Hauses. Da wurde nichts aufwändig und modern übertüncht oder auf neu getrimmt. Die Türen befinden sich im Originalzustand, ab und an knarren auch einmal leise die Holzdielen. Ähnlich ländlich-rustikal präsentiert sich auch das Restaurant "Jägerstube" mit vielen sehenswerten Details im Interieur. Dort kann man stilvoll und vor allem vorzüglich speisen.
Nicola Flierl, die Herrin der Gutsküche, verspricht frische, saisonale und bodenständige Küche: "Meine Küche ist ehrlich und kommt ohne artifiziellen Schnickschnack aus. Das erwarten unsere Gäste in dieser Umgebung auch." Und sie hält, was sie offeriert und kocht täglich in dem Bemühen, aus den Produkten des Bestmögliche herauszuholen und so den Geschmack in den Mittelpunkt zu stellen. Dafür sucht sie vor allem die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern, von denen sie weiß, wie produziert und dass so Qualität in ihre Küche kommt. Was Sie über ihre kulinarische Philosophie verrät, erfährt man in diesem Interview...
Für mich war beeindruckend, mit welcher experimentellen Kreativität die sympathische Mittvierzigerin dabei zu Werke geht. Sie kombiniert Ostseelachs mit Spargel-Rhabarber-Gemüse, umhüllt gebratenes Haff-Zanderfilet mit einer aromatischen Kartoffelkruste und gart Kalbsfilet im Heu. Etwas exotischer, aber nicht minder schmackhaft ist ihr Spieß von Lachs und Jakobsmuschel mit Gemüse-Couscous und Orangensauce. Auch das Rinderfilet mit Scampi auf Gemüse-Graupenrisotto ist eine echte kulinarische Verlockung.
Ich konnte mir letztendlich die geschmorten Spanferkelbäckchen mit gebratener Polentaschnitte nicht verkneifen. Ich habe es nicht bereut: Das war ein echter Gaumenschmaus. Beim nächsten Besuch werde ich sicher den mit Chilikirschen gefüllten Lammhüftchen samt den Bärlauchgnoccis meine Aufwartung machen. Meine Frau wird sicherlich die Dorade mit Zuccini-Gemüse und Focaccia auswählen. Oder doch das geschmorte Stubenküken mit Paprika-Gemüse und griechichen Nudeln? Und genau genommen möchte ich auch wissen, wie wohl die Veilchen Crème brûlée mundet. Eigentlich bin ich ja kein Leckermäulchen, aber das lockt doch ziemlich.
Mit leuchtenden Augen und lachendem Gesicht führt mich die Küchenchefin auch durch den Kräutergarten des Hauses und erklärt mir, was sie daraus alles zaubern kann. Man braucht nur auf die Speisekarte zu schauen und sieht, mit welcher Kreativität Nicola Flierl ihre Gerichte kräutermäßig aufpeppt. Allein das lässt mir erneut das Wasser im Gaumen zusammenlaufen. An dieser Stelle darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass in der gutseigenen Manufaktur köstliche Pralinen und Fruchtaufstriche produziert und verkauft werden. Mit Obst aus dem eigenen Garten, versteht sich.
Und in den Sommermonaten lässt sich auf zwei Hektar im Außengelände gar trefflich entspannen und die Köstlichkeiten des Hauses genießen. Und wer stilvoll feiern möchte, dem bieten der Festsaal und zwei weitere Räume alle Möglichkeiten. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass man im Rittergut eine zauberhafte Hochzeit samt standesamtlicher Trauung halten kann. Wer sich dann noch kirchlich trauen möchte, kann per Kutsche ins Nachbardorf fahren und in einer idyllischen Dorfkirche den Segen erhalten.
Damit nicht genug: Auf Rittergut Bömitz wird auch anspruchsvolle Kultur angeboten. Die Diner-Krimi-Arrangements, verrät die Hausherrin, sind stets schnell ausgebucht und erfreuen sich großer Beliebtheit. Im Park kann auch das Tanzbein geschwungen werden. Wer es lieber ruhiger mag, dem wird eine echte englische Teestunde geboten. Für jeden Geschmack und Anspruch, und vor allem auch zu jeder Jahreszeit etwas. Ein lohnendes Ziel, kann ich guten Gewissens versichern.