Geschmackssache: Max is(s)t vorgeführt…

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Max' Kulinarische Kolumne - Hähnchenbrust auf Kartoffelrösti, Erdbeeren und Hirtenkäse

Wenn mich Ute, die Köksch aus Rosenow, anruft, beschleicht mich stets ein nicht zu beschreibendes Gefühl. Denn oft hat sich das reizende Frauenzimmer mit den Kulleraugen und dem thüringischen  Akzent etwas kulinarisch Hinterhältiges ausgedacht, um den kochenden Mann in mir vorzuführen. Zugegeben, meist ist das ja eine gelungene geschmackliche Vorführung. Aber sie kostet dabei auch immer fraulich-raffiniert den Triumph kochender Überlegenheit aus.

Und es kam auch diesmal, wie es kommen musste. Die Köksch schwatzte mir allen Ernstes eine mit Rosenblüten gefüllte Hähnchenbrust auf. Wohl wissend, dass ich mit Geflügel nicht unbedingt viel am Hut habe. Den Gang in ihre Küche habe ich trotzdem nicht gescheut. Immerhin war ich gespannt darauf, wie sie das in Kombination mit Erdbeeren, Hirtenkäse und Kartoffelpuffer auf die Reihe bekommen wollte. Die Puffer nennt sie übrigens mit charmant gespitztem Mündchen „Kartoffelrösti“. Warum müssen Frauen immer so kompliziert sein? Geriebene, gebratene Kartoffeln sind Puffer. Basta.

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Die Zubereitung aber ist ganz einfach. Das kann auch ein Mann: Aus den geschälten und mit einer groben Reibe geraspelten Kartoffeln drückt man die Flüssigkeit und würzt sie mit Salz und frisch geriebenem Muskat. Dann kommen sie zu kleinen Puffern geformt in die Pfanne und werden von beiden Seiten goldgelb gebacken. Inzwischen werden die Erdbeeren geviertelt oder in Scheiben geschnitten und Hirtenkäse zerbröselt. Alles vermischen, rauf auf die Puffer und leicht überbacken.


Typisch Frau. Alles so einfach wie möglich, um dem Mann zu zeigen, dass er mit seinen Aufgaben wachsen muss. Da ist die Zubereitung der Hähnchenbrust, die man  in den Ablauf eintakten muss, sozusagen das Koch-Abitur für diese kulinarische Kreation. Das Geflügelfleisch wird flach aufgeschnitten, nach Geschmack gewürzt, mit der Blüte einer Duftrose gefüllt und wie eine Roulade aufgerollt.

Nun wollte mir meine Lehrmeisterin einreden, ich müsste das Ganze mit einem Stäbchen fixieren oder einem Bratenband festzurren. Das war der Moment der lehrreichen  Vergeltung. Denn ich habe ihr bewiesen, dass es auch ohne geht, wenn man die offene Stelle zuerst in die Pfanne gibt. Auf diese Weise hält alles auch so schön zusammen. Nach dem Braten wird die Hähnchenbrust schräg in Tranchen geschnitten. Das ergibt, das sei der lieben Ute bestätigt, zusammen mit der pikanten Rosenfüllung ein schönes Farbspiel. Standhaft geweigert habe ich mich aber, das Fleisch auf die Puffer zu setzen. Man(n) hat ja schließlich auch visuellen Geschmack. Und ich meine, die Komponenten für sich wirken einzeln am besten. Dass man dann alles noch mit ein paar Rosenblüten und etwas Grün anrichtet, war mir ohnehin ein Bedürfnis.  Ich habe Franzosenkraut, Gartenkresse und Basilikum genommen.

Beim Würzen des Fleisches durften für mich übrigens auch ein Hauch Knoblauch und ein wenig Zitronenabrieb nicht fehlen. Geschmeckt hat es uns, trotz Hähnchen, jedenfalls beiden. Und meine kulinarische Freundin Ute hat nicht schlecht gestaunt, welche Puffer-Fantasien ich ihr entwickelt habe. Dazu gehörten Roastbeef mit Frischkäse ebenso wie Knoblauch-Puffer mit Camembert oder Blutwurst und Karamell-Birnen. Auch Kombinationen mit mediterranen Zutaten wären ganz nach dem Geschmack meines Vaters Sohn. Ich überlege schon, mal eine Pufferparty à la  Max zu veranstalten. Ute und ihr Schorsch sind dazu eingeladen. Um sie vorzuführen, kulinarisch gesehen.

Diese Kolumne erschien am 5. Juli 2016 in der Schweriner Volkszeitung.

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