Geschmackssache: Max is(s)t märchenhaft…

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Max' Kulinarische Kolumne - Blutwurstpuffer mit Apfelkompott

Mein erstes Märchenbuch war von den Gebrüdern Grimm und kam in einem duftenden Westpaket aus Hamburg im Erzgebirge an. Nun, nach über 50 Jahren, kommt einer des Wegs, der will mir was vom märchenhaften Pferd erzählen und schreibt ein Buch mit dem Titel „Heute koch ich, morgen brat ich.“ Dabei weiß doch schon fast jedes märchengebildete Kindergartenkind, dass das Rumpelstilzchen einst frohlockte, heute zu backen, morgen zu brauen und übermorgen der Königin ihr Kind holen zu können.

Der schreibende Delinquent heißt Stevan Paul und hat sich getraut, mit dem Hölker Verlag ein märchenhaftes Kochbuch zu entwickeln. Der gelernte Koch und Autor hat die Grimmsche Märchenwelt mit der Welt der Kulinarik zusammen gebracht. Er erzählt etwa von Aschenputtel, Rotkäppchen, Rapunzel oder den Bremer Stadtmusikanten in einer neuen, lebendigen Sprache mit einfachen Sätzen. Das macht den Kindern das Verstehen und damit den Zugang zu den Geschichten und ihrem moralischen Anspruch bzw. Hintergrund leichter. Und zu jedem Märchen entwickelt er eine gute Handvoll fantasievoller, wahlweise leichter und anspruchsvoller Gerichte.

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Ein Gericht, dem Schneewittchen offensichtlich nicht widerstehen konnte, sind Blutwurstpuffer mit Apfelkompott. Das klingt beim ersten Gedanken geschmacklich eher gegensätzlich und gewöhnungsbedürftig. Ist es aber keineswegs, schmeckt deftig-pikant, passt gut in die Jahreszeit und lässt sich relativ unkompliziert und schnell zubereiten. Für die Puffer trennt man zwei Eier, verrührt die Eigelbe mit einem Viertel Liter Milch und mit 150 Gramm Mehl zu einem glatten Teig, der etwa zehn Minuten ruhen  sollte. Die Eiweiße schlägt man mit etwas Salz steif und hebt sie mit einem Teelöffel  grob gemörserten Kümmel und etwa fünf Zweigen klein gehacktem Majoran unter den  Teig. Der Kümmel ist so ganz mein Ding: Keine Angst vor diesem Geschmack. Der ist sozusagen das gewisse Etwas. Daran kann man sich auch im Norden gewöhnen.

Sodann wird der Backofen auf 80 Grad vorgeheizt und darin eine ofenfeste Servierplatte gestellt. Die Blutwurst muss natürlich bratfest sein und in der Pfanne nicht zergehen oder zerfallen. Also beim Schlachter oder an der Fleischtheke fragen, damit kein Malheur passiert. Die Wurst wird in dünne Scheiben geschnitten, in einer großen Pfanne mit entsprechendem Abstand zueinander erhitzt und mit ein bis zwei Esslöffel Teig überzogen. Die Puffer werden bei mittlerer Hitze auf beiden Seiten je etwa zwei Minuten gebacken, auf Küchenpapier entfettet und im Ofen warm gehalten. Dazu reicht man ein Apfelkompott, das aus vier geschälten, entkernten und gewürfelten Äpfeln, Saft von einer Zitrone, 100 Millilitern Apfelsaft und zwei Esslöffel braunem Zucker zubereitet, drei Minuten zugedeckt und die gleiche Zeit offen geschmort wird.

Das Ganze ergibt mit den warmen Puffern einen recht angenehmen geschmacklichen Kontrast. Ich habe mir getraut, etwas leicht warmen Weichkäse dazu zu essen. Auch das hat was und ist eben Geschmackssache. Wenn man den kleinen Familienmitgliedern die Wurstpuffer erst schmackhaft machen oder muss, kann man natürlich auch andere Wurst, beispielsweise Brühwurst verwenden und gern auch mit diversen Kräutern „spielen“.

Je nach Alter und Schwierigkeitsgrad des Rezepts kann man die Kids auch in die Zubereitung einbeziehen, ihnen aber nicht nur in der Vorweihnachtszeit ein märchenhaftes kulinarisches Erlebnis in Familie bieten.

 Diese Kolumne erschien am 10. November 2015 in der Schweriner Volkszeitung.

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