Eine Mütze Schlaf lässt offenbar Appetit reifen. Als passionierter Suppenkasper habe ich von einer deftig-kräftigen Brühe geträumt, die ich vom Typ „heiß und klar“ nie verschmähe. Was habe ich in meiner Kindheit und Jugend an Tütensuppen aller Couleur mit inniger Begeisterung geschlürft. Da wurde so manche West-Mark für Knorr & Co. verschwendet.
Heute stelle ich mir die Brühe selbst her, so dass ich guten Gewissens sagen kann, was drin ist. Die „dicken“ Suppen wie weiße Bohnen oder Kartoffelsuppe mit geschnippelter Bockwurst hebe ich mir übrigens, Sie werden ungläubig lächeln, für den Sommer auf.
Da aber bei Max eine klare Suppe ohne Bissfestes undenkbar ist, muss eine kräftige Einlage her. Die habe ich in Form von Leberknödeln gefunden, die besonders unterhalb des Weißwurscht-Äquators und in Österreich in allen denkbaren Varianten auf den Tisch kommen. Ich bleibe aber bei der bescheidenen Variante als Einlage beispielsweise für eine schmackhafte Rindsbrühe.
Schneiden Sie dafür eine mittelgroße Zwiebel ziemlich fein und schwitzen Sie die auf kleiner Flamme in etwa 60 Gramm Butter glasig an. Dann werden zwei Brötchen nicht zu fein zerkleinert. Sodann werden ein Bund Petersilie und drei Zehen Knoblauch fein gehackt und zu den Zwiebeln gegeben. Nun wird der Brötchenschrot samt der Zwiebelmischung, zwei bis drei Eiern und getrocknetem Majoran mit 800 Gramm durch den Wolf gedrehter, der Österreicher nennt das faschierter, Leber vermischt. Das Ganze mit Muskatnuss, Salz und Pfeffer abschmecken und ganz nach Geschmack so viel Semmelbrösel dazugeben, dass eine gut formbare Masse entsteht, der nun eine Weile Rast im Kühlschrank gut tut.
Dann kommt die kreative Phase. Die Leberknödel werden nach Belieben geformt. Ich rate auch hier zur Bescheidenheit. Soll heißen, die Dinger müssen nicht zu groß ausfallen. Dann isst man auch mit mehr Genuss und einen Knödel mehr. Vor dem Genuss müssen die Klopse allerdings noch bis zu zehn Minuten im heißen Wasser köcheln. Nicht ratsam ist es, die Knödel in der Suppe zu kochen, die auch mit leichter Gemüseeinlage wie Möhren versehen werden kann. Die hier beschriebene Menge reicht satt für eine vierköpfige Familie. Und man kann die Knödel auch auf Vorrat einfrieren, falls mal wieder eine Aufwärmphase notwendig ist. Statt zu kochen, habe ich gelesen, kann man die Leberknödel auch in Schweinefett ausbacken. Gute Idee, das verleiht dem sicher eine pikante Note.
Die Leberknödel als spezielle Form von Klopsen sind natürlich geschmacklich vielseitig kombinierbar. Man kann sogar „richtige“ Mahlzeiten draus machen. Wie das geht, erfahren Sie in den Rezeptempfehlungen an gewohnter Stelle. Die kann man mit Bandnudeln ebenso kombinieren wie mit Kartoffelstampf und Zwiebeln oder Salzkartoffeln und Sauerkraut. Ich habe auch eine Variante gefunden, die die Knödel wie Spätzle zu einer Art Leberreis verarbeitet. Bleiben Sie einfach neugierig.
Apropos bescheiden: In meinem Büro hängt ein großes Foto von Hans Albers mit dem Zitat: „Nur Lumpen sind bescheiden“. Wie auch immer Sie das interpretieren: Bin ich nun ein Lump, wenn ich eine kärglich-klare Suppe bescheiden mit einem Leberknödel verdrücke?
Diese Kolumne erschien am 21. Februar 2017 in der Schweriner Volkszeitung.