Geschmackssache: Lecker ist das Unwort des Jahrtausends

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Wenn man(n) im alten Jahr schon Zeichen für etwas Neues setzt, schürt das gute Hoffnung. Umso mehr freut es mich, ab sofort auch für meine alte Heimat regelmäßig kulinarisch-journalistisch tätig zu werden. Ich stamme zwar nicht aus Sachsen, sondern als gebürtiger Auer aus dem Erzgebirge, wo mit dem gleichnamigen FC die traditionsreichste Mannschaft des Freistaates spielt. Hier müsste ein Smiley hin. Den denken Sie sich bitte.   Aber ich weiß, was die Sachsen im besten Sinne des Wortes „auf der Pfanne“ haben und bereise die Region von Adorf bis Zittau regelmäßig, um gastronomische Angebote zu testen und zu empfehlen.

Was Sie von mir erwarten können, ist reichlich sprachlich-pointierter Mutterwitz. Den habe ich aber genau genommen von meiner Großmutter Martha Lucas. Meinem Großvater, dem Schneidermeister Max Lucas, verdanke ich den Sinn für „Geschmack“. Was hat der für „Warmes Eckchen“ und „Original Tatar“ geschwärmt. Meine Mutter Christa Ragwitz, der ich beim Kochen oft über die Schulter geschaut habe, hat mir ihr Faible zum Anrichten und Garnieren vererbt. Und mein Vater Heinz Ragwitz hat mir die Lust zum Entdecken und Verkosten übertragen. Zum Beispiel, was die Prozente der in Weinbrand eingelegten Rosinen für den Christstollen betrifft.

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Und so ganz „nebenbei“ habe ich in meinen Sturm- und Drangzeiten auch in Aue, Zwickau und anderswo in Lokalitäten aller Couleur und Ansprüche umtriebig gekellnert. Soll auch heißen, ich habe als junger Student stets„eine gute Mark gemacht“ und damit den Kommilitonen gedankt, die für mich zur Vorlesung gegangen sind und mitgeschrieben haben. Dass ich im Rahmen dieser „Freizeitbeschäftigung“ auch so manches Herz erobert, manchmal leider auch gebrochen habe, soll nur am Rande angemerkt sein. Hier müsste der nächste Smiley stehen. Den denken Sie sich bitte auch. Muss ja nicht immer der gleiche sein.

Mein Anspruch wird es sein, Ihnen Kulinarik mit Qualität und Stil zu vermitteln und Ihnen Lust auf Geschmacks- und sonstige Erlebnisse zu machen. Meriten wie Sterne und Gault Millau-Punkte sowie anderer Restaurantführer, die die Welt nicht braucht, spielen dabei keine Rolle. Priorität hat das Produkt und seine Verarbeitung. Getreu dem Motto: Das Produkt ist der Star. Und Sie sollen aus meinen Worten auch Anleitungen zum kulinarischen Handeln entnehmen, Ihre Ambitionen als Hobbykoch ausleben oder gute Erfahrungen einfach weitergeben. Ich werde Sie auf kulinarische Pfade führen und Ihnen Tipps für eine genussvolle Freizeitgestaltung geben. In Sachsen und über den regionalen Tellerrand hinaus.

Sie werden dabei auch erfahren, dass viele Köche aus Sachsen deutschlandweit erfolgreich geschmackliche Kreativität vermitteln und damit auch kulinarische Traditionen ideenreich weiterentwickeln. Versprochen ist aber, dass in meinen Texten das Wort „lecker“ nie vorkommt. Das halte ich angesichts der Vielfalt der deutschen Sprache für das Unwort des Jahrtausends. Damit soll noch ein Smiley gesetzt werden. Und gut is‘.

Das Rezept für die deftige Wildsülze stammt vom Heike Brendel. Die kocht in der Oberlausitzer „Grenzschänke“ in Friedersdorf und hat mit ihren Gerichten schon Spitzenkoch Johann Lafer begeistert. Auf „Äberlausitzer“ Mundart heißt die Sülze „Wildgoalerte“. Das wäre doch eine passable Speise, gepaart mit frischem Brot oder Bratkartoffeln, ins neue Jahr zu starten. Bei Brendels werde ich übrigens in meiner ersten „richtigen“ Kolumne zu Gast sein. In diesem Sinne lassen Sie sich stets überraschen und bleiben Sie immer schön neugierig. Und wenn Sie die letzten Worte aus einer bekannten Fernsehsendung kennen, haben wir, diesmal ohne Smiley, noch etwas gemeinsam.

Diese Kolumne erschien samt einem Rezept für Wildsülze
am 13. Januar 2016 in der Sächsischen Zeitung und der Freien Presse.

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