Das gute Wetter hatte mich wieder mal in die Feldberger Seenlandschaft verschlagen. Da ist der Weg nach Carwitz zu Fallada nicht weit. Schade, die Außenanlage seines ehemaligen Wohnhauses hatte schon mal mehr Charme. Dafür hat die umgebende Natur herrliche Reize und bietet eine wunderbare Ruhezone am See. Exzellent essen hätte ich wenige Kilometer weiter in Fürstenhagen können. Dort kocht Daniel Schmidthaler auf rotem und grünem Sterneniveau. Mehr noch: Zurzeit steht ihm sogar sein ehemaliger Souschef Christian Somann zur Seite, der für das Restaurant im Gutshaus Stolpe auch schon einen Stern erkocht hat und sich nun beruflich neu ausrichtet.
Meine Zeit hat jedoch nur für einen kurzen Schnack und einen Blick in die fabelhafte Menükarte der Alten Schule gereicht. Wie es der Zufall aber will, wurde mir eine Dame vorgestellt, die Schmidthaler aus dem Brandenburgischen kennt und die einst an der grünen Grenze zu Mecklenburg „gleich umme Ecke“ in der Uckermark fulminante Landhausküche aufgetischt hat. Immerhin gehörten zu ihren Gästen prominente Bundes- und Landespolitiker sowie viele Stars und solche, die es gern gewesen wären. Da waren wir ganz schnell im Gespräch über Naturküche, für die ich ein ausgeprägtes Faible besitze.
Sozusagen aus dem Stand und in aller Kürze haben wir kleine Rezepte für gesunde, bodenständige Küche entwickelt. Darunter auch gefüllte Kräuterpfannkuchen. Die Gemüse-Variante dafür hebe ich mir für später auf, da in meiner Kolumne bereits vor Wochenfrist wild geschnippelt wurde. Heute wollen wir einen Dill-Pfannkuchen mit Sahnemeerrettich zubereiten. Dafür müssen fünf Eier dran glauben, die mit einem „wönzigen Schlock“ Wasser und reichlich feingehacktem Dill aufgeschlagen werden. Gewürzt wird mit einer guten Prise Kurkuma, Kreuzkümmel, Meersalz und Pfeffer. Die Köchin (Frau eben) nannte es Messerspitze. Aus dieser Mische werden zwei Pfannkuchen gebacken und leicht abgekühlt mit Spreewälder (!) Sahnemeerrettich bestrichen und eingerollt. Weitere (deftige) Pfannkuchen-Ideen finden Sie auch in meiner Rezeptothek.
Dazu kombinieren wir vorerst kein Gemüse, sondern Fisch. Würzen Sie Fischfilets Ihrer Wahl, braten sie auf der Hautseite kurz an und lassen sie ohne Hitze unter dem Deckel garen. Darüber kommt noch dezent frischer Zitronenabrieb. Der geschmackliche Clou aber ist ein pikanter Weinschaum. Dafür schlagen Sie Weißwein, eine halbe Mirabelle sowie Sahne und Zitrone schaumig. Die in Tranchen geschnittenen Pfannkuchen werden nun samt Fisch, den man außerdem mit Schinkenspeck und Zitronenmelisse-Blättchen umwickeln kann, auf dem Teller platziert und der Weinschaum angegossen. Den Pfannkuchen kann man auch ganz lassen und den Fisch in Tranchen wie in einem Omelett verstecken.
Nun überlege ich ernsthaft, diesen kulinarischen mecklenburgisch-brandenburgischen Erfahrungsaustausch auszubauen und den grenzenlosen Geschmack in einem kleinen Büchlein umzusetzen. Wetten, dass uns da viel länderübergreifender Geschmack einfällt… In diesem Sinn: Mahlzeit.
Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juli zeigt ein Gericht von Denis Röse und dem Azubi-Team der Berufsschule Bad Doberan anlässlich der Veranstaltung "Siewert & Friends" am 8. Juni 2024 im Grand Hotel Heiligendamm: "Spargel vom Land und aus dem Meer"
Diese Kolumne erschien am 6.7.2024 in allen 9 Regionalausgaben der Schweriner Volkszeitung, in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten und im Prignitzer sowie in 10 Regionalausgaben des Nordkurier in MV und der Uckermark.
Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.
