Seiten-Blicke: Immer wieder frisch genießen

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Geschmackvoll: Landfluft macht frei

Ein alter Rechtsgrundsatz aus dem Mittelalter besagt, dass Stadtluft frei macht. Das hatte seine historische Bewandtnis, wurden doch nach Jahr und Tag in der Stadt Leibeigene frei von ihrem Dienstherren. Was das mit Kulinarik zu tun hat: Nichts. Aber ich ändere den Satz einfach mal nach meinem Geschmack: Landluft macht frei. Das war auch ein Grund, ins naturnahe, nahezu dörfliche Umfeld von Hagenow zu ziehen und mit einem eigenem Heim sesshaft zu werden. Denn in dieser ländlichen Idylle mit einem irren Duft von frischer Landluft wird der Kopf frei für Ideen, für Kreativität im umfassendsten Sinn des Wortes und auch für kulinarische Inspirationen. Es macht unheimlich Spaß, gemeinsam mit der Frau und nach deren Ansagen, einen Garten zu gestalten. Kräuter "anzubauen" und für die häusliche Küche zu verwenden. Da entschädigt allein der Blick auf ein wunderschön blühendes Kräuterbeet in Form eines alten Wagenrads für die Mühen des Alltags. Kein Wunder also, dass auch im Garten kulinarische Ideen entstehen, gebrutzelt und gekocht wird. Ein ungarisches Kesselgulasch beispielsweise ist ohne Kräuter undenkbar. In diesem Sinne: Seien Sie kreativ und lassen sich so oft wie möglich, würzige Landluft um die Nase wehen.

Hagenow Heide. Nicht  nur Zeit ist Geld, sondern auch pfiffige Ideen helfen, Geld zu sparen. Dazu gehört, bestimmte Lebensmittel wie Gemüse und Kräuter nicht immer wieder neue zu kaufen, sondern einfach wieder wachsen zu lassen. Das erfordert relativ wenig Aufwand, ersetzt einen Garten und macht zudem noch Spaß. Und man kann mit solchen Dingen auch Kinder leicht an den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln heranführen. Zugegeben, die nachfolgenden Tipps sind nicht nur auf meinem Mist gewachsen, aber ich habe mir längst eine "Geschmacksdatenbank" zugelegt. Nein, das ist nicht mein Männerbauch, sondern eine stattliche Sammlung lesenswerter Beiträge und Rezepte aus dem Internet. Da kann man sich bilden, kulinarisch aus dem Vollen schöpfen und sich ausprobieren. Zur Nachahmung empfohlen.

Frühlingszwiebeln beispielsweise lassen sich ziemlich einfach "reproduzieren". Dazu sollte  man einen frischen Buschen mit Wurzeln zu kaufen. Die Blätter des bekannten Lauchgewächses braucht man dann immer nur so viel wie benötigt abschneiden und den Rest ins Wasserglas stellen. Es ist sinnvoll, das Wasser zwei Mal pro Woche zu wechseln. So wächst das Grün immer wieder nach. Man kann auch die Wurzeln in einem Topf mit Erde einsetzen. Der Aufwand ist aber eigentlich nicht nötig. Gleiches gilt auch für Lauch allgemein, der aber besser mit einem Topf mit Erde gedeiht, und für Zitronengras und Fenchel. So haben Sie das Gemüsebeet in Miniform in der Küche.

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Mit Karotten dagegen können sie oft sogar Kinder hinter dem kulinarischen Ofen vorlocken. Wenn Sie die für Gerichte aller Art klein schneiden, müssen Sie den Karottenkopf samt eventuell noch daran hängendem Grün beileibe nicht wegwerfen. Dazu sollte der Kopf 2 Finger breit sein. Auf das Grün können. Um die gesunde Karotte zu vermehren müssen Sie ein Glas mit Wasser so befüllen, dass der Karottenkopf vom Wasser immer leicht berührt wird. Zahnstocher oder ähnliche Hilfsmittel sorgen dafür, ihn am Glasrand hochzuhalten. Wasser muss man natürlich immer wieder nachgießen, bis der Kopf neue Wurzeln bildet. Auch ständig feuchtes Zeitungspapier erzeugt den gleichen Effekt. Danach kommen die Karottenköpfe mit den Wurzeln in einen Topf mit Erde. Sie werden sehen, dass aus jeden Kopf eine neue Karotte entsteht.

Selbst Ingwer können Sie leicht vermehren, den der wächst aus sich selbst heraus. Die von der Ingwerknolle gebildeten grüne Augen oder Stumpfe kann man abbrechen und in einem Topf einsetzen, Dabei muss das Auge "herausschauen". Es genügt, wenn man feuchte, reiche Erde verwendet und mit der Ernte etwas Geduld hat, denn dann fällt der Ertrag umso reichlicher aus.

Und wenn Sie einmal den knackigen Römersalat kaufen, werfen Sie den Strunk nicht weg. Gibt man den in ein Gefäß mit Wasser, so dass er gerade im Wasser steht, kommen schon nach etwa zwei Wochen die ersten Blätter und nach knapp einem Monat entsteht ein neuer Salatkopf. Dazu sollte man das Wasser regelmäßig wechseln und den Strunk mit einer Sprühflasche mit Wasser regelmäßig besprühen. Auch mit Sellerie und Kohl erzielen Sie ähnliche Zuchterfolge.

Die meisten Kräuter, wie Rosmarin, Basilikum, Koriander oder Minze lassen kinderleicht vermehren, wenn man einen frischen, direkt am Stamm abgeschnittenen Zweig ins Wasser stellt, bis er keimt. Dann kann man ihn in einen Topf einpflanzen und so das neue Kräuterlein heranwachsen lassen. Den Grundstein für unseren Kräutergarten habe ich mir übrigens mit einem sogenannten "Kräuterrad" gelegt. Das ist ein bei Ebay "geschossenes" altes Wagenrad, in dem zwischen den einzelnen Speichen diverse Kräuter angesät werden. Das bereichert die Küchenvielfalt ungemein und sieht darüber hinaus noch sehr attraktiv aus.

Diese Kolumne und dieser Beitrag erschienen im Rahmen der Seite
"Kochen & genießen" in der Schweriner Volkszeitung vom 25. November 2014.

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