Goldener Hahn: Wenn der Hahn kräht, wird aufgetischt…

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Hotel & Restaurant Goldener Hahn

Bahnhofstraße 3 - 03238 Finsterwalde
www.goldenerhahn.com

Wer kennt nicht das uralte Sprichwort: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist..." Bei Frank Schreiber in Finsterwalde ist das anders. Da kräht der Hahn an der Fassade seines Hauses und lädt auf diese markante Art zum  Schlemmen ein. Denn Schreiber ist Inhaber und Küchenchef des Hotel & Restaurants "Goldener Hahn" und gilt, wenn man meinem Freund Georg Schenk von der Augustus Rex - Ersten Dresdner Spezialitätenbrennerei glaubt, der beste Koch zwischen Berlin und Dresden. Aber zu dem Thema kommen wir noch.


Die Lage des Traditionshauses ist nicht gerade atemberaubend. es liegt direkt an einer vielbefahrenen Hauptstraße in der Nähe des Bahnhofes der Sängerstadt. Von schönem Ausblick und freier Natur kann also keine Rede sein. Aber die Qualitäten des Hauses liegen wohl im Inneren, wovon ich mich bildhaft überzeugen konnte. Dort steht dann übrigens auch ein wahrhaft goldener Hahn, während der Gockel an der Fassade im kupfernem Gewandm aber goldgekröntem Kamm kräht, mit den Flügeln flattert und je nach Tageszeit den Leuten positiv oder negativ auf den Zeiger geht.

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Die Zimmer des Hotels sind sehr elegant, in dezenten Pastelltönen, aber auch  in kontrastreichen Farben eingerichtet. Das zeugt vom stilsicheren Geschmack von Iris Schreiber, der Gastgeberin und Gattin des Chefs. Dass die Zimmer mit allem Komfort modernen Wohnens ausgestattet sind, versteht sich wohl von selbst. Zum Service des Hauses zählt natürlich auch die Organisation von Tagesausflügen, die Betreuung von Tagungen und die Ausgestaltung von Feiern aller Art. Einfach Iris Schreiber fragen, die hat stets zündende Ideen und kümmert sich umsichtig und unaufdringlich.


Ganz dem Stil des gastlichen Hauses angepasst, ist auch das Restaurant. Hier herrscht eine stilvolle Kombination aus Moderne und Tradition. Und Iris Schreiber outet sich sogar als passable Malerin, die dem Ganzen einen sehr individuellen äußeren Eindruck verleiht. Die Tische sind meist in Weiß und Silber eingedeckt. Das macht in Verbindung mit den anderen farblichen Tönen etwas her und vermittelt einen Anspruch an gehobene Gastlichkeit, macht also auch Neugier auf das lukullische Angebot.

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Nun geht's an's Eingemachte und ich rücke dem Küchenchef auf die Pelle. Der ist ein sowas von offener, humorvoller und ernsthafter Typ. Die gibt's nicht überall. Im ausführlichen Interview kehrt er seine kulinarische Seele nach außen und nimmt in keiner Hinsicht ein Blatt vor den Mund. Auch das macht ihn sympathisch. Dass Frank Schreiber ein Könner seines Metiers ist, davon müssen mich sein Brandenburger Meisterkoch, die 16 Punkte bei Gault Millau und diverse Wertungen bekannter Gastroführer nicht überzeugen. Da genügen ein Blick in die Menükarte und Kostproben seines Könnens.


Mir hat er als Amuse Bouche eine Terrine von der Lachsforelle, Tomatenmousse mit Büffelmozzarella, Blumenkohl-Royal sowie Kräutercreme und Mango aufgetischt. Es folgte ein exzellent zubereiteter Seesaibling mit Lausitzer Gurke und Krustentier Creme Brûlée. Und obwohl ich kein Leckermäulchen bin, war das Dessert, ein Mousse und Parfait von Gianduja, Matcha Tee und Baiser ein richtig edler Gaumenschmaus. Der Mann hat längst einen Stern verdient. Vielleicht liegt es daran, dass die Michelin-Tester sich nicht so recht trauen, ihre renommierten Meriten in der Brandenburgischen Provinz aufgehen zu lassen.

Schreiber bietet in seiner offenen Küche dem Gast eine stark regional-akzentuierte Küche an, die, wie könnte es anders sein, von der Saison geprägt ist. Soll wohl auch heißen, Spargel gibt's nicht am Halloween und Erdbeeren nicht zur Fastnacht. Sein Anspruch lautet: Neue Lausitzer Küche. Dem ordnet er wohl alles unter, und die Menükarten legen beredtes Zeugnis von diesem Anspruch ab. Ob "Menü Regional" unter dem pfiffigen  Motto "Wo Preußen Sachsen küsst", oder den Menüs "Tradition" und "Modern": Der Küchenchef bietet eine unglaubliche kulinarisch-kompositorische Vielfalt und traut sich auch an gewagte, nicht alltägliche Dinge heran. Zanderfilet auf Blutwurst lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen, eine Kräutersamtsuppe mit Ziegenfrischkäse und Tomatenchutney, lässt mein kulinarisches Innenleben buchstäblich aufleben, und schmackhafte Kalbsbäckchen sind ohnehin jede Sünde wert.


Vorspeisen und Suppen, Hauptgerichte, Desserts und Käse lassen sich aber auch a la carte zusammenstellen. Das bietet für mich größte Reize für alle Geschmäcker, wie man landläufig sagt. Mein "Traummenü" bestünde aus dem bereits genannten Seesaibling, vorab vieleicht noch eine kalte Lausitzer Gurkensuppe mit Jakobsmuschel, Joghurt und Dill.

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An den Kalbsbäckchen mit Pfifferlingen, Knollensellerie und Ofen-Karotten käme ich mit Sicherheit auch nicht vorbei. Wenn da nicht noch das Lamm oder der Rehrücken locken würden. Das ist die bekannte Qual der Wahl. Beim Dessert würde ich auf die Sächsischen Quarkkeulchen, Buttermilch-Eis und Birne zurückgreifen. Und mir sicher auch noch einen kleinen Teller von Rohmilchkäse von Maitre Affineur Waltmann einverleiben. In der Hoffnung, dass man mich wegen dieser Völlerei keinen Gourmand schimpft.


Meine Frau würde im Übrigen wohl eher der Wachtelbrust, der Kräutersamtsuppe, dem Zanderfilet und dem Holunderblüten Sorbet mit Himbeer-Pfirsich sowie dem Creme Brûlée-Espuma zusprechen. Und sicher müsste ich ihr auch ein klitzekleines Stück Käse abgeben. Schweren Herzens, aber mit gutem Gewissen. Außerdem kann man sich ja auch gegenseitig kosten lassen.


Im Internet beschreibt Frank Schneider übrigens sein Credo so: "Kochen ist meine Passion. Ich möchte  mit meinen Kreationen die Seele meiner Gäste streicheln." Den Effekt hat er bei mir schon mit dem Lesen der Speisekarte erzeugt und mit seinen Kostproben meine Seele mehr als gestreichelt.


Bleibt noch zu erwähnen, dass das Haus auch eine sehr ansprechende Bistro-Karte mit bodenständig-anspruchsvollen Gerichten zu sehr fairen Preisen präsentiert. Empfehlenswert für den kulinarischen Nachwuchs U30 ist auch das sogenannte Twenü.

Das ist ein 3-Gang-Menü mit Aperitif, Amuse bouche, zwei Gläsern Wein, Mineralwasser, Kaffee und Pralinen. So sieht für mich echte Nachwuchsförderung aus. Und wie die Schreibers bestätigen, wird das von den Feinschmeckern von morgen sehr gut angenommen.


Frank Schreiber sagt auch von sich, dass er seine Kochkunst wörtlich nimmt und für ihn jedes Gericht ein wahres Gemälde ist. Sympathisch auch, dass er seine Küche Atelier nennt und nach dem Motto lebt: Kunst kommt von Können. Nicht ganz mit gehe ich bezüglich der Aussage, dass er seine Gerichte formvollendet "türmt und schichtet". Das klingt mir zu sehr nach artifizieller Überhöhung in der Präsentation. Und eben die konnte ich, dem Himmel sei Dank, auf seinen Teller nicht erkennen. Er richtet zwar effektvoll, aber nicht übertrieben gekünstelt an. Und die Produkte an sich sind noch zu erkennen.


Dank der ideenreichen Mitwirkung von Iris Schreiber hat das Haus darüber hinaus eine stattliche Anzahl von kulinarischen Lesungen und anderen Veranstaltungen zu bieten. Und dass die liebenswürdig-umtriebige Gastgeberin auch was von PR versteht, beweist mir auch die ausgewogene Präsentation von Haus und Küche im Internet. Das virtuelle Ganze ist farblich und gestalterisch gut abgestimmt, übersichtlich, aber im Detail etwas verspielt überladen aufgebaut. Die Veranstaltungen im Goldenen Hahn sind meist als Fotos gestaltet. Und das ist für meinen Geschmack dann doch etwas zu kunterbunt. Wenn ich mir diesbezüglich auch noch etwas wünschen könnte, wäre das eine Bildergalerie.

  • 94%
    Max’ Geschmacks Quotient (MGQ)

Der MGQ ist der Quotient aus der Summe der Einzelbewertungen in Bezug auf 
Angebot / Geschmack / Präsentation / Preis-Leistung / Service / Ambiente / Konzept

Kategorie: Restaurants

  • Angebot 93%
  • Geschmack 94%
  • Präsentation 95%
  • Preis-Leistung 95%
  • Service 97%
  • Ambiente 92%
  • Konzept 93%

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