Geschmackssache: Zarte Wildkräuter fürs Gemüt

kulinarische-kolumne-februar16

Lohsdorf liegt an der „Alten Böhmischen Glasstraße“ am Rand des Nationalparks Sächsische Schweiz. Mitten in dem kleinen Ort nahe Hohnstein ist das malerische Landgasthaus zum Schwarzbachtal nicht zu übersehen. Inhaberin, Wirtin und Küchenchefin in Personalunion ist Barbara Siebert, eine Frau mit großen, aufgeweckten Augen und mit Herz und Mund auf dem richtigen Fleck.

Dass die promovierte Germanistin einmal zur Köchin avanciert, hätte sie sich nie träumen lassen. Eher zufällig in die Gegend gekommen, aber spontan in selbige verliebt, erwarb sie das Gasthaus, das sie aufwendig renoviert und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet hat. Vor fast 15 Jahren machte sie aus der Not eine Tugend und übernahm nach dem Abgang des Kochs, der auch ihr Mann war, das Zepter in der Küche.

Ihre kulinarische Kreativität nimmt sie gleichermaßen aus eigenen Intentionen wie aus ihrer gut bestückten Küchen-Bibliothek sowie ihrer Neugier auf Reisen, vor allem in fernöstlichen Gefilden. Man kann die Küche im Schwarzbachtal nicht als typisch-regional bezeichnen. Aber die Küchenchefin setzt auf regionale Produkte, die sie raffiniert kombiniert und mit der Vielfalt von Gewürzen und Kräutern bereichert.

kolumne2

Letztere verwendet sie zu allen Jahreszeiten. Zarte Wildkräuter verarbeitet sie in Suppen.  Junger Löwenzahn wird ein wohlschmeckender Salat. Und Brennnesseln eignen sich trefflich als Füllung für Ravioli. Barbara Siebert, die in diesen Tagen durch Indien tourt: „Die kräftigen Gewürze sind herrlich in der kalten Jahreszeit. Ingwer und Chili wirken antibakteriell, und sind als Depressionshemmer gut gegen den Winterblues. Die Kombination unserer heimischen Gewächse mit orientalischen Schwerenötern ergibt sich am ehesten in Chutneys.“

Damit fängt sie im Frühjahr an: Rhabarber-Chutney mit Ingwer und Pfeffer. Im Sommer kommen Kirschen mit Kardamom, Koriander, Ingwer, langem Pfeffer daher. Zum Dessert gibt es manchmal Holunderblüte mit Chili und Limette. Die  nehmen, meint die Köchin, das etwas Dumpfe aus dem Holunder. Thymian schließlich ist ein kräftiges Gewürz. Wenn sie Parfait daraus macht, verwendet sie gern noch ein bisschen Pfeffer.

Was dabei herauskommt, ist anspruchsvolle, authentische Landküche mit Gourmet-Potenzial. Die Speisekarte ist eine Einladung zum Schlemmen. Ihre mediterran angehauchten Vorspeisen und die Fisch-Variationen sind ebenso ein Hochgenuss, wie das Regional- oder das vegetarische Menü sowie die raffinierten Fleischgerichte. Köstlich das Löwenzahnblütenmousse mit Holunderblüten-Himbeertörtchen. Deftig ihre „Alles-Käse“ Spezialitäten von drei regionalen Käsereien.

Für diese Kolumne tischt sie Fisch auf. Zu dem empfiehlt sie schmackhafte Kartoffelpuffer. Wie die „gehen“ braucht man wohl einem Sachsen nicht zu erklären…

Diese Kolumne erschien samt einem Rezept für Saibling
am 10. Februar 2016 in der Sächsischen Zeitung und der Freien Presse.

Das könnte Sie auch interessieren

Hier finden Sie ein paar Vorschläge zum Weiterlesen.