„Träbeser Bauernstube“ – Stepfershausen: Einkehr mit berauschendem Ausblick

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Hotel & Restaurant "Träbeser Bauernstube"

Neue Straße 2 - 98617 Stepfershausen
www.gebaberg.de

Wenn ich zuweilen dienstlich in Deutschland unterwegs bin, genieße ich immer die Fahrt auf der A 71 durch, besser: über den wundervollen Thüringer Wald. Hier erhält man(n) Einblicke der ganz besonderen Art, schaut von oben auf die miniaturartig anmutenden Dörfer und staunt nicht schlecht über die wald- und wiesenreiche Natur. Kürzlich habe ich mir auf einer Fahrt aus dem Schwäbischen kommend sozusagen einen Abstecher von der Autobahn geleistet.

Wie zu vermuten ist, war das nicht zufällig. Ich wollte wieder einmal Meiningen und Hildburghausen besuchen. Und habe es nicht bereut. In beiden Städten hat sich in den vergangenen Jahren Einiges getan. Meiningens Innenstadt hat sich prächtig herausgeputzt, man wandelt allerorts auf historischen Pfaden.

Aber ich wollte noch weiter. Die Hohe Geba beziehungsweise ein Ausflugslokal namens "Träbeser Bauernstube" ganz in der Nähe des mit 751 Metern höchsten Berges im Südwesten Thüringens war mein Ziel am Nachmittag eines erlebnisreichen Tages. Genau genommen ist man hier gar nicht mehr im Thüringer Wald, sondern in der Vorderen Rhön, einer sanften Bergkette, die vom Landkreis Schmalkalden-Meiningen bis zum Wartburgkreis reicht.

In der Bauernstube erwartet mich Joachim Back, mit dem ich über seinen Sohn Enrico verabredet bin. Dazu muss man wissen, dass der Filius mittlerweile ein bekannter Koch ist, der als Souschef im noblen Gourmetrestaurant "Friedrich Franz" des Grand Hotel Heiligendamm arbeitet. Heute muss ich sagen: gearbeitet hat, denn seit Februar setzt er seine Laufbahn im legendären Restaurant "Vendome" von 3-Sterne-Koch Joachim Wissler in Bergisch Gladbach fort.

Es ist Montag am Spätnachmittag. Da ist die Gaststube bei entsprechender Witterung eher überschaubar gefüllt, erzählt mir Joachim Back schmunzelnd. "Aber wir können uns über Zuspruch an sich nicht beklagen", versichert mir der Mann, der Herr über Tresen und Service ist. Zeit genug also, im geräumigen Wintergarten des Hauses etwas zu plaudern und den herrlichen Blick zum Thüringer Wald und in die Rhön zu genießen. Binnen weniger Minuten verwandelt dann ein Schneeschauer die Umgebung in weiß glitzerndes Naturparadies. Und nur ein paar Minuten nach dem Willkommens-Bier scheint wieder die Sonne. Naturschauspiel wie im Film, nur viel imposanter.

Die Gaststube und der Wintergarten können immerhin etwa 90 Gästen Platz bieten. Die Einrichtung entspricht dem, was ich in dieser Gegend erwarte: ländlich-rustikale Gemütlichkeit ohne viel Schnickschnack. Die Tische unaufwändig bestückt, die Wände mit dem passenden Interieur ausgestattet. Was einen erwartet, wenn man hier essen möchte, lässt ein Tisch ahnen, der offenbar für eine Bestellung geschmackvoll, aber nicht aufdringlich überladen eingedeckt ist.

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Bei Backs gibt's übrigens Licher-Bier. Ich frage ihn, warum es kein Einheimisches gibt? Joachim Back: "Das hat sich so entwickelt, weil es gut angenommen wurde. Außerdem hat sich die Brauerei immer als fairer Partner erwiesen, uns nie in Knebelverträge gedrängt." Man habe aber auch Köstritzer Schwarzbier und Hefebier als Flaschenbier im Angebot, und wenn die Feiergäste Sonderwünsche haben, dann bestellt er auch ein Fass ganz nach individuellem Wunsch.


Ganz dem Charakter seines Hauses als Ausflugslokal geschuldet, bietet Joachim Back ein überschaubares Angebot an Weinen und gängigen Spirituosen an. Da darf natürlich auch ein würziger Rhöntropfen nicht fehlen. Und Wasser, so viel nobel muss sein, meint Back augenzwinkernd, wird nur aus Glasflaschen ausgeschänkt.


Un d natürlich habe ich mit Heike Back (und ihrem Sohn Enrico) ein ausführliches Interview zu ihrer Koch-Philosophie und ihr kulinarisches Angebot geführt. Was sie dazu sagt, kann man hier nachlesen...


Dem Haus angeschlossen ist auch ein kleiner Hotelbetrieb mit fünf Zimmern für die doppelte Anzahl von Gästen. Die Zimmer sind nicht groß, aber gemütlich und freundlich eingerichtet. Hier soll man auch nicht den Tag verbringen, sondern sein müdes Haupt nach einem erlebnisreichen Tag betten.


Richtig gut finde ich, dass zur Ausstattung neben einer kleinen Dusche mit WC auch Telefon, TV und sogar WLAN zur Verfügung steht. Das ist ein nicht zu unterschätzender Service in vergleichbaren Häusern.

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Wer sich wundert, dass bis jetzt noch nicht wirklich die Rede vom Essen war, der kommt spätestens jetzt auf seine Kosten. Die Küche ist das Reich einer Frau, der man in ihren funkelnden Augen die Lebensfreude und die Liebe zu ihrem Beruf ansieht. Und zur kulinarischen Einleitung versuche ich es mal im Tonfall des legendären Heinz-Florian Oertel: "Meine Damen und Herren, vergessen Sie alles, was Sie bisher von Sterne- und Gourmetküche gehört haben. Ergeben Sie sich ganz dem Geschmack einer bodenständigen Frau, die weiß, was gut mundet. Küche auf, hier kommt: Heike Back..."


Die so Gelobte würde allerdings eher rot und verlegen werden, ohne ihr einnehmendes Lachen zu verlieren. Sie verrät ohne Umschweife: "Ich koche, wie ich es gelernt und von Mutter abgeschaut habe. Basta." Ein Blick auf die Speisekarte verrät mir, dass sie recht haben muss: bodenständige Hausmannskost und ohne Schnörkel.


Für mich schon geschmacklich wohltuend, dass sie das Ragout fin ohne die jetzt obligatorische Sauce Hollandaise und die hausgemachte Eisbeinsülze nicht mit Remoulade verschandelt, sondern eine Zwiebel-Öl-Essig Vinaigrette dazu anbietet. Ich habe nichts gegen Remoulade. Aber die gehört für mich in den Küchenschrank. So is(s)t das eben mit dem Geschmack. Von der Sülze habe ich übrigens mit Hochgenuss gekostet, die zudem sehr anspruchsvoll aufgetischt wurde. Heike Back: "Frau will sich ja schließlich als Mutter eines Kochs nicht blamieren, der gerade beim renommierten Wettbewerb Koch des Jahres den dritten Platz belegt hat."

 Das braucht sie auch nicht befürchten. Hier ist offensichtlich im besten Sinne des Wortes der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen. Als Hauptgericht habe ich mir eine Art Seniorenteller mit Wildschweinbraten, Rotkohl und den für mich nahezu kulinarisch-erotischen Thüringer Klößen bestellt. Wow, waren die leicht und fluffig. Das muss man können.


Und obwohl ich kein Dessert wollte, hat mich Enrico Back, der rein zufällig auf "Heimaturlaub" zu Hause war, noch zu einer Eis-Variation aus Himbeer- und Nougatparfait überredet. Meine Frau hätte gestaunt.

Weiter auf der Karte Schweineschnitzel nach Art der Köchin, Schweinesteak etwa in der Art "Au four", also überbacken mit dem Ragout fin, und  das echte Thüringer Rostbrätel, ein ohne jedes Einlegen gebratenes Schweinenackensteak mit gerösteten Zwiebeln. Nicht zu vergessen, deftige Vesper-Mahlzeiten mit belegten Broten, dem legendären "Strammen Max", oder mit Sahne und Kräutern verfeinertes Rührei, wahlweise mit Kartoffelröstis oder Brot.


"Das erwarten unsere Gäste", wissen Heike und Joachim Back, "sie wollen hier deftig essen und regionale Spezialitäten wie Rostbrätel oder Thüringer Klöße genießen. Es gibt also keinen Grund, dem zu widersprechen."

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Das Heike Back noch viel mehr kann, beweist nicht nur ihre exzellente Hausbäckerei mit Original Thüringer Blechkuchen, Stachelbeertorte, Quarkkuchen und hausgemachten Parfaits: Auf Wunsch zaubert sie auch kalt-warme Buffets mit kulinarischen Köstlichkeiten der Region, ganz nach den Vorstellungen der Gäste Menüs mit mehreren Gängen, oder überrascht ihre Gäste mit Candle-Light-Dinners.


"Grundregel ist und bleibt aber", meint die Köchin mit verschmitztem Blick, "wir bleiben bodenständig und wuchern mit unseren regionalen Pfunden." Dem habe ich nichts entgegenzusetzen und bestelle mir noch ein Bier als Schlaftrunk, bevor ich auf meinem Zimmer letzte E-Mail-Kontrolle vornehme, einige Facebook-Kommentare "ablasse" und danach in ungestörten Schlaf falle.


Mein Fazit: Diese Bauernstube ist längst kein Geheimtipp für Winterurlauber mehr, die einmal die Gastlichkeit von Heike und Joachim Back kennengelernt haben. Aber sie ist ein Geheimtipp für alle diejenigen, die hausgemachte Kost mit großer handwerklicher Fertigkeit zubereitet, schätzen. Ganz zu schweigen von der Gemütlichkeit und Herzlichkeit, die das Haus und deren Inhaber auszeichnet. Ach so, Öffnungszeiten haben die Backs nicht. Es ist eigentlich immer offen. Bis auf die Momente, wo nicht offen ist. Dann ist aber länger geöffnet. Und wenn der letzte Gast geht, ist geschlossen...

Getreu dem Motto: "Ohne Meckern geht der Maxe nie ins Bett..." noch zwei kleine Anmerkungen: Die mediterranen Bilder im Wintergarten passen nicht so ganz in den thüringisch-ländlichen Rahmen. Vielleicht sollte Familie Back mal den Kontakt zu Künstlern aus der Region suchen, die sicher mit passenden Motiven aufwarten können  und diese zudem als eine Art Verkaufsgalerie nutzen würden. Und zu guter Letzt: Die Internet-Präsentation des Hauses muss nicht aufwändig sein, kann aber mit ein wenig mehr "Einsatz" im gestalterischen Detail durchaus Aufwertung erhalten. Aber das kann man ja ändern, gelle...

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