Geschmackssache: Max is(s)t ungewöhnlich …

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Hack im Blatt und sonst noch was ...

Der Sommer ist esstechnisch oft eine Sache der kochenden Improvisation. Das hat einerseits mit den Temperaturen, aber auch mit der Bequemlichkeit zu tun, aufwendige Mahlzeiten zuzubereiten. Trotzdem gewöhne ich mir nicht ab, nach Lust und Laune zu essen. Und zwischen Fleisch und Gemüse trenne ich auch nicht. Mir doch egal, Hauptsache, es schmeckt … Die geschmacklichen Feinheiten liegen ohnehin in der Kombination der Zutaten. Deshalb lasse ich mich, wie schon öfters angemerkt, manchmal sogar von Fotos inspirieren, meinen Geschmack in Szene zu setzen und auf den Teller zu zaubern. Was zu beweisen is(s)t: Ein Facebook-Foto meiner Kontakte Martina und Moritz aus Sulz am Neckar hat mich kürzlich wieder auf einen ungewöhnlichen kombinatorischen Trip gebracht.


Die beiden Betreiber des Apfelgutes (das ist auch der suchtechnische Geheimtipp auf den Pfaden toller, naturbelassener Zutaten) haben da einfach Hack in ein Salatblatt gepackt. Auch nicht schlecht, kommt mir als Anhänger deftig-scharfen Fleischgenusses gerade recht. Also ran an die Pfanne:

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Braten Sie darin Hackfleisch, ähnlich wie Chili con Carne, kurz scharf an und würzen es asiatisch. Dazu können Sie Ingwer, Knoblauch (!), Chili, Koriandergrün und -Wurzel, Austern- und Sojassoße, schwarz fermentierte Sojabohnen und etwas gewürfeltes Gemüse der Saison einsetzen. Wer jetzt wegen der Gewürze meckert: Dann lassen Sie sich doch etwas anderes einfallen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das war es auch schon. Das Ganze kommt nun auf ein Salatblatt, so dass man es gut anfassen und zum Mund führen kann. Pfiffig, gelle … Aber so ganz ungewöhnlich war/ist das nicht.


Kombinieren kann man das beispielsweise mit einem erfrischenden Amuse Bouche in Gestalt eines Tomatengelees. Das können Sie aus Tomatenessenz (Stichwort: Apfelgut), aber auch aus schnödem Tomatensaft oder anderen sommerlichen Flüssigkeiten zaubern. In denen lösen Sie in 100 Millilitern zweieinhalb Blatt Gelatine heiß auf und fügen dann noch 400 Milliliter Ihrer fruchtigen Brühe hinzu. Gut rühren, eventuell mit Salz und Pfeffer nachwürzen. Auch eine leichte Säure-Note steht dem Gelee gut zu Munde. Die erreichen Sie mit Himbeer-Chili-Essig, Apfel-Balsam oder anderen geschmacklichen Kombinationen wie Zitronensaft und/oder -abrieb. Das Gelee wird nun in Gläschen gefüllt, mit einem Klecks Schmand bekrönt und kaltgestellt. In der richtigen Konsistenz können Sie daraus sogar kleine Würfel schneiden, die eine trefflich-frische Ergänzung zu dem Hack im Blatt sind. Letzteres habe ich bereits probiert. Vorzüglich. Frisch. Appetitanregend.


Zusammen mit einem Baguette und einem Weißwein ist das schnell aufgetischt und dürfte auch unangemeldetem Besuch gut munden. Das können Sie sogar zu einem dreigängigen Sommermenü ausbauen, indem Sie noch ein würzig-fruchtiges Dessert aus Rettich und Erd- und/oder Himbeeren hinzufügen, das in meiner Rezeptothek erläutert wird. Das habe ich bereits probiert. Es war ungewöhnlich pikant. In diesem Sinn: Mahlzeit.


Das Kolumnen-Titelfoto für den Monat Juli zeigt ein Gericht  im Rahmen der Veranstaltung "Siewert & Friends" im Grand Hotel Heiligendamm im Juni 2023.

Diese  Kolumne erschien am 20.7.2023 in allen Ausgaben der Schweriner Volkszeitung sowie der Norddeutschen Neuesten Nachrichten.

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