Niederdorfstraße 3 - 01848 Lohsdorf
www.schwarzbachtal.de
Die meisten Dinge im Leben sind mit einer kleinen Geschichte verbunden. Die Geschichte, von der ich jetzt schreibe, begann an einem Samstag im Juli 2008 im Rahmen der Recherchen zu meinem Buch "Kulinarische Entdeckungsreise durch Sachsen". Zwei Termine in Radebeul und Sebnitz erfolglos hinter mir, weil die Protagonisten mich trotz Terminvereinbarungen sozusagen haben abblitzen lassen. Für diesen Ärger wurde ich wenig später einigermaßen entschädigt. Denn mit dem malerischen "Landgasthaus zum Schwarzbachtal" in Lohsdorf bei Hohnstein hatte ich einen echten kulinarischen Geheimtipp entdeckt.
Mehr noch, die Inhaberin Barbara Siebert hatte mich mit ihren aufgeweckten Augen und einfühlsamen Beschreibungen sehr beeindruckt. Vor allem dem, was sie über ihre Koch-Philosophie berichtete, galt mein Interesse. Ihr Speisenangebot, meinte sie, richtet sich nach dem Rhythmus der Jahreszeiten und der Natur. Sie setze auf gesunde saisonale und regionale Küche. Ein Blick in die Speisenkarte hat mich seinerzeit schnell überzeugt, dass sie nicht übertreibt. Und schnell hat sich der Wunsch gefestigt, diese Küche einmal in aller Ruhe kennenzulernen und zu genießen. Dass sich dieser Vorsatz erst nach Jahren umsetzen ließ, hatte viele Gründe. Aber, was lange währt, wird bekanntlich gut.
Fast auf den Tag genau vier Jahre später traf ich zu einem Kurzurlaub in der Sächsischen Schweiz wieder in dem gastlichen Haus ein und nahm mit meiner Frau dort Quartier. Und wie immer war auch diesmal der erste Eindruck der beste. Die Gaststube lädt in ein liebevoll im Detail ausgestattetes ländlich-rustikales Ambiente ein. Barbara Siebert, Wirtin und Küchenchefin in einer Person, erzählt, dass sie über 20 Jahre hinweg die Einrichtung des Hauses zusammengetragen und nahezu jeder Gegenstand seine eigene Geschichte hat. Besonders neugierig waren wir aber natürlich wegen der Kochkünste der ambitionierten Köchin, wie es eine Urkunde im Haus verspricht. Obwohl ich auf solche Urkunden gewöhnlich nichts gebe, konnte ich mich schnell eines Besseren belehren lassen.
Dazu muss man wissen, dass Barbara Siebert eigentlich promovierte Germanistin ist, die erst vor gut 10 Jahren aus der Not eine Tugend machte und selbst das Zepter in der Küche übernahm. Inzwischen, verrät sie augenzwinkernd, hat sie gelernt, sich in ihrem Reich die Zeit nicht zum Feind zu machen, sondern in die Qualität der Speisen zu investieren. Und sie setzt mehr denn je auf regionale Produkte, denn hinter den Lebensmitteln stehen Gesichter und Namen. Für sie sind regionale Erzeuger alternativlos und unschlagbar gut, wie es auch auf ihrer Homepage heißt.
Ihre kulinarische Kreativität nimmt die Siebert wohl aus einer Mischung von eigenen Intentionen, einer Gabe zur gelungen Kombination von Zutaten, reichlich Literatur in ihrer gut bestückten Küchen-Bibliothek und schier immerwährender gastronomischen Neugier und Freude, den Gästen stets etwas Unverwechselbares auf den Tisch zu zaubern. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie auf Einfälle wie Aperitifs aus Basilikum- oder Jasmin-Essenz mit erfrischendem Sekt kommt? Und gar ihre Menü-Vorschläge, die einem bereits beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Allein die Suppenvariationen des Hauses zeugen von dem Faible der Chefin zu Kräutern aller Geschmacksrichtungen.
Sie kombiniert Tomatensuppe mit Basilikumraviolo oder Basilikumsuppe mit Cunnersdorfer Käse. Ein Hochgenuss ist die Sauerampfersuppe mit Streifen vom Zander. Trotz der Tatsache, dass ich durchaus kein Vegetarier bin, war ich von ihrem "Alles Käse"-Angebot, bestehend aus Kartoffeltäschchen, gefüllt mit Wehrsdorfer Blauschimmelkäse, Ziegenkäse-Kartoffel-Törtchen mit Tomaten sowie Kartoffelpuffer mit Cunnersdorfer Käse (auf meinen Wunsch mit Speck) und Radieschenquark mehr als begeistert. Das sind, angerichtet mit allerlei Gemüse und Kräutern, echte kulinarische Leckerbissen.
Dem stehen die Fleischgerichte in nichts nach. Bin ich sonst bei Rumpsteak immer sehr skeptisch, was da angeboten wird, hat Barbara Siebert zart und auf den Punkt gebraten (ich mag es einen Tick weniger gebraten als Medium) auf den Teller gebracht. Dazu geschmelzte Tomaten, Basilikumkartoffeln und ein Hauch Knoblauch. Echt empfehlenswert. Auch meiner Frau hat Perlhuhnbrust mit Gemüsevariationen und Schupfnudeln ausgezeichnet gemundet. Eine sehr angenehme Geschmacksnote hatte auch die Suppe aus regionalen Edelfischen mit Flusskrebsravioli und Safran, dazu Brotchips mit Tomaten-Chili-Paste. Da macht schon ein Detail, aber natürlich die ideenreiche Zubereitung insgesamt, einen wahren Hochgenuss aus.
Und immer wieder Kräuter, Kräuter und Blüten. Hier beweist die Chefin ein untrügliches Gespür für geschmackliche und visuelle Effekte. Das wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass Barbara Siebert oder ihre Küchenhilfen die Kräuter und Blüten jedes Mal ganz frisch aus dem eigenen Garten pflücken. So entstehen neben den Zutaten für diverse Gerichte fantasievolle Schöpfungen wie Löwenzahnblütenmousse mit Holunderblüten-Himbeertörtchen und Tannenspitzenparfait, oder Estragon-Erdbeeren mit Eisvariationen.
Das Landgasthaus wartet also nicht mit Essen von der Stange und nach dem Motto VfB (viel, fettig, billig) auf: Hier wird eine sehr individuelle, kreative Küche zelebriert, die anspruchsvollsten Wünschen gerecht wird. Und was andere Restaurants mit einem aufwändigen Service-Aufgebot vorhalten, erledigt Barbara Siebert schlicht und einfach im Koch-Outfit mit entwaffnender Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Humor. Kurz: Sie sagt, was Sache ist, die Gäste warten gern ein Weilchen länger, und kommen gern wieder. Meine Frau und ich waren jedenfalls nicht das letzte Mal im Schwarzbachtal...
Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept
Kategorie: Gasthäuser